Essen. Abwehrchef Philipp Zeiger ist bei Rot-Weiss ein feste Größe. Mit ihm als Säule plant der Fußball-Regionalligist für eine erfolgreiche Zukunft.
- Abwehrchef Philipp Zeiger ist in den zweieinhalb Jahren bei Rot-Weiss eine festen Größe geworden
- An der Hafenstraße haben sie nicht lange verhandelt, sondern den Vertrag bis 2020 verlängert
- Der Innenverteidiger ist überzeugt von den Konzept, dass RWE den Aufstieg bringen soll
So also sieht eine Säule für eine erfolgreiche rot-weisse Zukunft aus. Philipp Zeiger (26) hatte am Donnerstag vor dem Training offenbar noch immer gute Laune. Nach dem 2:1 der Essener in Mönchengladbach konnte der lange Schlaks nicht verbergen, dass er gerade so richtig Spaß in der Brust hatte. „Wenn man gegen den Tabellenführer gewinnt, ist man vielleicht noch ein bisschen glücklicher. Aber es war dort auch ein sehr intensives Spiel.“ Und das erwartet RWE wohl auch am Samstag beim SV Rödinghausen (14 Uhr, Wiehenstadion).
Der Überraschungserfolg in Gladbach wäre ja ein Anlass gewesen, ein bisschen abzufeiern. „Ich war nie ein Partyhengst“, lacht Zeiger. Früher noch eher als heute. Also fuhr der Sieger nach Hause und genoss dort im Stillen. Irgendwie typisch für den gebürtigen Dresdner, der privat zwar selbstbewusst und offen, aber nie zu offensiv daherkommt. Als Teenager habe er natürlich davon geträumt, Fußball-Profi zu werden. Damals bei Dresden-Nord, wo ich angefangen habe, wollte ich später erstmal nur in die Erste, das wäre Oberliga gewesen.“
Auf dem Rasen ist es vorbei mit der Zurückhaltung. Da wird der Name zum Programm, da zeigt er, wo es lang geht und erledigt seinen Job kompromisslos. Der Strafraum ist Zeigers Regierungsbezirk, ebenso die Box des Gegners, wo die Kopfballstärke des Innenverteidigers gefragt ist. Er räumt auf, ordnet und dirigiert seine Nebenleute, löscht ohne viel Brimborium brenzlige Situationen. Dass Rot-Weiss mit die wenigsten Gegentore in der Regionalliga kassiert hat, ist auch sein Verdienst.
Obwohl er sich in erster Linie als Zweikämpfer betrachtet, wird er ganz selten verwarnt. Ein Indiz für seine Klasse? „Das ist Interpretationssache“, erwidert Zeiger.
Die Verantwortlichen an der Hafenstraße wissen, auf diesen Typen können sie bauen, besser gesagt, eine Mannschaft aufbauen. Vor einer Woche haben sie den Vertrag mit dem ehemaligen Drittliga-Spieler vorzeitig um zwei Jahre bis 2020 verlängert. Dann wird auch „Hoch 3“ enden, die Marketing-Aktion, die den Traditionsklub innerhalb der nächsten drei Jahre zum Aufstieg verhelfen soll.
Gemeinsam aus dem Tief gekämpft
Schon vor dem Anpfiff in Rödinghausen steht fest, dass es im ersten Anlauf nichts wird mit dem Titelgewinn. „Natürlich kann ich den Unmut der Fans verstehen“, sagt Zeiger. „Aber man muss auch sehen, wo wir herkommen.“ Im Vorjahr habe man schließlich gegen den Abstieg gespielt. In der Saison 2014/15, in seinem ersten Jahr bei RWE, gab es ebenfalls schwere Phasen. „Wir haben uns damals gemeinsam aus dem Tief gekämpft.“ Und es bis zum Wintermeister gebracht.
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„Für ganz oben reicht es aber einfach nicht in diesem Jahr“, sagt Zeiger. Man müsse akzeptieren, dass andere Mannschaften stärker und konstanter seien. „Aber wir haben eine gute Basis, ein gutes Gerüst. Deshalb glaube ich, dass wir in der nächsten Saison nicht chancenlos sind und mit ein bisschen Glück eine gute Rolle spielen können.“
Vertragsverlängerung kein Akt
Zeiger ist nur einer von nunmehr 14 Feldspielern, die die Essener für die kommende Spielzeit an sich gebunden haben. Von dem Konzept seines Arbeitgebers ist er überzeugt, weshalb die Vertragsverlängerung kein großer Akt war. „Es wurde auch nicht großartig über Zahlen geredet“, verrät Sportdirektor Jürgen Lucas. Kein Vertragspoker, obwohl sich andere Klubs für ihn interessiert haben sollen? Ungewöhnlich. War das Angebot der Roten so gut oder ist der Abwehrchef doch eher bescheiden? „Ach, verhandelt wird immer“, winkt Zeiger ab und ist ehrlich: „Natürlich spielt Geld eine Rolle, ich muss ja schließlich davon leben.“ Dass RWE so früh bei ihm angefragt hatte, habe ihm geschmeichelt. Doch sein Hauptmotiv waren nicht Euros, sondern die Perspektive. „Und meine Frau fühlt sich wie ich in Essen inzwischen sehr wohl.“
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Unangenehme Erinnerungen
Unangenehm könnte es indes für ihn und seine Mitstreiter an diesem Samstag in Rödinghausen werden. Das haben die Rot-Weissen im Hinspiel an der Hafenstraße zu spüren bekommen. Kapitän Benjamin Baier und Jan-Steffen Meier, der morgen verletzt ausfällt, sahen damals die Rote Karte, die Essener verloren durch einen Elfmeter mit 0:1. Und Philipp Zeiger findet: „Wir haben da noch etwas gut zu machen.“