Duisburg. . Die Verpflichtung von Felix Wiedwald dürfte nicht die einzige Überraschung bleiben. Lieberknecht will Spieler, die Verantwortung übernehmen.
Der neue Mann betrat am Donnerstag um 11.22 Uhr den Trainingsplatz des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg. Nach der Einheit sagte Felix Wiedwald: „Es ist ein gutes Gefühl, dass ich wieder gebraucht werde.“
Der MSV hatte mit dem Leihgeschäft des Keepers, der beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt derzeit als „Nummer drei bis vier“ keine Rolle mehr spielt, am Vorabend ein Torwartbeben ausgelöst. Leidtragende sind Daniel Mesenhöler, der zuletzt die Nummer eins im MSV-Tor war, und Daniel Davari, der nun gar keine Perspektive bei den Zebras mehr hat. Es ist ein schlechtes Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden.
Perspektive für Mesenhöler
Nach der 1:3-Niederlage gegen Dynamo Dresden kurz vor Weihnachten hatte MSV-Trainer Torsten Lieberknecht eine „scharfe Analyse“ angekündigt. Der 45-Jährige kam zum Schluss, dass er den Abstiegskampf mit einem neuen Torhüter bestreiten will. Deshalb ist Wiedwald, der nach dem Lizenzentzug im Jahr 2013 den MSV verließ, nun für ein halbes Jahr wieder bei den Meiderichern die Nummer eins.
„Wir brauchen jetzt Jungs, die Verantwortung übernehmen“, sagte Lieberknecht am Donnerstag. Der Trainer schob nach: „Die Verpflichtung von Wiedwald erfolgte nicht aus sportlichen Gründen, sondern vielmehr aus Gründen der Persönlichkeit.“ Wiedwald soll nun durch seine Persönlichkeit und seine Ausstrahlung die Abwehr stabilisieren.
Während Lieberknecht Daniel Davari rät, sich über einen Vereinswechsel Gedanken zu machen, versuchte der Fußballlehrer, Daniel Mesenhöler trotz der jüngsten Entwicklung eine Perspektive aufzuzeigen. In einem halben Jahr wird Wiedwald wieder am Riederwald in Frankfurt seiner Arbeit nachgehen. Dann ist die Nummer eins im Duisburger Tor wieder frei. „Wir killen keinen Torhüter, dem wir sportlich nichts vorzuwerfen haben“, sagte Lieberknecht. Mesenhöler könne nun in seiner Persönlichkeit reifen.
„Ich habe in der Vergangenheit unter Druck gut funktioniert“, sieht sich Wiedwald für den Abstiegskampf gewappnet. Er will nun „der Mannschaft helfen und vorangehen.“ Aus seiner alten Duisburger Zeit kennt der 28-Jährige noch Kevin Wolze und Dustin Bomheuer. Mit Lukas Fröde spielte er bei Werder Bremen zusammen.
Auch Kapitänswechsel ist möglich
In den nächsten Tagen könnte es weitere Beben in Meiderich geben. „Lasst euch überraschen. Ich bleibe unberechenbar“, sagte der Coach gestern in der Medienrunde. Der Trainer verdeutlichte, dass er mit Spielern arbeiten möchte, die Verantwortung übernehmen: „Wir werden genau hinschauen, wer dazu bereit ist. Bei mir gibt es immer eine dritte oder vierte Chance. Aber irgendwann gibt es bei mir auch einen Cut.“
Auch einen Kapitänswechsel schloss Lieberknecht auf Nachfrage nicht aus. „Das ist eine Sache, die ich auch in meinen Gedankenspielen dabei habe. Aber da bin ich noch nicht so weit zu sagen, dass da ein Wechsel ansteht.“ Aber auch bei Kevin Wolze will der Trainer in der Wintervorbereitung genau hinschauen.
Im Fokus steht auch Gastspieler Joseph Baffo, den Lieberknecht aus seiner Braunschweiger Zeit bestens kennt. Der Innenverteidiger bestritt sein letztes Spiel im Oktober 2017. Damals zog er sich in Bochum einen Kreuzbandriss zu. Der gebürtige Ghanaer mit schwedischem Pass muss in den nächsten Tagen nicht zeigen, was er kann – das alles weiß Lieberknecht schon – er muss unter Beweis stellen, dass er nach seiner langen Pause fit für den Abstiegskampf ist.
Durch die Verletzung von Sebastian Neumann – der Abwehrspieler unterzieht sich in der nächsten Woche in München einer Hüftoperation und fällt für den Rest der Saison aus – besteht auf der Innenverteidigerposition Handlungsbedarf. Im Idealfall soll bis zur Abreise ins Trainingslager nach Portugal am 14. Januar eine Entscheidung fallen.
Mit Thomas Blomeyer ist ein weiterer Innenverteidiger des MSV angeschlagen. Aufgrund einer Knöchelblessur bestritt er gestern nur ein individuelles Programm.