Essen. Die Essener bitten Fans und Sponsoren in der Krise um ihre Hilfe. Ob und wann die Saison fortgesetzt wird, ist unklar. Aufstieg bleibt möglich.

Eigentlich stünde an dieser Stelle wohl der Nachbericht des Handballspiels zwischen dem HSV Hamburg und dem Tusem Essen. Ein spannendes Zweitliga-Duell, in dem die Essener möglicherweise mit einem Sieg die Tabellenführung ergattert hätten. Aber seit einem Monat ist die Realität eine ganz andere – die Corona-Krise lässt keine Spiele mehr zu, stattdessen stehen viele Klubs vor großen Problemen.

Offener Brief der Geschäftsführung zur aktuellen Lage

Auch der Traditionsverein von der Margarethenhöhe spürt das. Geschäftsführer Niels Ellwanger hat sich nun mit einem Offenen Brief an Fans und Sponsoren gewandt. In einem „Statement zur aktuellen Lage“ spricht der 54-Jährige die aktuellen Probleme und Herausforderungen des Tusem an. Ein Verein, der sich in dieser Saison eigentlich für seine harte Arbeit der letzten Jahre endlich belohnen und den Weg in die erste Liga antreten wollte. Doch ob es dazu kommen wird, ist derzeit noch unklar.

Ellwanger ist zunächst etwas beruhigt, dass es Spielern und Mitarbeitern gesundheitlich gut geht, sich bislang niemand mit dem Corona-Virus infiziert habe. Doch der Handball-Zweitligist im Ganzen ist längst angesteckt, was sich finanziell bemerkbar macht. „Der Tusem hat wie alle anderen Unternehmen, die quasi geschlossen sind, erhebliche Einnahmenverluste“, sagt Niels Ellwanger, „die Erlöse aus den verbleibenden sechs Heimspielen fehlen aktuell, bei gleichbleibenden Kosten. Ohne die Unterstützung von unseren Fans, Sponsoren und Unterstützern wird es unmöglich, diese Zeit zu überstehen.“

Einige Sponsoren haben ihre Hilfe bereits zugesichert

Ein Hilferuf von offenbar existenzieller Bedeutung. Wie groß der finanzielle Schaden tatsächlich ist, lässt sich aktuell wohl schwer abschätzen. Der Tusem hofft daher auf Solidarität aus dem Umfeld. Immerhin haben einige Sponsoren ihre Hilfe bereits für die laufende und die kommende Saison zugesichert, was etwas Sicherheit geben dürfte. Außerdem befinden sich derzeit die Spieler, wie auch Mitarbeiter der Geschäftsstelle in Kurzarbeit und verzichten auf Teile des Gehalts. Eine Entlastung, aber sicherlich keine Lösung in der Krise.

Auch wie es sportlich in der 2. Handball-Bundesliga weitergehen wird, ist noch nicht klar. Derzeit läuft es wohl auf zwei Optionen hinaus, über die der Ligaverband nach dem 20. April entscheiden wird. Möglich ist, dass ab Mitte Mai der Spielbetrieb fortgesetzt wird, allerdings wohl ohne Zuschauer und mit spätestem Saisonende am 30. Juni. Niels Ellwanger macht klar: „Eine Aufnahme des Spielbetriebs vor Mitte/Ende Mai ist nicht denkbar und auch danach in dieser Saison meines Erachtens nicht sonderlich wahrscheinlich.“

Tusem Essen könnte am Grünen Tisch aufsteigen

Daher könnte die andere Option etwas realistischer sein – und für den Tusem sportlich attraktiv: Die Tabelle der Hinrunde zählt quasi als Saisonendergebnis. Dies hätte zur Folge, dass keine Mannschaft aus der ersten Liga absteigen, aber zwei Teams aus der zweiten Liga aufsteigen dürften. Somit würde die Bundesliga in der kommenden Saison mit 20 Vereinen ins Rennen gehen. Und so wären Coburg und Essen die Aufsteiger.

Trotz großer Sorgen und einiger Fragezeichen kann Niels Ellwanger, der auch im Präsidium der Handball-Bundesliga sitzt und nah dran an den Entscheidungen ist, Positives vermelden: Der Tusem hat bereits die Lizenz für die erste und zweite Liga erhalten.