Essen. Der Saisonabbruch gibt Adler Union Frintrop die Chance zum Aufstieg. Der ETB muss dagegen eine Liga runter und der Verband verteilt Wildcards.

Die Sportwelt steht still. Vor gut einer Woche hatte auch der Westdeutsche Basketball-Verband vor dem Hintergrund des sich ausbreitenden Coronavirus die Saison für beendet erklärt, die Abschlusstabellen dienen nun mehr als Basis für die sportlichen Anwartschaften in der Saison 2020/21. Es steckt Brisanz darin, in vielerlei Hinsicht.

Zum einen aus lokaler Sicht: So darf die DJK Adler Union Frintrop die ETB Wohnbau Miners – viele Jahre das Aushängeschild in Essen – als ranghöchstes Team der Ruhrgebietsmetropole ablösen. Zum anderen dürfte die kommende Spielzeit eine organisatorisch herausfordernde werden, egal in welcher Liga.

Verband vergibt Wildcards für Teams mit Aufstiegschancen

Alle Mannschaften mit Aufstiegsrecht dürfen selbiges wahrnehmen, aus den Bundesligen indes muss kein Team absteigen. Für die Ligen unterhalb der Ersten Regionalliga gilt: Wer theoretisch einen Aufstiegsplatz noch hätte erreichen können, darf eine Wildcard für die nächsthöhere Liga beantragen. Wer theoretisch noch einen Nichtabstiegsplatz hätte erreichen können, darf auf eine Wildcard für die aktuelle Liga hoffen.

Beim Verband ist man sich der Tragweite wohl bewusst, man wünsche sich einen maßvollen Umgang mit diesem Recht. Dürfte wohl heißen: Die Klubs sollten genau abwägen, welche Rolle sie in der kommenden Spielzeit wirklich erfüllen können. Die Unwägbarkeiten in diesen Krisenzeiten sind groß – gerade auch wirtschaftlicher Natur.

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Aufstockung der Ligen möglich

Klar ist: Sollten dadurch mehr Plätze in einer Spielgruppe notwendig werden, so wird entsprechend aufgestockt. Mit der Wildcardregelung solle ausgeglichen werden, dass die letzten – vielleicht sogar entscheidenden – Spiele nicht mehr ausgetragen werden können, so der WBV. Keine Mannschaft solle durch den vorzeitigen Abschluss des Spielbetriebs einen entscheidenden Nachteil haben, hieß es.

Die Folge: „Die Wildcardregelung bedeutet zugleich aber auch eine hohe Belastung für den Spielbetrieb in der kommenden Saison. Alle sind aufgefordert, mit dieser Regelung verantwortungsvoll umzugehen und die Chancen auf eine andere, bessere Platzierung realistisch einzuschätzen.“

ETB Wohnbau Miners müssen wohl eine Liga runter

Für die Miners ändert sich nichts. Ein Spieltag vor dem Ende der Hauptrunde wurde die Saison abgepfiffen, die Essener standen da schon lange als Absteiger fest. Natürlich könnte noch ein Hintertürchen aufgehen: Denn die sportliche Qualifikation ist das eine – der wirtschaftliche Betrieb einer Basketball-Organisation ist eben das andere.

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Für den Basketball gilt dasselbe wie für jeden anderen Sport in diesen Krisenzeiten: Einnahmeausfälle durch abgesagte Spiele drücken, Sponsoren haben mit ihrem eigenen Überleben genug zu tun und werden sich ein finanzielles Engagement bei Sportvereinen sehr gut überlegen. Probleme, mit denen natürlich auch der ETB zu kämpfen hat.

ETB braucht einen tragfähigen Neuanfang

Björn Barchmann: „Ich gehe davon aus, dass wir in der kommenden Saison in der Zweiten Regionalliga antreten werden.“ Scherben auflesen heißt mal wieder beim ETB, ein Neuanfang muss erneut her. Bestenfalls ist es diesmal ein tragfähiger. Schwierig zu bewerkstelligen unter diesen noch nie dagewesenen, absolut bedrohlichen Voraussetzungen. Barchmann tritt als Sportlicher Leiter der ersten Mannschaft zurück, wie er gegenüber dieser Zeitung bestätigte. Ein Nachfolger soll schnell gefunden werden – ebenso wie ein neuer Trainer.

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In die Pro B steigen im Übrigen die RheinStars Köln auf, dies wurde nach der Absage der Playoffs einstimmig von den Vereinen beschlossen – und somit auch von Mitfavorit Dragons Rhöndorf mitgetragen, die damit in der Ersten Regionalliga bleiben. Bemerkenswert.

Adler Union Frintrop bekommt die Aufstiegschance

Plötzlich Aufsteiger! Kurz vor dem wohl entscheidenden Duell um die Meisterschaft gegen Bad Münstereifel wurde die Tabelle der Zweiten Regionalliga eingefroren, Frintrop darf als Erster des Tableaus in der kommenden Saison in der Ersten Regionalliga antreten. Ein riesiger Erfolg, der sich in Corona-Zeiten doch eher seltsam anfühlt.

„Wir hätten gerne gespielt, es gerne sportlich geschafft, um schon in der Kabine richtig feiern zu können“, so Trainer Tobias Stadtmann. „So haben wir nur einen Brief in den Händen, das ist jetzt nicht so richtig emotional.“ Aber er weiß auch und stellt klar: „In diesen Zeiten gibt es viel Wichtigeres. Es ging nicht anders.“

Frintrop denkt über die Erste Regionalliga nach

Nun also plötzlich Erstregionalligist und neues Aushängeschild. Doch in Frintrop steht noch nicht fest, ob man überhaupt aufsteigen will. Zu schwerwiegend wären wohl die Voraussetzungen, die für die Erste Regionalliga erfüllt werden müssten. Und ob es Adler Union gelingt, diese Strukturen zu schaffen (auch im Hinblick der wirtschaftlichen Situation in Zeiten des Virus) – mit dieser Frage wird auch in Frintrop selbst ehrlich umgegangen.

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„Für unser Team würde es bedeuten, dass es wohl auseinanderfällt“, so Tobias Stadtmann. Auch da stelle sich die Frage, ob man es wirklich wolle – oder ob ein Aufstieg langfristig nicht mehr kaputt mache, als dass er weiterhilft in der Entwicklung. Natürlich sei es sportlich reizvoll, „es sich noch einmal beweisen zu wollen“, so Stadtmann.

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Entscheidung soll zeitnah fallen

Allerdings fühle man sich vom sportlichen Niveau her in der Zweiten Regionalliga gut aufgehoben, auch wenn das Niveau der Ersten Regio aufgrund der wirtschaftlichen Situation bei den Vereinen vielleicht sinken wird. „Und mögliche Duelle gegen die Miners sind natürlich auch spannend.“

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Gleichwohl: In Frintrop überlegt man. Bis Ende Mai hat Adler Union Zeit, sich Klarheit zu verschaffen. Tobias Stadtmann: „Wir werden es aber eher entscheiden, damit andere Teams Planungssicherheit bekommen. Wir werden im Team darüber ausführlich sprechen und uns natürlich mit der Abteilungsleitung abstimmen, die es letztlich entscheiden und kommunizieren wird.“ Und weiter: „Wichtig ist einfach, dass die Saison 2020/21 pünktlich angepfiffen werden kann und wir uns alle gesund wiedersehen.“