Duisburg. . Gibt es noch Hoffnung für den MSV Duisburg? Nach dem Lizenzentzug für die 2. Bundesliga soll es wenigstens für die Spielberechtigung für die dritte Liga reichen. Etwas anderes möchte sich MSV-Präsident Udo Kirmse gar nicht vorstellen müssen.

Die Kerzen vor der Schauinsland-Reisen-Arena, die in der Nacht zum Mittwoch das Licht der Hoffnung ausstrahlen sollten, sind längst erloschen und weggeräumt. Übrig geblieben ist der Wachs auf dem Asphalt. Gibt es trotzdem noch Hoffnung für den MSV Duisburg?

Am Donnerstag, am Tag nach der Niederlage vor dem dreiköpfigen DFB-Schiedsgericht und dem Lizenzentzug – es soll in Frankfurt aus Duisburger Sicht 1:2 ausgegangen sein – versuchte der neue MSV-Aufsichtsratschef Jürgen Marbach, einen neuen Hoffnungsschimmer aufzuzeigen: Der MSV will in die 3. Liga.

MSV-Chef Udo Kirmse, von den Ereignissen der letzten Tage sichtlich mitgenommen, kann sich ein anderes Szenario nicht vorstellen: „Der MSV unterhalb der 3. Liga – das geht gar nicht.“ Geht aber womöglich doch: Wenn der MSV die Lizenz nicht erhält, rauscht der Fahrstuhl noch tiefer. „Dann spielen wir in der Oberliga“, sagt Kirmse. Zudem wäre eine Insolvenz unausweichlich.

Die Drittliga-Lizenz hatte der MSV Duisburg schon vor der Schiedsgerichts-Entscheidung beantragt. Bis zum 5. Juli muss alles in trockenen Tüchern sein. Der MSV darf bis dahin nach und nach alle Unterlagen einreichen. Laut Kirmse ist dieses Projekt eine „Herkules-Aufgabe“.

Am 27. Juli beginnt die Saison in der 3. Liga. Die Zeit ist knapp. Noch hat der MSV keinen Trainer, keinen Manager, keine Mannschaft, keine Sponsorenverträge. Und erst recht keine Lösung für die Arena-Finanzierung. Hier will Marbach bis zum Montag einen Durchbruch schaffen. Schuldenschnitt oder Mietsenkung – der MSV muss sich von der fünf Millionen Euro schweren Belastung befreien. Am liebsten möchte Marbach bei diesem Betrag „die letzte Null streichen“.

Runjaic wartet noch ab

Zwölf bis 15 Spieler aus dem aktuellen Kader will Marbach halten, zudem Trainer und Manager. Als „Glücksgriffe“ bezeichnet der frühere Wolfsburger Ivo Grlic und Kosta Runjaic. Auch ohne feste Zusage sondiert Grlic bereits den Spielermarkt.

Runjaic wartet noch ab. „Ich kann zur Zukunft noch nichts sagen“, so der Coach. Das Training der nächsten Tage fällt aus. Runjaic: „Mit wem soll ich trainieren?“ Auch das für Mittwoch geplante Testspiel bei Hamborn 07 hat der MSV abgesagt. Das Trainingslager in Österreich ab dem 3. Juli soll hingegen stattfinden.

Der MSV will in Kürze mit Sportfive eine Einigung für die 3. Liga erzielen. Die Marketing-Agentur stand für die 2. Liga bereits in Duisburg unter Vertrag. Der MSV muss vor allem rund vier Millionen Euro an Fernsehgeldern, die nach dem Zwangsabstieg fehlen, durch Sponsorengelder wettmachen. Der Lizenzentzug trifft auch die Mitarbeiter des MSV. Der Klub wird Stellen abbauen, will dies aber nach Möglichkeit „abfedern“, wie Kirmse betonte.

Regressansprüche gegen Kentsch

Ein direkter Wiederaufstieg in die 2. Liga wäre unrealistisch, wie die Verantwortlichen gestern bekräftigten. „Die Zeit der Versprechungen ist vorbei – auch wenn das vor mir andere Leute auf diesem Stuhl anders gehandhabt haben“, so Marbach. Der KGaA-Chef will auch die jüngste Vergangenheit aufarbeiten. Er will Regress-Ansprüche gegen Ex-Geschäftsführer Roland Kentsch prüfen. „Als Geschäftsführer trägt man Verantwortung. Dass nicht alles rund gelaufen ist, ist offensichtlich“, so Marbach, der später noch hinzufügte: „In meinem Unternehmen hätte ich in einem vergleichbaren Fall meinem Mitarbeiter kräftig die Leviten gelesen.“