Duisburg. . Der MSV Duisburg ließ am Sonntag mit dem 7:0-Sieg über den VfL Sindelfingen keine Zweifel am Bundesliga-Klassenerhalt aufkommen. Petersen, Tarczynska, Pozerska, Streng und Shibata verlassen den Verein. Wer den Trainerjob übernimmt, steht wohl schon fest.

Auf einmal reckte Carole da Silva Costa eine Meisterschale in die Höhe. Ein Fan hatte der MSV-Abwehrspielerin das Papp-Imitat in die Hand gedrückt, das diese inmitten der Jubeltraube ihren Mitspielerinnen präsentierte. Teambetreuer Stefan Wilken runzelte leicht kritisch die Stirn: Vielleicht war das doch etwas übertrieben angesichts dessen, dass die Duisburgerinnen gerade nicht mehr als den Klassenerhalt in der Frauenfußball-Bundesliga geschafft hatten. Doch der kommissarische Abteilungsleiter Dieter Weber lächelte gnädig: „Dass wir den Abstieg vermieden haben, ist wie der Champions-League-Sieg. Mehr ging für uns nicht.“ Und so war es nicht verwunderlich, dass die Mannschaft, die einst als FCR 2001 Duisburg in die Saison gestartet war, nach dem mühelosen 7:0 (3:0)-Sieg über Schlusslicht VfL Sindelfingen einen euphorischen Freudentanz vor der Tribüne des PCC-Stadions hinlegte.

Dass Trainer Sven Kahlert sich da nicht einreihte, überraschte auch nicht. Der sachliche Sachse freute sich mehr nach innen und dachte auch schon an die Zukunft. „Es ist schade, dass ich hier nicht weitermachen kann. Ich empfinde keinen Groll, das ist eben manchmal so. Aber es ist halt auch keine einvernehmliche Trennung, weil ich gern geblieben wäre.“ Sprach’s und verschwand in der Kabine, um sich ein neues Hemd anzuziehen: Seine Spielerinnen hatten ihn mit Wasser und Sekt ordentlich abgeduscht.

Abschied: Für Patrycja Pozerska, Stina Lykke Petersen, Coach Sven Kahlert und Agata Tarczynska (von rechts) gab’s vor dem Spiel Souvenirs und Blumen.
Abschied: Für Patrycja Pozerska, Stina Lykke Petersen, Coach Sven Kahlert und Agata Tarczynska (von rechts) gab’s vor dem Spiel Souvenirs und Blumen. © WAZ/FotoPool

Sportlicher Leiter fehlt auch noch

Der Nachfolger soll zeitnah, vermutlich noch in dieser Woche, präsentiert werden – oder besser: die Nachfolgerin, wie es aussieht. Inka Grings, zweimalige Europameisterin, 96-fache Nationalspielerin, sechsmalige Bundesliga-Torschützenkönigin und schlichtweg die Legende des FCR 2001, schaute sich am Sonntag das wenig dramatische Abstiegsfinale an und gilt als erste Anwärterin auf den freien Posten. Damit müsste aber wohl auch das Amt des Sportlichen Leiters, das Sven Kahlert bisher ebenfalls bekleidete, neu besetzt werden.

Zu tun gibt es für eine solche Doppelspitze auch einiges. Nach dem Klassenerhalt muss eine Mannschaft zusammengestellt werden, die im kommenden Jahr deutlich früher reinen Tisch macht. Dabei gilt es erst einmal Lücken zu schließen: Dänemarks Nationalkeeperin Stina Lykke Petersen geht nach einem Jahr, die Polinnen Agata Tarczynska (Medyk Konin) und Patrycja Pozerska (AZS Wroclaw) kehren ebenso in ihre Heimat zurück wie die japanische Ergänzungsspielerin Satomi Shibata (Elfen Saitama). Zudem geht Eigengewächs Daria Streng zum SC Freiburg. Auch Barbara Müller, in den vergangenen Wochen auf der Doppel-Sechs neben Dolores Silva immer stärker geworden, stand vor dem Abschied, hängt nun aber doch noch ein Jahr dran. Das gerahmte Bild, das ihre scheidenden Kolleginnen erhielten, blieb ungenutzt im Presseraum des Stadions stehen.

Die größte Baustelle dürfte die Offensivabteilung sein, in der es nach dem Abgang von Lieke Martens in der Winterpause nahezu gar nicht mehr lief. Die Tschechin Lucie Vonkova und die Kroatin Kristina Sundov gehören nach jetzigem Stand weiter zum Kader, liefen aber zuletzt der Musik ständig hinterher. Während Vonkova das letzte Spiel nur von der Bank verfolgte, war Sundov auf dem Platz der einzige Ausfall in einer ansonsten engagierten und konzentrierten Mannschaft, aus der natürlich Sofia Nati mit fünf Treffern herausragte. Die ersten zwei davon legte ihr Kapitänin Jennifer Oster auf, die ihrerseits nach Nati-Vorarbeit mit dem 1:0 schon nach acht Minuten den sich aufbauenden Druck vom Kessel nahm. Das 5:0 steuerte die eingewechselte Laura Luis bei.

Spannung gab es auch deshalb nicht, weil aus Freiburg fast schon verblüffende Nachrichten kamen. Der BV Cloppenburg wurde seiner Rolle als Jäger der Duisburgerinnen nicht gerecht und schlich am Ende mit einer 2:7-Klatsche im Breisgau vom Platz. Und damit konnte die Party in Homberg ungebremst steigen.

MSV: Petersen – Schenk, Neboli, Himmighofen, Weichelt (55. Costa) – Oster, Silva (73. Pozerska), Tarczynska, Müller – Sundov (65. Luis), Nati.

Tore: 1:0 Oster (8.), 2:0, 3:0, 4:0 Nati (29., 34., 65.), 5:0 Luis (69.), 6:0, 7:0 Nati (71., 84.).

Gelbe Karte: Weichelt.

Zuschauer: 1202.