Duisburg. Nachdem ein Jugendfußballspiel am Mittwochabend eskaliert war, erwägen die Hamborner Löwen mehrere Schritte. So äußert sich der Klub.

Dirk Kunze ist schockiert. „Ich bin jetzt seit 40 Jahren Trainer“, erklärt der Fußball-Jugendobmann von Hamborn 07, „aber so etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Die Massenschlägerei nach dem B-Jugend-Spiel vom Mittwochabend bei Croatia Mülheim ist noch lange nicht abgehakt. Die Videos von den Jagdszenen nach Spielende, die der Redaktion vorliegen, sind verstörend. Nicht zu erkennen ist, warum das Ganze nach dem späten Sieg der Gastgeber plötzlich eskaliert ist, jedoch wird ein Mann, bei dem es sich offenbar um 07-Trainer Deniz Özdemir handelt, von mehreren Personen, die keine Spieler sind, über den Platz gejagt, der an einem Zaun zu Fall kommt, ehe auf ihn eingetreten wird.

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„Wir müssen nun erst einmal den Sonderbericht des Schiedsrichters und das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen abwarten“, sagt Kunze, der ebenso wie Croatias Vorsitzender Robert Babic keine Schuldzuweisungen erheben will. Zunächst war unklar, ob die Hamborner Löwen am Sonntag wie geplant zum nächsten Spiel in der Leistungsklasse der B-Junioren gegen den SV Raadt antreten werden. „Wir werden mit unseren Spielern reden. Das macht ja auch etwas mit jemandem, wenn man so etwas ansehen muss“, erklärt der Hamborner Jugendchef. Am Freitagnachmittag erfolgte schließlich die Absetzung der Partie. 

„Wir werden mit unseren Spielern reden. Das macht ja auch etwas mit jemandem, wenn man so etwas ansehen muss.“

Dirk Kunze
Fußball-Jugendobmann von Hamborn 07

Offenbar scheint es so zu sein, dass der 07-Coach der Hauptgeschädigte ist – zumindest nach Kunzes Kenntnisstand. „Er muss sich noch einer Knieuntersuchung unterziehen. Am Kopf ist er ebenfalls verletzt worden“, so Kunze. Doch auch andere haben Blessuren davongetragen.

Der 07-Jugendchef hofft zudem darauf, dass neutrale Zeugen zur Erhellung der Vorfälle beitragen können. „Es waren wohl auch Vereinsvertreter vom Mülheimer FC 97 vor Ort“, sagt Kunze. Angeblich soll es im Vorfeld zu Provokationen gekommen sein. Das gilt auch für das Pokalspiel der beiden Mannschaften vor rund einem Monat. „Ich war bei beiden Spielen nicht anwesend, hörte aber, dass auch da beruhigend auf einige Leute eingewirkt werden musste“, erklärt Kunze weiter. „Ich habe schon am späten Mittwochabend lange Zeit herumtelefoniert und am Donnerstag auch noch den halben Arbeitstag damit verbracht.“

Gesellschaftliches Problem

Kunze sieht angesichts der Vorfälle ein generelles Problem. „Die Hemmschwelle für ein solches Verhalten scheint immer mehr zu sinken“, erklärt der 07-Jugendobmann. „Das ist ein gesellschaftliches Problem.“

Wie die Mülheimer Polizeisprecherin Sylvia Czapiewski am Donnerstag bestätigte, werde gegen zwei Tatverdächtige wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Einer davon wurde von den Ordnungshütern mitgenommen und den Erziehungsberechtigten übergeben, der andere konnte vor Ort nicht mehr ausfindig gemacht werden. „Was genau passiert ist, ist Gegenstand der Ermittlungen“, so die Polizeisprecherin. Vor Ort wurden sämtliche Personalien aufgenommen, niemand durfte die Platzanlage verlassen. Eine Person sei vor Ort von einem Rettungswagen behandelt worden.

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„Wir müssen uns nun auch überlegen, wie wir mit dem Rückspiel umgehen. Wir werden wohl Verbandsaufsicht und ein Schiedsrichtergespann anfordern. Denkbar ist auch, dass wir getrennte Eingänge einrichten“, erwägt Kunze als Reaktion auf die Vorfälle.

Das Spiel zwischen beiden Mannschaften endete mit einem 1:0-Sieg der Gastgeber, die in der dritten Minute der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielt hatten. Das erwähnte Pokalspiel vor einem Monat ging mit 3:2 nach Verlängerung an Hamborn 07.