Essen. Andreas Winkler hat mit einer Einstweiliger Verfügung seinen genehmigten Urlaubsanspruch erzwungen. RWE ist um einen Aufhebungsvertrag bemüht.
- Per gerichtlichem Beschluss sichert sich Andreas Winkler seinen genehmigten Italien-Urlaub
- Vereinsboss Michael Welling hatte für alle Mitarbeiter eine interne Urlaubssperre verhängt
- Vorstand und Aufsichtsrat sind sich einig, mit dem Sportdirektor Nachwuchs nicht mehr arbeiten zu wollen
Andreas Winkler fährt Ende nächster Woche mit seiner Familie zum Zelten nach Bella Italia. Das Recht dazu erwirkte sich der Sportdirektor Nachwuchs am Donnerstagmorgen vor dem Arbeitsgericht Essen. Gegen seinen Arbeitgeber RWE! Damit dürften die Tage des Nachwuchs-Chefs im NLZ allerdings gezählt sein.
Vorher machten die beiden Parteien – auf der einen Seite RWE-Boss Michael Welling und Vereinsanwalt Daniel Schacht, ihnen gegenüber Andreas Winkler und sein Anwalt Ralf Bockstedte – ihre unterschiedlichen Positionen deutlich.
Pawlak und Apfeld sagten ab
Mitte Mai, da war der Trainerposten der U19 von Rot-Weiss für die kommende Saison schon vakant, hatte der Nachwuchsdirektor seinen Urlaub eingereicht und genehmigt bekommen. Ende vergangenen Monats, da war noch immer kein neuer Coach gefunden, verhängte Michael Welling einen internen Urlaubsstopp, auch für Winkler. „Bei uns arbeiten momentan alle Mitarbeiter am Anschlag, da kann es nicht sein, dass sich der Nachwuchschef in den Urlaub verabschiedet“, erläuterte Welling der Richterin Claudia Hagedorn sein Vorgehen. Von Vereinsseite wurde in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass es die „ureigenste Aufgabe“ des sportlich Verantwortlichen sei, einen neuen Nachwuchs-Chefcoach zu suchen und ihn, wenn nötig, auch noch hinreichend einzuarbeiten. Der Verein, so der Anwalt, befinde sich momentan in einer Notsituation, auch durch den Wegfall von Sponsoren. „RWE hat Riesenprobleme, die beiden Abstiege waren eine Vollkatastrophe“, betont Rechtsanwalt Schacht.
Die Gegenseite sah dies logischerweise anders. Längst sei, so betonte Anwalt Bockstedte, bei der Trainersuche Welling höchstselbst „Dreh-und Angelpunkt“ des Geschehens, sein Mandant sei in seinen „Kompetenzen erheblich beschnitten“ worden. Zum Beweis reichte der Winkler-Anwalt Mail-Ausdrucke ans Gericht weiter, die zum Ausdruck bringen sollten, dass die Absagen der Trainerkandidaten Andre Pawlak und Damian Apfeld letztendlich über den Schreibtisch Wellings gegangen seien.
Winkler mit "außerordentlicher Forderung"
Bockstedte betonte noch einmal die Urlaubsreife von Andreas Winkler: „Er hat bislang einen Tag Urlaub in diesem Jahr gehabt, es ist der einzige Erholungsurlaub mit der Familie, außerdem ist er dort ja nicht unerreichbar.“
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Ganz nebenbei wurde während der Anhörung deutlich, dass sich die Wege von Winkler und RWE in naher Zukunft ohnehin trennen werden. Schon am 8. Juni war dem Nachwuchschef mitgeteilt worden, dass Vorstand und Aufsichtsrat überein gekommen sind, die Zusammenarbeit in Bälde zu beenden. In Anbetracht der langjährigen Zusammenarbeit sollte dies aber nicht mit einer Kündigung geschehen. Er, Winkler, solle sich mal Gedanken machen, wie dieser Aufhebungsvertrag aussehen könne.
Am Mittwoch bei der Zusammenkunft wurde das Ganze dann von Andreas Winkler mit Zahlen unterfüttert. „Das war eine außerordentliche Forderung von Winkler, bei der einige Herren auf unserer Seite erst einmal hinten rübergefallen sind“, so Anwalt Schacht.
Richterin Hagedorn, die anfangs darauf hingewiesen hatte, dass die Hürden einer Urlaubs-Rücknahme „sehr hoch sind“, teilte am Nachmittag ihren Beschluss mit: Andreas Winkler darf zur betreffenden Urlaubszeit „fernbleiben.“