Duisburg. Beim Stadtsportbund Duisburg endet in einem Jahr eine Ära. SSB-Chef Hans-Joachim Goßow äußert sich „verhalten kritisch“ zu MSV-Hilfen.

Am Ende des traditionellen Gespräches bei Grünkohl, Kassler und Mettwurst im Restaurant des ASC Duisburg blickten die Verantwortlichen des Stadtsportbundes bereits auf die Bilanzpressekonferenz im kommenden Jahr voraus. SSB-Chef Hans-Joachim Goßow hat da einen persönlichen Wunsch. Er möchte dann verkünden, dass mindestens 100.000 Bürgerinnen und Bürger einem Duisburger Sportverein angehören. Zudem wird es im Dezember 2025 in dieser Runde auch sentimental zugehen. Uwe Busch, langjähriger Geschäftsführer des Verbandes, wird Ende kommenden Jahres in den Ruhestand gehen. Eine Ära wird enden.

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Uwe Busch ist 67 Jahre alt und hat somit das Rentenalter bereits erreicht. Er hatte im Zuge der letzten Wahlen zum Vorstand und der damit verbundenen neuen Strukturen im Jahr 2022 seine Tätigkeit verlängert. Im Zuge der Satzungsänderung firmiert Busch seitdem als geschäftsführendes Vorstandsmitglied. Dies gilt auch für seinen Stellvertreter Christoph Gehrt-Butry. Buschs Stelle ist zur Neubesetzung bereits ausgeschrieben.

Im Frühjahr 2026 stehen die turnusmäßigen Neuwahlen zum Vorstand an. Neben Goßow, Busch und Gehrt-Butry gehört Karl-Heinz Dinter derzeit der Führungscrew des SSB an. Als weiteres Vorstandsmitglied war Susanne Hering im Juni von ihrem Amt zurückgetreten. Auf eine Neubesetzung hatte der SSB verzichtet.

Der Rhein-Ruhr-Marathon erlebte in diesem Jahr in Duisburg einen Aufschwung.
Der Rhein-Ruhr-Marathon erlebte in diesem Jahr in Duisburg einen Aufschwung. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

100.000 Duisburger Sportlerinnen und Sportler wären zum Abschied ein schönes Ergebnis. Aktuell treiben 98.171 Menschen in dieser Stadt in 376 Vereinen Sport. Christoph Gehrt-Butry hat eine Zusatzrechnung aufgestellt. „Pro Tag sind 15.000 bis 17.000 Sportler in den Vereinen aktiv“, sagt der Funktionär. Die Corona-Pandemie hatte für einen Rückgang gesorgt. Seit 2021 steigen die Zahlen wieder an. Seit dem vergangen Jahr verzeichneten die Klubs einen Anstieg von rund 4000 Mitgliedern. Der SSB freut sich über einen positiven Trend. Aktuell sind 19,55 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in einem Sportverein organisiert. Hinzu kommen viele Aktive, die beispielsweise in Fitnessstudios oder joggend um die Regattabahn aktiv sind. Das zeigt: Der Sport spielt in dieser Stadt weiter eine wichtige Rolle.

„Es sollte schon klar sein, was damit betrieben werden soll. Und da fehlt es ein bisschen, um es mal nett auszudrücken.“

Hans-Joachim Goßow
SSB-Chef, über Bauprojekte im Sport

Die Bedeutung des Sports schlug sich 2024 auch in der Resonanz der zahlreichen Veranstaltungen des Stadtsportbundes nieder. Der Rhein-Ruhr-Marathon verzeichnete mit dem neuen Termin im Mai einen Aufschwung. Der Aktionstag „Duisburg bewegt sich“ erlebte den besten Besuch seit Jahren. Auf der anderen Seite beklagen die Verbandsfunktionäre Probleme im Leistungssport. Die Mannschaftssportarten durchlaufen derzeit eine Krise. Die Fußballer des MSV spielen als Aushängeschild der Stadt erstmals nur noch viertklassig. Die Eishockey-Cracks der Füchse kommen in der Oberliga nicht voran. Bei den Olympischen Spielen in Paris spielte Duisburg bei der Vergabe der Medaillen keine Rolle.

Für Lichtblicke sorgten hingegen die ehemalige Eintracht-Leichtathletin Nele Moos, die bei den Paralympics in Frankreich im Weitsprung die Silbermedaille gewann. Der Wakeboarder Max Milde qualifizierte sich für die World Games im kommenden Jahr im chinesischen Chengdu. Der Duisburger Sportler des Jahres 2023 und 2024 wird mit Medaillenhoffnungen im Gepäck nach Asien reisen.

SSB-Chef Goßow mahnt Konzepte an

Traditionell sorgen sich die SSB-Funktionäre um den Erhalt und die Modernisierungen der Sportstätten. Hier wird in Duisburg 2025 einiges passieren. Derzeit entsteht ein neues Tribünengebäude an der Regattabahn, das bis zur Universiade im Juli fertig werden soll und muss. Die Stadt hat angekündigt, mit 20 Millionen Euro das Dach der Schauinsland-Reisen-Arena zu erneuern. Zudem soll eine neue Eishalle entstehen. Wie zuvor schon erwähnt: Der MSV und der EVD müssen erst noch in die Spur finden, um dieses öffentliche Engagement im Nachhinein auch zu rechtfertigen.

Hans-Joachim Goßow mahnt, dass „hinter jedem Bauprojekt auch ein Konzept stehen muss.“ Goßow: „Es sollte schon klar sein, was damit betrieben werden soll. Und da fehlt es ein bisschen, um es mal nett auszudrücken.“ Der SSB-Chef hatte als Überschrift für die Pressemitteilung zum Bilanzgespräch bewusst die Überschrift „Sport ist mehr als Fußball“ gewählt. Goßow spricht von einer „Monokultur in dieser Stadt“. Vor diesem Hintergrund betrachtet er auch die aktuelle Hilfe für den MSV „verhalten kritisch“, wie er sagt: „Wenn ein Verein schon viele Millionen vernichtet hat, die vielleicht auch anders dem Sport in Duisburg zugute hätten kommen können und dann noch Gelder für ein Trainingslager erhält, finde ich das zumindest bemerkenswert.“