Essen. In der Oberliga steigt Freitag das Derby zwischen Moskitos Essen und dem Tabellenzweiten Herne. Essener Kapitän trifft seinen Ex-Klub wieder.
Es knistert im Pott. Am Freitagabend empfangen die Moskitos in der Eishockey-Oberliga den Herner EV zum Derby (20 Uhr). Stephan Kreuzmann (35) kennt beide Seiten: Er spielte vier Jahre lang in Herne, seit Sommer 2018 führt er den ESC als Kapitän aufs Eis. Vor dem Duell mit seinem Ex-Klub haben wir uns mit dem Essener Abwehrchef über den Trainerwechsel, über Fankritik und ein eindrucksvolles Jubiläum unterhalten.
Stephan Kreuzmann, vor Ihrem Wechsel nach Essen haben Sie bereits für Herne und Duisburg gespielt. Welches ist Ihr Lieblingsderby?
Kreuzmann: Ich könnte jetzt sagen, dass es in den Derbys für mich auch nur um drei Punkte geht, aber das wäre gelogen. Diese Spiele haben eine große Bedeutung für mich, ich habe zu beiden Vereinen eine starke emotionale Bindung. Zu Duisburg, weil es meine Heimatstadt ist und weil ich dort zu Zweitliga-Zeiten meine ersten Schritte im Seniorenbereich gemacht habe. Dort kenne ich auch viele Leute im Umfeld. Ebenso in Herne, wo ich vier tolle Jahre hatte.
Früher nicht unbedingt Freunde in Essen gemacht
In dieser Zeit haben Sie sich nicht unbedingt Freunde in Essen gemacht.
Das haben mich die Fans nach meinem Wechsel im letzten Jahr auch spüren lassen. Zugegeben: Für mich war es anfangs etwas ungewohnt, für die Moskitos zu spielen. Ich bin hier jahrelang als Rivale aufgelaufen. Das hat sich aber nach ein paar Wochen gelegt. Wer mich kennt, der weiß, dass ich immer versuche, tausend Prozent zu geben - egal, welches Trikot ich trage.
Aus Essener Sicht verlief das erste Saisondrittel durchwachsen. Warum kommen die Moskitos nicht in Fahrt?
Schon der Start mit der 3:10-Klatsche gegen Leipzig war äußerst unglücklich. Daran hatten wir zu knabbern. Danach haben wir viele gute Spiele gezeigt, uns aber für unseren Aufwand nicht belohnt, auch weil wir Pech hatten. Oft haben Kleinigkeiten entschieden. Dazu hat der Ausfall von Aaron McLeod wehgetan. Wir haben ja sowieso einen kleinen Kader. Mit drei Reihen ist es schwierig, unser aggressives Powerhockey über 60 Minuten durchzuziehen. Irgendwann lässt die Konzentration nach, dann passieren Fehler. Das ist unvermeidlich.
Trainerwechsel brachte völlig neues Spielsystem mit sich
Welche Rolle hat der Trainerwechsel gespielt?
Der hat es nicht einfacher gemacht. Nach der Verletzung von Frank Gentges haben sich alle Abläufe von jetzt auf gleich verändert. Dann kam mit Larry Suarez ein Trainer, der für ein anderes System steht, andere Schwerpunkte setzt. Dazu die Ungewissheit, ob Frank Gentges nochmal zurückkehrt. Die Mannschaft hat sich voll auf Larrys Ideen eingelassen, aber es braucht einfach Zeit, so einen Prozess erfolgreich zu meistern. Das geht nicht von heute auf morgen. Leider gab es dafür in manchen Situationen nicht das erwünschte Verständnis.
Sie meinen von den Zuschauern?
Aus Fan-Sicht ist es natürlich unbefriedigend, nach Niederlagen zu hören, dass wir eigentlich ein gutes Spiel gemacht haben. Gegen Krefeld wurden wir beim Stand von 3:4 nach dem zweiten Drittel ausgepfiffen. Das war für uns ein Schlag ins Gesicht. Es war erst das dritte Spiel unter Larry, zumal wir am Ende gewonnen haben. Dass aus genannten Gründen nicht alles klappen kann, liegt doch in der Natur der Sache. Aber ich denke, dass man uns bisher nach keinem einzigen Spiel vorwerfen konnte, dass wir nicht alles gegeben haben. Wer das nicht erkennt, hat das Spiel nicht verstanden.
Bei jüngeren Spielern setzt sich Negativstimmung fest
Wie geht die Mannschaft mit der Kritik um?
Das ist für niemanden schön. Ich habe in all den Jahren gelernt, mich nicht durch so etwas beeinflussen zu lassen. An manchen Spieler geht das allerdings nicht spurlos vorbei. Gerade bei den Jüngeren setzt sich so eine Negativstimmung im Unterbewusstsein fest und sorgt für Nervosität in entscheidenden Situationen.
Revanche in Leipzig
Nach dem Derby sind die Moskitos am Sonntag bei den Icefighters Leipzig gefordert (18 Uhr).
Dort hat der ESC noch einiges gutzumachen: Im Hinspiel am Westbahnhof gingen die Essener zum Saisonstart mit 3:10 unter.
Sie hatten kürzlich Ihren 500. Oberliga-Einsatz. Was bedeutet Ihnen diese Statistik?
Für mich ist das eine schöne Randnotiz. Ich denke, darauf kann man stolz sein - auch wenn es „nur“ die Oberliga ist. Das hat mich daran erinnert, wie viel Opfer meine Eltern während meiner Jugendzeit bringen mussten, um mir das zu ermöglichen. Und auch heute unterstützen mich meine Frau und meine Kinder, dafür bin ich sehr dankbar.
Kreuzmann könnte sich auch Trainerjob vorstellen
In Herne steht mit Danny Albrecht ein Trainer an der Bande, der ein Jahr jünger ist als Sie. Wie weit sind Sie mit Ihrer Zukunftsplanung?
Klar, ich bin 35 Jahre alt und habe nicht mehr ewig Zeit auf dem Eis. Da mache ich mir schon meine Gedanken. Vor ein paar Jahren hätte ich mir einen Trainerjob auf keinen Fall vorstellen können, das hat sich mittlerweile geändert. Mir bedeutet Eishockey unheimlich viel, daher steht fest: Ich möchte dem Sport gerne verbunden bleiben - in welcher Funktion auch immer.