RWE-Trainer Sven Demandt bleibt nach 2:1-Sieg beim Spitzenreiter Gladbach II gewohnt sachlich. Er erkennt auch weitere Fortschritte beim Team.

  • RWE-Trainer Sven Demandt bleibt nach 2:1-Sieg beim Spitzenreiter Gladbach II sachlich
  • Er erkennt auch weitere Fortschritte beim Team
  • „Es fühlt sich gut an“, sagte Demandt

Die Rot-Weissen können noch lachen. Als RWE-Boss Michael Welling nach dem Spiel mit einigen Fans plaudernd durchs dustere Grenzlandstadion in Richtung Parkplatz spazierte, waren ihm Freude und Zufriedenheit deutlich anzusehen. Unten auf dem Rasen kam Innenverteidiger Philipp Zeiger, der gerade erst seine Vereinstreue in Essen bis 2020 vertraglich fixiert hat, aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus.

Es verwundert nicht, denn solche ausgesprochenen Glücksmomente haben die Essener in dieser Saison ja noch nicht allzu häufig erlebt. Sie hatten nicht einfach nur ein Spiel mit 2:1 gewonnen, sondern soeben Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach II in die Knie gezwungen. Für viele eine dicke Überraschung. Obwohl, wenn man zurückblickt: Das Hinspiel hatte Rot-Weiss gegen den Titelanwärter auch nur durch eigene Schlafmützigkeit kurz vor Schluss mit 0:2 verloren.

Erleichterung nach wohltuendem Erfolgserlebnis

Die Freude und Erleichterung ist verständlich. Nicht nur wegen der drei Punkte, sondern weil es ein wohltuendes Erfolgserlebnis ist, denn ganz so erfolgreich waren die Essener ja nicht aus der Winterpause gekommen. Schließlich hatten sie sich vorgenommen, „mehr Dominanz und Überzeugung auszustrahlen“, wie es der Sportdirektor Jürgen Lucas vor Wochen formulierte. Was am Freitagabend auf jeden Fall so war. Den Abstand zum Top-Trio der Regionalliga wollen sie verkürzen, auch das ist mit diesem Dreier zunächst einmal gelungen.

Kapitän Benjamin Baier traf früh per Elfmeter für RWE Foto: Thorsten Tillmann
Kapitän Benjamin Baier traf früh per Elfmeter für RWE Foto: Thorsten Tillmann

„Es fühlt sich gut an“, bestätigt Trainer Sven Demandt. „Es war wichtig, dass wir gewonnen haben und gerade beim Spitzenreiter ist es dann umso schöner.“ Allerdings wirkte Demandt keineswegs überschwänglich, sondern analysierte ganz sachlich. So, wie er es bislang auch nach Enttäuschungen und Niederlagen getan hatte. Natürlich ist die Kritik im Umfeld der Hafenstraße auch ihm nicht entgangen. Und deshalb fordert der Fußballlehrer Augenmaß und vor allem Geduld ein. „Ich glaube, dass wir in einem Prozess sind, der manchmal ein bisschen mühsam ist - auch für mich. Ich finde schon, dass wir anders auftreten als noch in der Hinrunde, was Aggressivität und alles andere betrifft.“ Dann liefert er harten Fakten: „Wir haben vier Punkte mehr als noch zum vergleichbaren Zeitpunkt in der Hinserie, sind Tabellenfünfter. Deswegen ist mir die Grundstimmung im Moment auch zu negativ.“

Gladbach hatte enormes Tempo

Das war nach dem Coup im Grenzlandstadion sicher nicht der Fall. Diesmal lief es in vielerlei Hinsicht nach Wunsch. Nach wenigen Sekunden verursachte Gladbachs Nils Rütten einen Foulelfmeter an Dennis Malura, den Benny Baier zur 1:0 Führung nutzte. „Unnötig und ein Geschenk, aber berechtigt“, stellte Borussen-Trainer Arie van Lent fest. Sein Team demonstrierte danach, warum es dort oben steht, gab richtig Gas, aber RWE hielt dagegen, auch wenn die Gäste manchmal Mühe hatten, zu folgen. Der pfeilschnelle Yeboah zeigte nach einem langen Pass Richard Weber die Hacken und scheiterte an Robin Heller. Für den Essener Keeper war es die dritte 1:1-Situation im dritten Spiel, die er meisterte: zuvor hatte er Kreyer (Viktoria Köln) und Berauer (Düsseldorf II) entzaubert.

RWE hatte anfangs Probleme, dem Gegner zu folgen

„Wir hatten schon unsere Probleme“, gestand Demandt mit Blick auf Hälfte eins. „Es war ein brutal intensives Spiel, Gladbach hatte enormes Tempo, wir haben ihnen manchmal zu viel Raum gegeben.“ Chancen für die Borussen ergaben sich zwangsläufig und das 1:1 (27.) aus der Distanz von Oliver Stand war zu jenem Zeitpunkt verdient.

Nach der Pause bekamen die Rot-Weissen das Spiel jedoch mehr und mehr in den Griff, wurden noch mutiger, gewannen noch mehr Zweikämpfe und ließen kaum mehr etwas zu. „In der zweiten Hälfte haben wir unseren Plan nicht mehr so umsetzen können“, erkannte Arie van Lent, der die gefährlichen Standards der Essener erwähnte. Einer davon führte zum 2:1. Nach einem Freistoß von Kevin Grund zeigte Marcel Platzek das beste Timing beim Kopfball und behauptete sich gleich gegen mehrere Widersacher. „Essen war konsequenter“, meinte Arie van Lent. „Am Ende war der Essener Sieg verdient.“