Duisburg. . Für die Zebras gibt es keinen Grund, die Dinge schleifen zu lassen. Ein Abstieg der SpVgg Greuther Fürth kann für Duisburg lukrativ werden.

Ilia Gruev beliebte nach dem Sieg über Jahn Regensburg zu scherzen. Nach der Pressekonferenz am vergangenen Sonntag merkte der Trainer des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg an: Er müsse rasch weg. Er habe noch „ein paar Rituale“ zu erledigen. Der Seitenhieb bezog sich auf seinen Ex-Spieler Baris Özbek. Der Mittelfeldmann hatte im Moment der höchsten Krise öffentlich wissen lassen: Mit Gruev steige man ab, weil der sich immer nur an Ritualen festhalte. Von einer großen Pfeffermühle, die vor Spielen auf einem Tisch zum Stehen kommt, war die Rede.

Gruev hatte auf die Kritik seinerzeit nicht reagiert. Aus gutem Grund: Er wollte die scharfe Stimmung nicht noch zusätzlich würzen. Im Moment des Triumphs, nach dem 4:1 über Regensburg und vor einem garantierten weiteren Jahr in der Zweiten Liga, konterte der 48-Jährige mit einer Spur Sarkasmus. Ilia Gruev ließ durchscheinen, dass ihn die Seelenprüfung der sechs Spiele ohne Sieg durchaus angefasst hatte.

Gruev will zwei Siege

Der Coach hatte nach außen hin Gelassenheit gezeigt und sein Team in diesem Sinne auf die entscheidenden Spiele in Aue und gegen Regensburg gecoacht. Ob dabei eine Pfeffermühle auf dem Tisch stand oder nicht, spielt keine Rolle. Wer heilt, hat Recht! Und Gruevs Medizin gegen akuten Punktemangel wirkte so eindrucksvoll, das Pharma-Firmen nach dem Rezept fragen.

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Doch genug des Nachrechnens. Jetzt geht es ans Vorrechnen. Präsident Ingo Wald, der zugab, „jetzt gerade sehr entspannt“ zu sein, weiß: Es sind noch längst nicht alle Summen gezogen. Der MSV kann in der Liga bis auf Platz vier vorrücken. Die beiden Spiele gegen Fürth und daheim gegen St. Pauli gelten seit Sonntag, 15.20 Uhr, als machbare Aufgaben gegen die Teams im Ringen um den Klassenerhalt.

Gruev will sie gewinnen, das machte er in der Pressekonferenz deutlich. Und er verwies darauf, wie man im Aufstiegsjahr Zwickau zum Saisonfinale mit 5:1 geschlagen habe und dann auch den Niederrhein-Pokal gewann.

Aktuell auf Platz 15

Finanzmann Wald machte deutlich, dass das nicht allein eine Frage der Ehre ist. Um die Lizenz für die kommende Saison zu erhalten, muss der MSV noch eine Deckungslücke schließen. Eine gute Platzierung zur Schlussabrechnung macht sich bei den Fernsehgeldern bemerkbar.

Achtung, anschnallen, jetzt wird es kompliziert. Als Aufsteiger bekam der MSV in diesem Jahr 7,2 Millionen Euro. Der Umrechnungsschlüssel bezieht die Platzierungen der vergangenen fünf Jahre ein und setzt sich aus vier Töpfen zusammen. Der MSV liegt in dieser Wertung derzeit auf Platz 15 vor den beiden künftigen Neulingen SC Paderborn 07 und 1. FC Magdeburg sowie dem FC Erzgebirge Aue.

Beim nächsten MSV-Gegner SpVgg Greuther Fürth geht die Abstiegsangst um: (von links) Richard Magyar, Sportdirektor Rachid Azzouzi, der früher beim MSV spielte,  und  Mario Maloca.
Beim nächsten MSV-Gegner SpVgg Greuther Fürth geht die Abstiegsangst um: (von links) Richard Magyar, Sportdirektor Rachid Azzouzi, der früher beim MSV spielte, und Mario Maloca. © Sportfoto Zink / WoZi

Im günstigsten Fall kann man noch drei Plätze gutmachen. Über den Daumen gepeilt, kommen da etwa 830 000 Euro mehr zusammen. Wichtig wäre dabei: Nicht mehr als einen Rang hinter Regensburg ins Ziel zu kommen. Dresden gilt es um zehn Plätze zu überflügeln. Überdies: Der MSV würde finanziell auch von einem Abstieg der Spielvereinigung Greuther Fürth mit etwa 270 000 Euro profitieren. Das nennt man mal eine Siegprämie für das Spiel am Sonntag. Jedenfalls, wenn die Franken in die Dritte Liga müssen.

In der Tabelle darf der MSV nicht hinter Platz neun fallen, sonst überholt Paderborn die Zebras. Aue muss mindestens fünf Plätze hinter dem MSV bleiben. Kostenpunkt pro Abwertung: etwas mehr als 220 000 Euro.

Lizenz im Blickpunkt

Präsident Ingo Wald kann sein sportliches Personal nicht allein mit dem Erhalt der Lizenz bei einem erfolgreichen Schlussspurt motivieren. Der Zuschlag aus dem Fernsehtopf wird für die Lizenz gebraucht. „Alles, was wir mehr darüber hinaus einnehmen, können wir in die Mannschaft stecken“, lässt er seinem Sportdirektor Ivica Grlic ausrichten. Die Botschaft wird auch der Trainer gern hören. Was Ingo Wald übrigens nicht gesagt hat: dass es bei erhöhten Fernsehgeldern mehr oder größere Pfeffermühlen gibt.