Duisburg. Als einen ganz normalen Zweitligisten möchte MSV-Präsident Ingo Wald seinen Verein nicht sehen. Er will den Klub langsam nach oben entwickeln.
Ingo Wald, Präsident des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg, setzt auch für die kommende Saison auf den Klassenerhalt als Ziel für die Zebras. Sportdirektor Ivica Grlic hat zwar 500.000 Euro mehr für das Team zur Verfügung. Zugleich sieht Wald aber auch stärkere Konkurrenz als im Vorjahr. Im Gespräch mit der Sportredaktion sagt der Vereinschef: „Ich würde schon gern irgendwann mal mit dem MSV erste Liga spielen.“
Der MSV hat den Erhalt der Lizenz für die neue Saison lediglich als Twitter-Nachricht verbreitet. Ist die Erteilung der Lizenz schon wieder eine Selbstverständlichkeit?
Ingo Wald: Ich bin froh, dass wir inzwischen mehr über das Sportliche sprechen können als über Wasserstandsmeldungen zur finanziellen Situation. Von daher ist schon ein gewisses Maß an Normalität eingetreten.
Ist der MSV nach dem Chaos von 2013 jetzt wieder ein ganz normaler Zweitligist?
Wald: Da möchte ich gern über die Begrifflichkeit reden. Wollen wir überhaupt ein normaler Zweitligist sein oder wollen wir nicht ein Stück weit außergewöhnlich bleiben? Wenn ich daran denke, wie der Verein, die Gläubiger und Sponsoren, die Stadt und insbesondere die Fans 2013 den Verein gerettet haben, dann sehe ich das schon als außergewöhnlich an. Das hätten viele andere Vereine wahrscheinlich nicht auf die Beine gestellt. Was das Finanzielle angeht, möchte ich schon gern ein normaler Zweitligist sein. Auf diesem Weg sind wir ein gutes Stück vorangekommen. Aber noch lange nicht am Ziel.
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Wie wichtig war der Klassenerhalt aus finanzieller Sicht?
Wald: Immens wichtig. Wir hatten zwei große Hürden: Das war der Aufstieg 2017 und jetzt die Klasse zu halten. Was wir fast gebetsmühlenartig sagen: Die 3. Liga ist für den MSV finanziell kaum darstellbar. Jede Saison in dieser Klasse bringt Verluste zwischen 2,5 und 3 Millionen Euro.
Hatten sie zwischenzeitlich Sorge, dass es vielleicht nicht reichen könnte?
Wald: Ich war immer überzeugt, dass wir das nötige Format haben, die Klasse zu halten. Als wir dann die Phase nach dem Kiel-Spiel hatten, da habe ich mir schon Gedanken gemacht. Weil der Druck eben sehr groß war. Es war gut und richtig, dass alle Beteiligten in diesen Wochen die Nerven behalten haben. Im Verein haben wir inzwischen so viel Stabilität und Substanz, um solche Situationen auszuhalten.
Hat das auch mit dem Schock von 2013 zu tun?
Wald: Ich glaube auch, dass alle ein bisschen demütiger und dankbarer für die zweite Liga geworden sind nach den Ereignissen von 2013. Das macht das Arbeiten einfacher, weil nicht gleich blinder Aktionismus aufgerufen wird. Das ist auch gut so.
Der MSV hat Mehreinnahmen zum Beispiel durch höhere Fernsehgelder oder den Untermieter aus Krefeld. Im Pokal gibt es eine Chance, in die zweite Runde zu kommen. Investieren Sie das Geld in den Kader?
Wald: Wir haben Ivo Grlic und Ilia Gruev eine halbe Million Euro mehr zur Verfügung gestellt. Wir liegen da bei einer Größe für den Kader von knapp über acht Millionen. Wir haben durch die Mehreinnahmen etwas mehr Luft im Etat. Darüber bin ich froh. Denn es sichert Risiken ab. Wir werden das zusätzliche Geld auch zur Schuldentilgung nutzen.
Wie ist das Verhältnis zu Ivo Grlic und Ilia Gruev, wenn es ums Geld geht?
Wald: Wir pflegen ein sehr enges Verhältnis. Dazu rechne ich auch unseren Geschäftsführer Peter Mohnhaupt. Wir tauschen uns ständig und auf kurzem Dienstweg aus und tragen dann die Entscheidungen gemeinsam. Da gibt es keine Situation, dass Ilia oder Ivo über den Etat für die Spieler klagen. Sie wissen, dass wir immer an die Grenze des finanziell Machbaren gehen.
Würden Sie im Ernstfall Geld für einen Nachkauf im Winter freimachen?
Wald: Ein kalkulierbares Risiko muss man mal eingehen. Die Frage ist immer: Kann ich mir den sportlichen Erfolg erkaufen? Da muss ich mir verdammt sicher sein, dass die Investition zielführend ist.
Wie sehr steht der Klassenerhalt in diesem Jahr im Vordergrund?
Wald: Jede Saison in der Liga gibt uns mehr Stabilität. Die Konsolidierungsphase läuft weiter. Der MSV muss sich in diesem Jahr so positionieren, dass er nicht in Gefahr kommt. Ich bin überzeugt, dass wir einen besseren Kader haben, weil wir mehr Breite haben und uns gut verstärkt haben. Aber das muss nicht bedeuten, dass wir besser abschneiden. Denn die Liga ist jetzt mit dem HSV, Köln und all den Vereinen wie Union Berlin, Ingolstadt, Bochum, Darmstadt, Heidenheim, Fürth, St. Pauli oder Dresden, die die vergangene Saison vergessen lassen und oben mitmischen wollen, noch einmal ein Stück weit stärker als zuletzt. Es gibt genügend Gründe, den Klassenerhalt für den MSV als realistisches Ziel zu sehen.
Wie sieht eine mittelfristige Planung aus?
Wald: Wir wollen nicht immer ängstlich nach hinten schauen. Zwei oder drei Jahren müssen wir uns Zeit geben. Danach kann man sehen, dass wir uns nach oben hin entwickeln. Ich möchte niemandem Flausen in den Kopf setzen: Aber ich würde schon gern irgendwann mal mit dem MSV erste Liga spielen.
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Mit Ilia Gruev als Trainer?
Wald: Ich bin sowohl von Ivo als auch von Ilia überzeugt. Ich würde mit ihnen durch alle Höhen und Tiefen gehen. Ich freue mich über unseren Erfolg und den Erfolg, den Ilia hat. Dass er dadurch möglicherweise Begehrlichkeiten weckt, ist normal und gut so. Ich glaube aber, dass Ilia eine enge Verbundenheit zum MSV hat und dass wir sicherlich noch lange nicht am Ende unseres gemeinsamen Weges sind.