Essen. Nach der 0:1-Schmach gegen den FC Kray entfernen sich Spieler und Fans von RWE wieder voneinander. Trainer Marc Fascher sinniert hingegen über das Wirken böser Mächte.

Spieler, die im Gang zur Kabine ihre gute Kinderstube vergaßen, ein Trainer, der in der Nachbetrachtung sein „schlechtes Karma“ beklagte und Fans, die einen Rückfall in übelste Zeiten beisteuerten: Das 0:1 im Stadtderby zwischen RWE und dem FC Kray bot Unterhaltungsstoff für ein ganzes Wochenende.

Doch der Reihe nach: Als Schiedsrichter Bastian Börner auch den zweiten Saisonsieg des krassen Außenseiters in dieser Saison amtlich machte, geriet einiges aus den Fugen. Wutentbrannt stürmte Tim Hermes in die Katakomben, knallte seine Wasserflasche gegen die Glastür und trat dermaßen vehement einen Begrenzungspfahl um, dass der Dreck seiner Stollen gegen die weiße Wand spritzte, die von einer Pressemitarbeiterin eiligst gereinigt wurde. „Was für asoziale Fans“, brüllte er wutschnaubend.

RWE-Spieler Zeiger sieht Niederlage als Tiefpunkt

Eine Erläuterung für diese Gefühlseruption gaben die Spieler danach eher drucksend preis: „Ich denke, wir müssen uns nicht bespucken und beschmeißen lassen, es war wieder so ein Rückfall wie damals“, brachte Kapitän Benjamin Baier anschließend etwas Licht ins Dunkel. Was er nicht erwähnte: Sogar ein mit Fäkalien gefüllter „Gegenstand“, der sonst der Empfängnisverhütung dient, soll den Spielern entgegen geflogen sein. Unterste Schublade.

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Es ehrt Spieler wie Philipp Zeiger, dass er sich nach dieser Demütigung gewohnt ruhig den Fragen im Medienbereich stellte: „Ich denke, das war heute der spielerische Tiefpunkt, ansonsten fehlen mir die Worte“, meinte der „Lange“, diesmal so sprachlos wie er wirkungslos zuvor auf ungewohnter Mittelfeld-Position geblieben war.

RWE-Trainer Fascher hadert mit dem Schicksal

Wer dachte, der Abend wäre nicht zu toppen, hatte nicht bedacht, dass noch eine Pressekonferenz folgen würde. Auf der führte RWE-Trainer Marc Fascher nach der neuerlichen Demütigung schwarze Magie als Grund an: „Das ist eine schwierige Phase für uns, die am 23. Dezember 2014 begann. Ich hab diesen ganzen Mist schon mal erlebt, zu Kickers Emdens Zeiten hatten wir schon mal ne Dopinggeschichte, fünf Spiele danach ging gar nichts. Wie ein Fluch liegt das auf uns“, teilte er seinen Zuhörern mit, die dieses Glaubensbekenntnis an böse Mächte teils mit offenem Mund verfolgten.

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Mangelndes Glück ziehe sich wie ein roter Faden bislang durch die Rückrunde. „Dieses Erfolgserlebnis fehlt uns brutal zur Zeit“, meinte Fascher, der aber für die teils kopflose Darbietung seiner Elf mit zunehmender Spielzeit eine weitere erstaunliche Erklärung fand: „Was der Mannschaft in dieser Phase nun fehlt, ist die Erfahrung, die Cleverness.“ Die Leichtigkeit wie zum Ende der Hinrunde sei ihr komplett abhanden gekommen.

Fascher fallen nur zwei RWE-Führungsspieler ein

Eine verblüffende Einschätzung, sieht man beim Blick auf den Spielberichtsbogen eigentlich nur Akteure mit zum Teil höherklassiger Erfahrung, die in ihren Klubs zu den Leistungsträgern gehörten. Oder, wie es Kollege Wagner vom Sieger ausdrückte: „Da steht doch eine Regionalliga-Auswahl auf dem Feld, die wir damals nicht hatten.“ Trainer Fascher sieht es offensichtlich anders. Erfahrung setzt er mit dem Qualitätsanspruch eines Führungsspielers gleich, und da fielen ihm nur zwei Persönlichkeiten ein: Benjamin Baier und Philipp Zeiger.

Bliebe die Frage: Wer hat denn diesen Kader zusammen gestellt?