Duisburg. Eine Erfolgsserie hat den Oberligisten in die Spitzengruppe gespült. Das Janßen-Team könnte Uerdingen und Ratingen noch überholen.
Der Blick aufs Handy versetzte Markus auf der Heiden in Euphorie: „Platz fünf, mega!“, platzte es aus dem Torwarttrainer des VfB Homberg heraus. Dann ging der Blick gleich noch einmal auf die Tabelle der Oberliga Niederrhein – um herauszufinden: „Wen können wir denn noch kriegen?“
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Die Siegesserie der Kicker vom Rheindeich versetzt die Homberger momentan in Entzücken. Und auch Coach Stefan Janßen sagt: „Schade, dass es jetzt nur noch drei Spiele sind.“ Würde das Saisonende noch um einige Spieltage länger andauern, kämen in Homberg bei sechs Punkten Abstand zum aktuell zum Aufstieg berechtigenden dritten Platz wohl Gedanken nach einer Lizenzanfrage für die Regionalliga West auf. Daran war jedoch selbst Anfang April noch ansatzweise nicht zu denken – als der VfB mit nur vier Punkten Puffer zum Tabellenkeller noch mitten im Abstiegskampf steckte.
VfB Homberg trifft noch auf das Spitzenduo
Sechs Siege in Folge später gehören die Gelb-Schwarzen plötzlich zu den Top-Fünf der Liga – und hält die Serie in den letzten drei Partien an, könnte es am Saisonende womöglich tatsächlich noch zum dritten Platz reichen. Zwar geht es noch zum Spitzenduo nach Schonnebeck und Baumberg – doch nicht zuletzt der 2:0-Sieg über Aufstiegsaspirant Ratingen hat bewiesen, wie schwer es auch für ein Liga-Top-Team ist, etwas gegen den VfB in dessen aktueller Form zu holen. Inzwischen zählt der VfB selbst zu den Top-Teams – und könnte den für die Regionalliga gemeldeten Anwärtern aus Ratingen und Uerdingen am Ende vielleicht sogar noch einen Strich durch die Aufstiegsrechnung machen.
So weit möchte sich am Rheindeich freilich niemand aus dem Fenster lehnen – auf der Erfolgswelle weiterreiten möchte Janßen mit seinem Team aber schon gern. Und bereits am Sonntag beim derzeit überragend kickenden Tabellenzweiten Schonnebeck haben die Homberger die nächste Gelegenheit, ihre starke Form zu bestätigen. Nach einer, so Janßen, „perfekten Englischen Woche“, werden jedenfalls auch die Essener eine gehörige Portion Respekt vor dem VfB haben. „Wir haben zu Hause gegen den ETB und gegen Ratingen, dazu beim Mülheimer FC neun Punkte geholt. Ich weiß nicht ob das vielen Vereinen in der Liga gelingen würde“, ist auch Janßen komplett von seinem Team überzeugt.
Obwohl es für den VfB nun eigentlich nur noch um die berühmte goldene Ananas geht, agierte das Team gegen Ratingen, als kämpfe es noch ums nackte Überleben. „Jeder hat sich für den Erfolg verausgabt bis zum letzten“, sagt der Coach, der neben der tadellosen Bereitschaft und der hohen taktischen Disziplin seines Teams einen Hauptgrund für die Erfolgsserie ausmacht: „Einer steht für den anderen ein. Die mannschaftliche Geschlossenheit steht über allem. Dieser ordnet sich jeder unter, und jeder kann gleichzeitig innerhalb dieser Geschlossenheit glänzen.“ Das durch den Erfolg gewachsene Selbstvertrauen, das die Spieler „ganz anders in die Bälle gehen lässt“, sowie das eingekehrte Quäntchen Glück, „das wir uns erarbeitet und verdient haben“, tun ihr Übriges zur Erfolgswelle dazu.
Ein äußerst positiver Effekt der Serie ist, dass Frank Hildebrandt in der Kaderplanung schon früh Nägel mit Köpfen machen konnte. Auch mit Blick auf die kommende Saison bleibt die Mannschaft zum großen Teil geschlossen. Mit den Torhütern K.C. Hersey und Luca Happe, den Verteidigern Heni Ben Salah, Felix Hohmann, Henrik Scheibe, Ryo Iwata und Aaron Addo, den Mittelfeldakteuren Justin Walker, Kingsley Marcinek, Bilal Akhal, Berkan Bartu, Luca Kazelis und Julian Bode sowie den Stürmern Motoki Fukushima und Tim Ulrich bleiben 15 Mann aus dem jetzigen Team sicher beim VfB.
Weitere sollen folgen, wobei feststeht, dass neben den Urgesteinen Philipp Gutkowski und Thorsten Kogel (GSV Moers) auch Nick Redam (SV Scherpenberg), Nabil Jaouadi, der fast die gesamte Saison über verletzt fehlende Jonas Haub sowie der seine Karriere beendende Ahmad Jafari den VfB verlassen werden. Für Luca Thissen soll die Karriere indes erst richtig beginnen – nur nicht beim VfB. „Sein Abgang tut richtig weh“, sagt Hildebrandt über den im Winter vom zurückgezogenen SV Straelen nach Homberg gewechselten Mittelfeldmotor. „Aber es war so vereinbart, dass er nur zu uns kommt, wenn er nach der Saison wechseln kann, um in der Regionalliga unterzukommen. Da gehört er auch hin, und uns hat er in der Rückrunde enorm weitergeholfen.“
Eine neue Kraft für die Lücke, die Thissen in der Zentrale hinterlässt, hat der Sportliche Leiter indes auch schon gefunden. Mit dem 24-jährigen Kilian Schaar, der vom aktuellen Liga-Konkurrenten und Lokalrivalen Hamborn 07 kommt, für den er seit seiner Ankunft am Holtkamp vor zwei Jahren bislang 54 Oberligaeinsätze bestritt, steht der erste externe Neuzugang fest. Zudem wird Verteidiger Lukas Meyer aus der eigenen U19 in die „Erste“ aufrücken.
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Markus auf der Heiden legt indes eine Pause ein. Einen Nachfolger will der VfB bald bekannt geben. Aber vielleicht platzt ja dennoch mal wieder ein „mega“ aus dem Torwarttrainer heraus – wenn er in der kommenden Saison auch das Abschneiden des VfB auf dem Handy verfolgt…