Duisburg. .

Die Zweitliga-Kicker des MSV Duisburg verschwanden nach der 1:4-Pleite gegen den VfR Aalen schnurstracks in der Kabine. Trainer Oliver Reck sagte dort seinen Jungs, sie müssten nun, in den nächsten Spielen ihre „wahre Größe zeigen.“ Auch die Aalener waren schnell in der Umkleide verschwunden. Dort kam der Trainer nicht zu Wort, die Spieler sangen lauthals fröhliche Lieder, feierten den ersten Zweitliga-Sieg der Vereinsgeschichte, der ihnen prompt die Tabellenführung einbrachte. Der MSV ist demnach naturgemäß das erste Schlusslicht der Saison. Tiefer geht nicht, und Oliver Reck – „Wir haben einen schweren Schlag kassiert“ – hofft, dass es nun schon am nächsten Sonntag in Regensburg für Zebras wieder aufwärts geht.

Auch MSV-Chef Andreas Rüttgers hatte sich den Nachmittag komplett anders vorgestellt. Und das nicht nur, weil es sogar ein erstes Fan-Transparent gegen ihn gab. „Ich bin enttäuscht. Das war keine gute Werbung.“ Dabei waren 14 377 Zuschauer zum Saisondebüt gekommen, die Fan-Choreographie vor dem Spiel war sogar erstligareif. Die übrigen Verantwortlichen und Spieler versuchten nach dem Match, die Niederlage als Ausrutscher einzuordnen. „Wenn wir in Regensburg gewinnen, spricht kein Mensch mehr über dieses Spiel“, so Mittelfeldmann Sören Brandy.

Einbruch nach 20 Minuten

Warum die Duisburger nach 20 guten Minuten komplett einbrachen und dann dem Gegner das Feld überließen, wird Bestandteil der Analyse der nächsten Tage sein. Innenverteidiger Andre Hoffmann etwa spielte in der Anfangsphase überragend, gewann alle Zweikämpfe. Das 1:1 ging auf seine Kappe, der Elfmeter zum 1:2 auch und auch beim 1:3 sah Hoffmann schlecht aus. Der 55-Meter-Sololauf von Robert Lechleiter vor dem 1:4 sprach für sich.

„Wir haben über die Fitness das Spiel gewonnen“, sagte Aalens Trainer Ralph Hasenhüttl hinterher und dürfte damit auch die geistige Frische seiner Mannschaft gemeint haben. „Am Ende hätte es noch schlimmer kommen können. Wir waren einfach zu naiv, die Gegenwehr war nicht da“, ärgerte sich MSV-Manager Ivica Grlic.

Erschreckendes Abwehrverhalten

Duisburgs Außenverteidiger Dzemal Berberovic humpelte nach dem Match mit hochgekrempelter Trainingshose aus der Kabine, die Wade war in ein blaues Pflaster verpackt. „Ich habe in der letzten Minute einen Tritt abbekommen“, so Berberovic. Am Montag gibt es die genaue Diagnose. MSV-Leitwolf Goran Sukalo kam unverletzt aus dem Umkleidebereich der Schauinslandreisen-Arena, aber dafür mit versteinertem Gesichtsausdruck. „Wir haben uns auskontern lassen wie Kinder“, konnte es der Routinier nicht fassen, „das Spiel hat mit dem Führungstor gut begonnen, aber das 1:1 und 1:2 hätten niemals passieren dürfen. Wir waren in beiden Situationen in Überzahl und haben zu lässig agiert.“

Besonders erschreckend war das Abwehrverhalten der Duisburger Profis vor dem 1:4. Nach einem eigenen Eckball schaltete Berberovic, zu diesem Zeitpunkt noch ohne Wadenblessur, den Motor ab. Branimir Bajic legte den Spargang ein und ließ Robert Lechleiter ungehindert einschießen. „Wir haben viel investiert, um die Partie noch zu drehen. Da kann es schon mal vorkommen, dass Löcher entstehen, in die der Gegner vorstößt“, setzte Sukalo zu einem Erklärungsversuch an. Der Ex-Nationalspieler deutlich: „Ich hoffe, dass wir gelernt haben wie man in der zweiten Liga spielen muss.“ Eigentlich hätte der MSV Liga-Greenhorn Aalen eine Lehrstunde erteilen müssen. Eigentlich.