Duisburg. . Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate droht dem Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg die Insolvenz. Bis zum kommenden Donnerstag müssen die Zebras laut Geschäftsführer Roland Kentsch 2,5 bis drei Millionen Euro aufbringen, um die Lizenzbedingungen der DFL zu erfüllen. Zusätzlich zur angestrebten Minderung der Stadionmiete.

Um 0.56 Uhr schloss Udo Kirmse am Freitagmorgen im Theater am Marientor die längste Jahreshauptversammlung in der Geschichte des MSV Duisburg. Die neue Satzung des MSV ist durch – bezeichnenderweise drohte um fünf vor Zwölf beim wichtigsten Punkt des neuen Paragrafen-Paketes das Scheitern. 199 Mitglieder stimmten beim Punkt „Tochtergesellschaften“ für den Vorschlag des Vorstandes, 77 dagegen. Damit war die erforderliche Dreiviertelmehrheit verfehlt. Bernard Dietz, seit kurzem Vorstandsmitglied, platzte der Kragen. Die MSV-Legende ergriff das Wort. „Wollt ihr Profifußball oder in der Amateurliga spielen?“, schimpfte Ennatz.

Kurze Krisensitzung

Der seit Wochen schwelende Streit über den Einfluss der Mitglieder auf den Verkauf von Anteilen an den Tochtergesellschaften konnte am Ende mit einem Kompromiss beigelegt werden. „Ein Verkauf von mehr als 49,99 Prozent der stimmberechtigten Kommanditgesellschaft an der MSV Duisburg GmbH & Co. KgaA bedarf der Zustimmung der Mitglieder“, heißt es nun im Satzungstext.

Mit seinen Einwänden zum Vorschlag des Vorstandes hatte der frühere Aufsichtsrat Arnold P. Nitzki maßgeblich zum ersten Abstimmungsergebnis beigetragen. Gleichwohl: Für Nitzkis Gegenvorschlag gab es ebenfalls keine Mehrheit. Erst nach einer kurzen Krisensitzung formulierte der Vorstand den Kompromissvorschlag, der die erforderliche Mehrheit fand.

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Es ist Spekulation, welche Folgen eine Ablehnung gehabt hätte. Spätestens seit der Versammlung zittern die MSV-Anhänger wieder um die Zukunft des MSV. Geschäftsführer Roland Kentsch hatte zuvor ein rabenschwarzes Bild gezeichnet. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate droht die Insolvenz. „Ich hoffe, ich habe die Leute so wachgerüttelt, dass es jeder verstanden hat“, so Kentsch nach der Versammlung.

Bis zum kommenden Donnerstag muss der MSV laut Kentsch 2,5 bis drei Millionen Euro aufbringen, um die Lizenzbedingungen der DFL zu erfüllen. Übrigens zusätzlich zur angestrebten Minderung der Stadionmiete. Zumindest bei diesem Punkt äußerte Kentsch in der Nacht zum Freitag erstmals Zuversicht.

„Keine Sorge, ich mach’s nicht“

GEBAG-Sanierer Utz Brömmekamp, der im November letzten Jahres als Erster vor einer Insolvenz gewarnt hatte, fand bei der Versammlung erneut deutliche Worte: „Der MSV ist ein kritischer Sanierungsfall. Es wurden zuletzt Schulden angehäuft und aufgeschoben. Darlehen helfen uns nicht mehr, Schulden haben wir genug. Wir benötigen dringend private Investoren.“ Deshalb, so Brömmekamp, müsse sich der MSV durch seine Satzung für externe Investoren öffnen.

Zu finanziellen Dingen wollte sich MSV-Chef Udo Kirmse auch nach der Versammlung nicht äußern: „Da ist Roland Kentsch der Ansprechpartner.“ Gleichwohl räumte Kirmse ein, „dass wir einen herben Rückschlag erlitten haben“.

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Kurz kokettierte der neue Präsident sogar mit einem Rückzug. Den Satzungsvorschlag von Arnold P. Nitzki kommentierte Kirmse so: „Da sind Punkte dabei, da sollte man zurücktreten.“ Im selben Atemzug fügte Kirmse hinzu: „Keine Sorge, ich mach’s nicht.“

Der Weg zur Lizenz wird steinig sein. „Ich kann nicht versprechen, dass wir es schaffen“, sagte Roland Kentsch, der bis zum Donnerstag das Finanzpaket schnüren muss. Womöglich wird es auch erneut nicht ohne Stundungen oder Darlehen gehen. Spielerverkäufe wären auch ein Mittel, nur würde sich der MSV damit seiner sportlichen Substanz berauben. Ohnehin hat der Verein mit Andre Hoffmann schon im Winter sein Tafelsilber verkauft. Nun könnte der MSV noch mit Felix Wiedwald, Sören Brandy oder Timo Perthel erzielen. Kentsch will dieses Szenario vermeiden: „Ich glaube nicht, dass es dazu kommt.“