Duisburg. . Ein „Weiter so“ darf es beim MSV nicht geben. Die Verantwortlichen müssen handeln. Ohne personelle Konsequenzen wird es nicht funktionieren.
Wie heißt es so schön: In der größten Not bringt der Mittelweg den Tod. Dass der Fußball-Zweitligist MSV Duisburg in größter Not ist, daran gibt es keine Zweifel mehr. In der Tabelle steht die Mannschaft ganz unten. Das Aus im Pokal verhinderte, eine mögliche kommende Drittliga-Saison einigermaßen finanziell gesittet angehen zu können. Die Vorstellung der Truppe weckt zudem wenig Lust beim Publikum, durchs Jammertal zu gehen.
Was aber kann man tun? Voraussetzung ist zunächst ein ehrliches Erkennen und Aussprechen, was in diesem Jahr schief läuft. Dann gilt es, unerfreuliche Entscheidungen zu treffen.
Hier einige Optionen mit Für und Wider.
Option eins: Der Vorstand könnte Trainer Torsten Lieberknecht feuern. Seit dem Zwischenhoch im November zu Beginn seiner Amtszeit gelingt dem Coach wenig: Seit dem 2. Dezember fuhr die Mannschaft acht Niederlagen (bei einem Sieg) ein. Nach dem 1:3 gegen Dresden musste der Trainer einräumen, dass die Elf nicht seine Vorgaben eingehalten habe. So was übersetzen Böswillige gern mit: „Der Trainer erreicht die Mannschaft nicht.“ Nach dem 0:1 gegen Fürth: „Die Bereitschaft, auf dem Platz präsent zu sein, fehlte.“
Ein Offenbarungseid in Fürth
Vor dem Amtsgericht nennt man das einen Offenbarungseid: In einem derart wichtigen Spiel gegen eine Mannschaft in der Krise und mit der Aussicht auf einen bedeutenden Dreier war das Personal geistig abwesend?
Andererseits, der Coach versteht sein Handwerk. Noch einmal in einem Fußballlehrer zu investieren, kostet Geld, das bei der Mission Wiederaufstieg fehlen könnte. Und: „Retter“ gibt es nicht im Supermarkt an der Kasse. Der Tauglichste seiner Art rettet ohnehin gerade Fortuna Düsseldorf.
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Option zwei: Den Sportdirektor feuern. Ivica Grlic hat mit seinen Einkäufen in diesem Jahr daneben gelegen. Offenbar haben die neuen Leute das Gefüge in der Mannschaft zerstört, ohne wirklich mehr Qualität zu bieten. Die Schwachstellen auf den Außenpositionen in der Abwehr konnte er nicht beseitigen. In der kritischen Lage zeigte er nicht die Führungsqualität, dem Trainer den Rücken wirksam zu stärken oder das kickende Personal auf der Gehaltsliste zur Erfüllung der Dienstpflicht zu rufen. Anderseits: Fehleinkäufe passieren allen Sportchefs und eine Neubesetzung der Position angesichts der Not könnte das Chaos an der falschen Stelle erhöhen.
Personelle Konsequenzen beim MSV Duisburg
Option drei: Sportchef und Trainer könnten ein Zeichen setzen und noch mal zwei oder drei Spieler an die Luft setzen. Das einzige Signal, das von Einwechselspieler John Verhoek im Spiel gegen Fürth ausging, war ein Ellbogenschlag. Da hätte es auch Rot geben können. Für den teuersten Spieler der Mannschaft ist das zu wenig. In der U 19 haben die Zebras Jan-Niklas Pia, der regelmäßig trifft. Was auf Schalke geht, könnte auch in Meiderich möglich sein. Joe Gyau kommt nicht an Ahmed Engin vorbei, der nun regelmäßig beste Torchancen versiebt.
Das sagt viel. Aber es soll nicht um Personen gehen: Im Winter hat Lieberknecht Regäsel, Blomeyer und Davari aussortiert und Torhüter Mesenhöler degradiert. Die Botschaft kam mit Adresse unbekannt zurück. Vielleicht macht es Sinn, in Feuerrot zu schreiben: Wer nicht mitmacht, ist als nächster raus!
Andererseits: Dem Coach fehlen bis auf weiteres bereits wichtige Spieler wie Borys Tashchy oder Joseph Baffoe. Sebastian Neumann ist lange krank. Christian Gartner kommt auch so bald nicht wieder. Enis Hajri muss aktuell seine Rote Karte absitzen. Da muss jede Entscheidung gut begründet sein.
Das Personal scheuchen. Elf Freunde sollen auf dem Platz stehen. Der Trainer gehört nicht in diesen Kreis. Ein höheres Pensum verhindert, dass die Kicker zu viel nachdenken. Müde Beine machen träge Köpfe. Und über die große Gefahr nachzugrübeln, hilft bekanntlich wenig. Anderseits: Das Schleifen muss ins Programm passen. Der Wechsel von Anspannung und Entspannung ermöglicht erst Höchstleistung.
Freilich, da geht durchaus noch was. Die Fürther liefen in der ersten Halbzeit drei Kilometer mehr als die Zebras. Die Spielvereinigung stand auf Platz zwölf. Der MSV war Tabellensiebzehnter. Da hätte man erwartet, dass man mangelnde Klasse durch Laufen und Leidenschaft wettmacht.
Die MSV-Fans machen ihren Job
Am Samstag gegen Union Berlin wird man sehen, was dem MSV zu dem Trauerspiel der Saison eingefallen ist. So viel ist sicher: Nette Gesten von Spielerfrauen helfen nicht mehr. Ansagen ans Publikum wie von Gerrit Nauber sollte man sich ebenfalls sparen. Die Fans machen ihren Job. Und bezahlen dafür Geld. Jetzt ist es an denen, die für ihre Arbeit Geld bekommen, ihren Job zu machen.