Essen. . Karsten Neitzel, neuer Cheftrainer bei Rot-Weiss Essen, gibt seinen Einstand beim Nachholspiel in Wuppertal. Er ist ein Mann des offenen Wortes.

Nun also hat Rot-Weiss Essen die „bestmögliche Lösung“ bei der Trainersuche gefunden. Knapp drei Monate hat das gedauert. Dabei ist Karsten Neitzel (50), der neue Hoffnungsträger, eher ein Mann der schnellen Entschlüsse. Ist er erst einmal von etwas überzeugt, kann es ihm nicht schnell genug gehen. So lief das auch bei den Verhandlungen mit RWE. Und es passt natürlich ins Bild, dass der Cheftrainer schon an diesem Mittwoch beim Nachholspiel gegen den Wuppertaler SV (19.30 Uhr, Stadion am Zoo) seine frühe Premiere bekommt.

Entschlossenheit und ein konsequentes Bekenntnis

Keine 24 Stunden nach der Beurlaubung beim Regionalligisten SV Elversberg Mitte März war Jürgen Lucas in der Leitung. Einen losen Kontakt zu Neitzel pflegte der Sportliche Leiter schon länger, „lose, aber regelmäßig“, beschreibt es Lucas. Nun war die Gelegenheit günstig, den Wunschkandidaten zur Hafenstraße zu locken. Beim zweiten persönlichen Gespräch habe Neitzel bereits gefordert: „Sieh mal zu, dass wir nun schnell an einen Tisch kommen. Ich will Rot-Weiss Essen machen.“ Diese Entschlossenheit, dieses konsequente Bekenntnis, überzeugten.

Karsten Neitzel mit dem Sportlichen Leiter Jürgen Lucas.
Karsten Neitzel mit dem Sportlichen Leiter Jürgen Lucas.

Aber die Rot-Weissen sind vom Gesamtpaket überzeugt. Der Typ passt und ist ein völlig anderer als Vorgänger Argirios Giannikis, der zwar kompetent, aber doch eher zurückhaltend wie ein Dozent auftrat. „Ich lasse meinen Gefühlen schon mal freien Lauf“, bekennt der Neue. „In mir brodelt es immer.“ Der Mann gilt als impulsiv, direkt und geradeheraus, einer, der auch mal einen lockeren Spruch raushaut. Fußball sei der zentrale Punkt in seinem Leben. Und die Entspannungstechnik: Auf der Tribüne sitzen ohne Ergebnisdruck bei Mineralwasser und Bratwurst.

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„Ich bin ein offener Mensch“, sagt Neitzel von sich. „Ich versuche die Dinge im Gespräch zu regeln, bevor sie zum Problem werden.“ Er hat Erfahrung, sogar schon in der 2. Liga (VfL Bochum) gearbeitet, und beim Drittligisten in Kiel nachgewiesen, dass er eine Spitzenmannschaft formen kann. „Ich habe richtig Bock, aber das ist eine Grundvoraussetzung und wird sicherlich nicht reichen“, weiß Neitzel, der sich bei der Vorstellung seiner Person ertappt, dass er zur Floskel greift. Er weist zumindest darauf hin: „Rot-Weiss Essen ist nun mal Rot-Weiss Essen.“ Soll heißen, dass der Traditionsklub noch immer hohes Ansehen genießt.

Frühe Premiere ist für den neuen Cheftrainer kein Problem

Wie Karsten Neitzel tickt, hat die Saarbrücker Zeitung einst veranschaulicht: „Hallo, ich bin der Kalle. Los geht’s.“ So startete der Fußballlehrer damals in die erste Übungseinheit beim SV Elversberg. „Wenn die Spieler mich siezen, werde ich bald wahnsinnig.“

Eigentlich sollte Neitzel erst im Sommer in Essen anfangen, dass er nun schon in Wuppertal auf der Bank sitzt, ist für ihn aber kein Problem. Und sollte auch keines für die Spieler sein, wie er findet. Er gibt sein Debüt in einem Duell, bei dem es um viel Prestige geht und schon mal hitzig werden kann. Und RWE ist nach dem 1:2 gegen Rödinghausen ebenso gereizt wie der WSV nach dem 0:4 gegen den Abstiegskandidaten Erndtebrück.

Ein intaktes Team und der Zusammenhalt

Der RWE-Trainer ist davon überzeugt, dass er ein intaktes Team übernommen hat. Er beschwört den Zusammenhalt.Und die Fans gehören unbedingt dazu. Die dürfen auf Besserung hoffen: Neitzel wird nachgesagt, dass er die Offensive bevorzugt, dass er dafür mutig ins Risiko geht. Er fordert Mut und Leidenschaft. Und trotzdem gibt es halt immer nur das eine Ziel: „Siege, Siege, Siege. Entscheidend ist und bleibt der Erfolg.“