Auf den Vorstand wartet viel Arbeit. Der Verein hat einen Liquiditäts-Engpass. Staunen über verschwundene Bierkasse und 50 fehlende Bierfässer.
Der ETB Schwarz Weiß Essen bricht seit dieser Woche auf in eine bessere Zukunft. Wieder einmal. Zuvor mussten die knapp 80 Mitglieder sowie die versammelte Mannschaft samt Trainer aber so manche „Kröte schlucken“. Manche quittierten es nur mit einem Kopfschütteln. Als der scheidende Vorsitzende und weiter Ehrenvorsitzende Heinz Hofer die Jahreshauptversammlung – die erste seit Juni 2017 – eröffnete, war es einsam um ihn herum geworden.
Alte Vorstandsmitglieder waren nicht erschienen
Die übrigen Vorstandsmitglieder Werner Gerlich und Günter Gudert waren nicht erschienen und wählten den Abgang durch die Hintertür. „Erkrankt“, wie Hofer versicherte und legte von Gerlich sogar ein ärztliches Attest vor. Organisationsleiter Toni Völker hatte noch vor dem Spiel in Cronenberg die Brocken hingeworfen und war ebenfalls nicht erschienen. Das weitere Vorstandsmitglied Klaus Imort war schon vor Wochen „aus gesundheitlichen Gründen“ zurückgetreten.
Nur der Ehrenvorsitzende, auch gesundheitlich stark angeschlagen, steht nach wie vor wie eine Eins und gab Rechenschaft über die vergangenen, sicherlich nicht leichten Jahre ab. Denn als der sportliche Leiter und später zum ersten Vorsitzenden gewählte Karl Weiß die Finanzlage schilderte, wurde es still im Saal: mittelfristig fehlen dem Oberligisten rund 83.700 Euro, kurzfristig gibt es eine aktuelle Unterdeckung von rund 32.000 Euro. „Der Verein befindet sich in einem Liquiditäts-Engpass“, mahnte Weiß.
4000 Euro aus der Bierkasse bleiben unauffindbar
Die Kassenprüfung ergab auch Erstaunliches. Von einem Freundschaftsspiel vor der letzten Saison gegen den FC Schalke 04 sind stattliche 4.000 Euro aus der Bierkasse vor der Haupttribüne unauffindbar geblieben. „Die sind uns geklaut worden, Toni hat leider vergessen, das Geld abzuschöpfen“, weiß Hofer zu berichten und mutmaßte: „Da waren fremde Leute im Geschäft, jetzt mach mal einen dafür verantwortlich.“ Kassenprüfer Dirk Haferkamp bemängelte in diesem Zusammenhang, dass darüber weder Unterlagen noch eine Anzeige bei der Polizei in der Bilanz zu finden seien.
Heinz Hofer konnte noch beitragen, „dass bei uns vor zwei, drei Jahren mal 50 Fässer Bier verschwunden sind.“ Da waren die Mitglieder nur noch baff. Das Bermuda-Dreieck – es befindet sich mitten im Uhlenkrug. Zukünftig, so Haverkamp, müsse die Geschäftsführung des ETB wieder anders erfolgen: „Das habe ich noch nie erlebt, dass Unterlagen sich im Schlafzimmer der verantwortlichen Person befinden, die müssen hier gelagert werden – und nicht in Kupferdreh.“ Jeder wusste, wer damit gemeint war. Dies alles wirkte bei den Mitgliedern noch nach, als es um die Entlastung des alten Vorstands ging: Heinz Hofer, Axel Lechtken und Klaus Imort wurden entlastet, den Vorständlern Gerlich und Gudert verweigerte die Versammlung diese.
Einhelligen Applaus gab es nur, als mit Ernst Böhle (76) ein verdientes Mitglied die Ehrenmitgliedschaft erhielt. Böhle, der auch den Versammlungsleiter gab, ist seit 64 Jahren Mitglied und bekleidete seit 1971, erst in der Jugendabteilung, viele Posten bei den Schwarz-Weißen, war auch deren Stadionsprecher. Trotz seines Wohnsitzes nahe Fulda ist er dem ETB immer noch eng verbunden. Das bleibt auch Heinz Hofer: „Ich gehe dem ETB ja nicht von der Fahne, aber ich gehe nicht mehr von morgens bis abends für den Verein auf Tour“, so der bald 82-Jährige, der minutenlang stehende Ovationen erhielt.
Schwierige Gemengelage, aber nicht unmöglich
Die Neuzeit läuteten dann anschließend das neue Dreigestirn Karl Weiß (1. Vorsitzender), Markus Röder (Stellvertreter) und Ex-Karnevalsprinz Kai Strathmann (erweiterter Vorstand) ein. Unterstützt von einem Beirat um Axel Lechtken und Jürgen Wiese sowie dem zurückgekehrten Pressesprecher Axel Schulten. Auch Rolf Landes, der in den Verein zurückkehren will, wird sich wieder im Marketing verdient machen. Die alles umarmenden Worte fand zum Abschluss der neue Vorsitzende: „Ich habe in den letzten Wochen versucht, den Verein einigermaßen zu befrieden. Wir haben einen Plan, und ich wünsche mir, dass es dieser Traditionsverein auch schafft. Es ist eine schwierige Gemengelage, aber nicht unmöglich.“ Ganz zuletzt gab Heinz Hofer noch den Wunsch zum Besten, dass am Uhlenkrug auch endlich Regionalliga-Fußball zu sehen sein wird. Das alte Feuer, es lodert noch.