Essen. Die Essener Fußball-Oberligisten suchen einen Weg aus dem Dilemma. Auf Sponsorenhilfe kann in diesen Corona-Zeiten allerdings niemand hoffen.

Eigentlich könnten die Essener Fußball-Oberligaklubs dem Saisonende gelassen entgegen sehen, alle wichtigen sportlichen Fragen sind geklärt: Dem SV Straelen ist die Top-Position wohl kaum noch zu nehmen – und auch die vier Absteiger dürften gefunden sein. Aber die Gefahr droht diesmal von innen: Das Coronavirus lässt die Spvgg Schonnebeck, den FC Kray und den ETB Schwarz Weiß Essen in eine ungewisse Zukunft blicken.

Der momentane dritte Tabellenplatz ist für die Schonnebecker nur ein schwacher Trost. Der Schetters Busch ist in diesen Tagen verwaist, Trainer und sportliche Leitung mussten die Mannschaft nach Hause schicken.

Spvgg Schonnebeck

„Die Spieler haben alle ihre Lauf- und Kraftübungen mitbekommen und werden individuell trainieren – zumindest bis zu einer möglichen Ausgangssperre”, berichtet der Sportliche Leiter Christian Leben und glaubt, dass das Schlimmste noch nicht überstanden ist: „Ich befürchte eine Verschärfung am Freitag, weil die Menschen einfach weiterhin sehr unvernünftig sind”, so seine Beobachtungen.

Die Anlage ist verwaist: Schonnebecks Christian Leben hofft auf baldiges Leben am Schetters Busch.
Die Anlage ist verwaist: Schonnebecks Christian Leben hofft auf baldiges Leben am Schetters Busch. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Dass die Oberliga in absehbarer Zeit den Spielbetrieb wieder aufnehmen wird, daran glaubt Leben nicht. Und da kommt bei den traditionell nicht auf Rosen gebetteten Schonnebeckern natürlich gleich die finanzielle Frage ins Spiel. Was machen, ohne Einnahmen?

Auf Sponsorenhilfe können sie nicht hoffen: „Unsere Sponsoren haben momentan ganz andere Sorgen als sich um den Amateurfußball in Essen zu kümmern, da sind Existenzängste”, weiß der sportliche Leiter aus der eigenen beruflichen Erfahrung.

Das Vereinsheim ist der größte Geldgeber

Rund 150 Zuschauer pro Heimspiel werden in der Kasse in den nächsten Wochen fehlen, aber das ist es ja nicht allein.

„Der ganze Verzehrumsatz fällt nun weg, unser Vereinsheim musste auch schließen – das ist unser größter Geldgeber.” Parallel dazu müssen die Vereinsdarlehen weiter bedient werden, da ist in letzter Zeit einiges in die Hardware (Tribüne etc.) investiert worden. Und bei den Spielergehältern zu sparen, das wäre ein Griff in die Tasche des nackten Bergmanns.

„Unsere Spieler sind alle Mini-Jobber, darüber hinaus gibt es bei uns nichts, da können wir nichts reinholen.”

Wie lautet dann das Rezept? „Wir spielen ein bisschen auf Zeit und hoffen, dass sich in 14 Tagen erste Erfolge zeigen, dass das normale Leben wieder anfängt”, so Leben.

FC Kray

Ein paar Ecken weiter an der Buderusstraße sieht die Lage kaum rosiger aus, auch beim Aufsteiger FC Kray haben sie die Akteure nach Hause schicken müssen. „Es geht vornehmlich auf Eigeninitiative zum Laufen in die Wälder, alles wie zu Sepp Herbergers Zeiten”, unkt Krays Macher Günther Oberholz, der dachte, im Fußball eigentlich alles erlebt zu haben. Aber diese ungewissen Tage sind auch neu für ihn.

Auch Krays Günther Oberholz hätte  gerne wieder Zuschauer um sich herum.
Auch Krays Günther Oberholz hätte gerne wieder Zuschauer um sich herum. © WAZ FotoPool | Tim Schulz

Die fehlenden Zuschauereinnahmen sind ähnlich wie in Schonnebeck, aber zumindest die Vereinsgaststätte haben die Krayer verpachten können. Der neue Betreiber bemüht sich, nicht wirklich allein im “Abseits” zu stehen, bietet einen Mittagstisch an bis 15 Uhr und hat für ältere Mitbürger sogar einen Lieferservice eingerichtet – die Not macht erfinderisch. „Aber Sonntag war natürlich sein Hauptgeschäft, wir müssen abwarten, wie es weitergeht”, so Oberholz. Auch in Kray leben die Sponsoren von der Hand in den Mund, da ist keine Hilfe zu erwarten.

Planungen liegen auf Eis

Oberholz appelliert an die Mitglieder, „endlich vernünftig zu sein, jeder muss sich in diesen Zeiten zurücknehmen.” Die große Belastung aus dem Spieleretat sieht er nicht, schließlich habe man in Kray ja keine Vollzeit-Beschäftigten. Aber die Planungen für die kommende Saison sind erst mal auf Eis gelegt.

„Unser sportlicher Leiter Mario Salogga war in den Planungen schon sehr weit, nun muss das Ganze erst einmal ruhen.“ Denn wer weiß, wann die alte Saison endet, eine Verlängerung in den Juni hinein könnte sich Oberholz gut vorstellen: „Ich hoffe für alle Beteiligten im Sinne des Amateursports auf eine vernünftige Lösung.”

ETB Schwarz Weiß

Am schwierigsten scheint die Lage am Uhlenkrug, hier war der Verein unter der Führung des umsichtigen Vorsitzenden Karl Weiß gerade dabei, nach dem Vorstandswechsel den Verein zu konsolidieren.

Schaut momentan nur von Woche zu Woche – und das mit Sorgen: ETB-Vorsitzender Karl Weiß.
Schaut momentan nur von Woche zu Woche – und das mit Sorgen: ETB-Vorsitzender Karl Weiß. © FFS | Thorsten Tillmann

„Wir können momentan nur von Woche zu Woche schauen”, so Weiß, der mit seinen Kollegen fortlaufend Telefonkonferenzen abhält. Die Personalkosten wie beträchtliche Altlasten müssen gestemmt werden, bei ausbleibenden Einnahmen, versteht sich. Aber Karl Weiß bleibt gelassen, fast schon buddhistisch: „Ich nehme es, wie es kommt.” Notfalls müsse man die schwere Zeit mit einem weiteren Darlehen überbrücken. Zumindest die Verhandlungen mit den Spielern sind ebenfalls auf Eis gelegt.

Kein Sonntag-Mittwoch-Rhythmus gewünscht

Die jetzige Situation hat die Verhandlungsbasis der Akteure sicherlich nicht verbessert: „Wir werden noch mehr als sonst auf das Preis-Leistungsverhältnis achten müssen, wir werden uns keinen Stress in die Bude holen. Wenn es nicht passt, dann passt es eben nicht.” Jedenfalls plane man am Uhlenkrug fest für die Oberliga, nur, ob es in dieser Saison überhaupt noch weiter geht, da will sich Karl Weiß lieber nicht festlegen: „Vor einer Woche war ich mir noch ziemlich sicher, heute bin ich deutlich weniger optimistisch.” Wenn, dann hofft er, dass die Saison bis in den Sommer ausgedehnt werde. „Wir haben noch zwölf Spieltage, und die möchte ich nicht im Sonntag-Mittwoch-Rhythmus durchknüppeln”, so der ETB-Boss.