Duisburg. Über weite Strecken machen die Füchse kein gutes Spiel, treffen aber kurz vor Ende zum Ausgleich. Sieg nach Penaltys.
Es gibt ein skurriles Filmgenre: das der Horrorweihnachtsfilme. Für die Fans des Eishockey-Oberligisten EV Duisburg fiel das Weihnachtsderby beim Herner EV lange Zeit in diese Kategorie. Vier Minuten lang spielten die Füchse mit viel Elan, waren zielstrebig, hatten gute Chancen. Dann fingen sich die Gäste am Gysenberg einen Konter zum 0:1 ein und die Körpersprache, die Trainer Fabian Schwarze im Vorfeld gegenüber dem Erfurt-Spiel verbessert sehen wollte, war mal wieder stummgeschaltet. Am Ende drehte der EVD das Spiel jedoch und gewann mit 3:2 (0:2, 1:0, 1:0, 1:0) nach Penaltyschießen. Und wer weiß: Nach zuletzt eher überschaubaren Leistungen kann auch ein „schmutziger Sieg“ helfen, um in die Spur zurückzufinden.
„Das war für mich heute eine Charakterleistung, so nach einem 0:2-Rückstand zurückzukommen.“
„Das war für mich heute eine Charakterleistung, so nach einem 0:2-Rückstand zurückzukommen“, sagte Schwarze nach der Partie. „Davor ziehe ich meinen Hut. Allerdings machen wir zu viele Fehler in der Offensive, kreieren so viele Turnover und verlieren auch in der Defensive zu oft die Ordnung. So haben wir auch etwas Glück, nur zwei Tore kassiert zu haben, um am Ende noch im Penaltyschießen zu gewinnen.“
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Schwarze hatte sich vor der Partie für eine Veränderung der Sturmreihen entschieden. Edwin Schitz spielte diesmal gemeinsam mit den nach der Genesung von Pontus Wernerson Libäck wieder vereinten Libäck-Zwillingen, während Martin Schymainski dafür mit Nardo Nagtzaam und Miro-Pekka Saarelainen eine Angriffsformation bildete. Die Idee dahinter dürfte gewesen sein, eine zweite gefährliche Sturmreihe neben dem Schweden-Angriff aufs Eis zu bringen – und auch den nachverpflichteten Finnen Miro-Pekka Saarelainen zum Toreschießen zu „verleiten“. Das ging allerdings über weite Strecken nicht auf.
Frühes Gegentor zum 0:1
Schon nach 31 Sekunden hatte „Schimmi“ eine gute Chance, die Duisburger Führung zu erzielen; 17 Sekunden später hatte auch Saarelainen das 1:0 auf dem Schläger. Die beste Gelegenheit dieser Phase ließ Nardo Nagtzaam liegen, der gerade erst seinen Vertrag für die neue Spielzeit verlängert hatte (4.). Alles nicht so wild, wenn es denn so weiterginge. Doch nach vier Minuten war es mit der Herrlichkeit vorbei: Der frühere EVD-Spieler Valentin Pfeifer traf nach einem Konter zur Herner Führung. Danach blieb vieles Stückwerk. In der neunten Minute stand noch der Pfosten dem zweiten Herner Treffer im Weg, doch rund drei Minuten später war es so weit: EVD-Kapitän Manuel Neumann rutschte aus, ermöglichte so den nächsten Konter der Gastgeber, den Benedikt Bürgelt im Nachschuss per Rückhand verwandelte.
Eine weitere Vorgabe von Fabian Schwarze war, das Spiel einfach zu halten. Das klingt inzwischen fast wie eine Floskel, weil Trainer das so oft sagen. Falsch wird es dadurch aber nicht. Anstatt in dieser Situation klare, einfache Pässe zu spielen, versuchten es die Füchse mit „No-Look-Pässen“, also Pässen ohne Sichtkontakt, die zwar hübsch anzusehen sind, wenn sie gelingen, aber ein hohes Frustrationspotenzial besitzen, wenn sie wieder und wieder beim Gegner landen – und genau das passierte zu Hauf.
Anschluss in doppelter Überzahl
Als sich Mitte des zweiten Drittels die Strafzeiten häuften, kam der EVD immerhin zurück ins Spiel. Ein 5:3-Powerplay nutzte Edwin Schitz zum Anschlusstreffer (27.). Danach blieb noch eine lange Zeit in einfacher Überzahl übrig, die die Füchse aber einerseits nicht nutzten und andererseits durch eine eigene Strafzeit auch noch verkürzten. Dennoch war das 2:2 möglich. Doch erst verpasste Pontus Wernerson Libäck eine Vorlage seines Bruders Linus (31.), dann kam ein Pass von Saarelainen auf den heraneilenden Schymainski nicht an (33.). Und als sich Michael Fomin in aussichtsreicher Position vor dem Tor befand, schlug er ein Luftloch (37.).
Die Angriffsbestrebungen im Schlussabschnitt endeten meist viel zu früh an der blauen Linie, weil Herne gut stand und die Pässe häufig zu ungenau kamen. Dennoch gelang den Füchsen das 2:2: Linus Wernerson Libäck lief um das Tor herum und schoss HEV-Torhüter Finn Becker von hinten an, von dessen Kufe der Puck schließlich ins Netz prallte (54.). Im Penaltyschießen erzielte Linus Wernerson Libäck den entscheidenden Treffer; sein Bruder Pontus machte mit dem zweiten Treffer schon nach zwei Schützen alles klar.
Am Samstag steht bereits zum Jahresabschluss das nächste Derby an: Bereits um 14 Uhr sind die Moskitos Essen in der Pre-Zero-Rheinlandhalle zu Gast.
Die Statistik:
Tore: 1:0 (4:02) Pfeifer (Swinnen, Ackers), 2:0 (11:07) Bürgelt (Swinnen, Pfeifer), 2:1 (26:18) Schitz (Saarelainen, Linus Wernerson Libäck/5-3), 2:2 (55:36) Linus Wernerson Libäck (Schymainski, Neumann), 2:3 (65:00) Linus Wernerson Libäck (entscheidener Penalty). Strafen: Herne 10, Duisburg 10. Zuschauer: 1654.