Projekt Mentaltalent als Partner ist weitere Optimierung des Förderangebots. Für die jungen Sportlern ist es auch eine Persönlichkeitsschulung.

Die Eliteschulen des Sports sollen gestärkt werden, hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) jüngst verkündet. Die Talente in diesem Verbundsystem sollen noch systematischer gefördert werden. Ist doch prima. Auch Horst Melzer wird es freuen, wenn er mehr Unterstützung bekommt von ganz oben. Aber noch ist es ja nur eine Absichtserklärung, und Melzer wird da als Mann der Tat schon mal etwas ungeduldig.

Der Geschäftsführer des Tanz und Sportinternates in Rüttenscheid, dem Kernstück des hiesigen Förderverbundes, ist stets darauf bedacht, den jugendlichen Leistungssportlern in seinem Haus die bestmöglichen Bedingungen zu bieten. „Wir müssen unser Angebot ständig erweitern und optimieren“, sagt er und setzt einen weiteren Stein. Die psychologische Betreuung wird zur festen Einrichtung.

Wichtig ist ein gutes Netzwerk und die Soforthilfe

Die Talente werden im Internat seit jeher bei ihren Schulaufgaben von Pädagogen begleitet, eine Physiotherapie gibt’s im Haus, es wird eine Laufbahnberatung durch den ortsansässigen Olympiastützpunkt ermöglicht, und eine medizinische Soforthilfe ist durch Body Guard (am Elisabethkrankenhaus) ebenfalls abgedeckt. „Wichtig ist die Soforthilfe“, sagt Melzer, der ständig an dem Netzwerk knüpft. So hat er vor kurzem die Unternehmensberatung Capitalent mit ins Boot geholt und damit einen Kontakt zur Wirtschaft hergestellt, der den Athleten beim späteren Berufseinstieg Türen öffnen könnte.

Projekt wurde an der Sporthochschule in Köln entwickelt

Nun kommt das Projekt „Mentaltalent“ hinzu, das an der Sporthochschule in Köln entwickelt wurde und von der Sportstiftung NRW gefördert wird. Noch vor einigen Jahren schwang immer auch ein bisschen Skepsis mit, wenn von Sportpsychologie die Rede war. Die „Seelenklempner“ wurden eher belächelt. Und dass für eine psychologische Sitzung das Training abgesagt wurde, war für manchen Übungsleiter ein Unding. Mittlerweile aber ist diese Wissenschaft anerkannt, denn Leistungssport kann auch krank machen.

Die Sportpsychologin Gabi Bußmann, eine ehemalige erfolgreiche 400-m-Läuferin, kümmert sich im Internat regelmäßig um die Kanuten und Schwimmer. Doch nun sollen alle Beteiligten erfasst werden, die Athleten, die Trainer, die Mitarbeiter, ja, und die Eltern bei Bedarf natürlich ebenfalls.

Teil eines Gesamtkonzeptes, das an allen Eliteschulen umgesetzt wird

Schon vor Jahren hatten die Essener Kontakt nach Köln. Der wurde wieder aufgefrischt. „Wir haben dort angerufen und zwei Tage später kam bereits das Schild per Post. Das haben wir direkt am Eingang an die Wand geschraubt“, schmunzelt Melzer. Beiden Seiten ist an der Kooperation gelegen. „Sie gehört zu einem Gesamtkonzept, das wir an allen zehn Eliteschulen in NRW umsetzen wollen“, erklärt Jürgen Brüggemann, Geschäftsführer der Sportstiftung NRW. Er nennt es eine Qualitätsoffensive.

Keine Feuerwehr, sondern Hilfe durch langfristige Arbeit

Die Jugendlichen sollen nicht mehr an ihren Gedanken scheitern. Schule und Sport miteinander zu vereinbaren, sich auf das Internatsleben einzustellen, dem Erfolgsdruck standzuhalten, all das gehört dazu. Die Nervosität vor dem Start in den Griff zu bekommen, Versagensängste auszuschalten, sich aus einem mentalen Tief herauszuarbeiten – alles Probleme, bei denen Mentaltalent helfen könnte. „Wir sind aber nicht die Feuerwehr. Hier ein Pflaster, da ein Pflaster“, stellt Moritz Anderten, Projekt-Geschäftsführer, klar. Die Arbeit ist systematisch angelegt, kontinuierlich und langfristig.

Gruppenworkshops für alle Beteiligten

Vorrangig sei der präventive Ansatz. Man will von vornherein verhindern, dass die Sportler in ein mentales Tief stürzen. Aber natürlich greift das Projekt auch kurativ ein, wenn es dann doch passiert ist. Für alle sind zunächst Gruppenworkshops vorgesehen, in denen die Aktiven Strategien und Techniken lernen, die sie mental stärken – im Training, im Wettkampf und im Alltag. „Es ist auch eine Persönlichkeitsschulung“, meint Jürgen Brüggemann. „Die jungen Leute müssen sich darüber klar werden, warum sie das alles machen. Und wir müssen sie individuell und intelligenter fördern, ihnen eine Lebensperspektive bieten.“ Und optimal sei es dann gelaufen, wenn es später einmal heißt: „Es hat sich gelohnt, in den Sport zu investieren.“