Essen. Zu den Meisterschaften in Brandenburg fahren die Essener mit der Einstellung eines mehrfachen Deutschen Meisters. Schwerer Weg für Wanderfalke.
Zu den nationalen Meisterschaften im Kanupolo fährt der KSV Rothe Mühle mit einer Einstellung, wie sie sich für einen mehrfachen Deutschen Meister gehört. „Ich traue uns das Finale definitiv zu“, sagt Trainer Michael Konrad vor dem dreitätigen Playoff-Turnier in Brandenburg an der Havel. Sein Team trudelte bis zum Donnerstagnachmittag nach und nach in Nordostdeutschland ein, Konrad ist bereits seit Dienstag vor Ort.
Sein erstes Fazit, bevor KRM am Freitagmorgen (10.20 Uhr) in die Best-of-Three-Serie mit Viertelfinalgegner Meidericher KC startet, fällt positiv aus: „Hier scheint alles zu passen. Unser Hotel ist nur fünf Minuten entfernt, das fördert die Regeneration.“ Essens zweites Bundesliga-Team KG Wanderfalke startet gegen den KCNW Berlin (10.55 Uhr). Mit Blick auf den Titel gilt die KGW allerdings als Außenseiter. Ebenso wenig geht der KSV diesmal als großer Favorit ins Rennen. „Die acht Teilnehmer sind qualitativ so eng zusammen wie nie“, sagt Coach Konrad. Zwar seien seine Spieler zuversichtlich, „hier gewinnen zu können. Aber mich müssen sie davon im ersten Spiel noch überzeugen.“
Essener Stadtderby in den Zweitliga-Playoffs
In Brandenburg steigen zeitgleich die Titelkämpfe in der Damen-Bundesliga und im Herren-Unterhaus. Bei den Frauen trifft Hauptrunden-Champion Rothe Mühle auf den KP Münster (9.10 Uhr; 12.35 Uhr; 18.20 Uhr).
Ein Essener Stadtderby steigt derweil im Viertelfinale der Zweitliga-Playoffs. Dort treffen die Zweitvertretungen von Wanderfalke und Rothe Mühle aufeinander (12.10 Uhr; 15.10 Uhr; 17.35 Uhr).
Beim Deutschland-Cup und den NRW-Meisterschaften konnten die Essener zwar schon zwei Trophäen einfahren, doch in der Liga-Hauptrunde lief es mitunter holprig. Platz drei hieß es am Ende. Für Konrad „definitiv in Ordnung, aber es wäre mehr möglich gewesen.“ Die beste Offensive (111 Tore), dafür unterdurchschnittliche Gegentor-Werte (76): Aufgrund der Verjüngungskur vor der Saison ist die Spielweise unfreiwillig stürmischer geworden. Konrad glaubt daher, dass Erstrunden-Gegner Meidericher KC „mit seinen guten Schützen nicht ganz unglücklich über das Los ist.“
Er sieht sein Team gegen die Duisburger dennoch leicht favorisiert. Bestenfalls hat Rothe Mühle das Halbfinal-Ticket bereits nach dem zweiten Spiel (14.20 Uhr) in der Tasche und könnte sich so ein nervenaufreibendes, drittes Duell (18.20 Uhr) sparen. „Wir legen den vollen Fokus aufs erste Spiel und wollen den Gegner mit einem Sieg unter Druck setzen“, kündigt Konrad an. Die Personalsituation im Kader ist komfortabel, hat aber einen bitteren Beigeschmack: Denn auf dem Wasser ist nur Platz für acht der zehn Spieler, die mitgereist sind. Konrad, dem diese Situation „reichlich Kopfzerbrechen“ bereitet, hatte am Donnerstagmittag noch keine Entscheidung getroffen.
Essener Derby wäre erst im Finale möglich
Das wohl handelsübliche Vorgehen, verdienten Kräften den Vorzug zu geben, kommt eher nicht infrage. Nachwuchsspieler wie Leon Konrad haben sich mit starken Leistungen im Saisonverlauf unverzichtbar gemacht. Mit 25 Treffern schoss sich Konrad, der jüngste im KRM-Team, auf Rang zwei der Torjägerliste. Immerhin sind spätere Wechsel möglich. Obwohl der Coach eigentlich auf Eingespieltsein schwört, „haben wir genug Erfahrung, um gegebenenfalls nochmal Änderungen vorzunehmen.“
Bei der KG Wanderfalke steht derweil Jonas Gauselmann im Fokus, der dem Verein aus Werden mit 24 Hauptrunden-Toren zu einem starken fünften Platz verhalf. Ein Aufeinandertreffen beider Essener Teams wäre erst im Endspiel möglich – und eher unwahrscheinlich. Dafür müsste einerseits die KGW bei einem erfolgreichen Viertelfinale gegen KCNW Berlin im Halbfinale unter Umständen den Top-Favoriten und Hauptrunden-Champion WSF Liblar (im Viertelfinale gegen RS Hannover) aus dem Weg räumen.
Ebenso ist das Programm von KRM kein Spaziergang. Sollte Rothe Mühle den Meidericher KC schlagen, wartet der Sieger aus dem Duell zwischen dem Hauptrunden-Vize Havelbrüder Berlin und dem Hamburger ACC. Gegen Letzteren wäre eine hitziges Halbfinal-Schlacht wohl garantiert, denn beide Vereine pflegen ein nicht gerade freundschaftliches Verhältnis. Während an den ersten beiden Turniertagen stets drei- bis vierstündige Pausen zwischen den Partien vorgesehen sind, könnte das Finale am Sonntag zu einem echten Kraftakt werden.
Im Vorjahr im Finale am WSF Liblar gescheitert
Sollte nach den ersten zwei Spielen keine Entscheidung gefallen sein, fände das dritte Duell nach einer nur fünfminütigen Pause statt. „Das wäre angesichts unseres großen Kaders nicht unbedingt ein Nachteil“, meint KRM-Coach Konrad. Im Vorjahres-Endspiel war sein Team am WSF Liblar gescheitert. Nun brennt das Essener Lager auf eine Revanche - oder auf eine Überraschung der KG Wanderfalke.