Duisburg. . Vor dem Saisonentspurt spricht Gruev über die kuriose Situation in der 2. Bundesliga, zu schnelle Euphorie und seine Zukunft in Duisburg.
Die Länderspielpause sei zum richtigen Zeitpunkt gekommen, sagt Ilia Gruev. Die spielfreie Zeit will der Trainer des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg nutzen, um seine Mannschaft auf gute Abwehrarbeit einzuschwören. Im Gespräch mit Hermann Kewitz sagt der Coach ebenfalls: Das Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern am kommenden Samstag sei wichtig, aber kein Endspiel.
Nach drei Niederlagen herrscht trotz der 37 Punkte ein wenig Katerstimmung bei den MSV-Freunden. Wie ist ihre Sicht auf die Situation?
Ilia Gruev: Normalerweise hätte jeder sofort unterschrieben: 37 Punkte nach 27 Spieltagen. Aber klar, drei Niederlagen in Folge, das nervt und ist unangenehm. Da machen sich die Fans Sorgen. In der letzten Saison war es nicht anders. Da waren wir vom neunten bis zum letzten Spieltag Tabellenführer. Bei einer Niederlage hat sich direkt die Frage gestellt: Schafft der MSV das oder nicht? Mit diesen Fragen muss ich leben und kann ich leben.
Machen Sie sich auch Sorgen nach diesen drei Niederlagen?
Gruev: Sorgen mache ich mir nicht. Aber Gedanken. Man muss wissen, so eine Phase haben auch andere Mannschaften. Das beste Beispiel ist Nürnberg: Wir haben aus den letzten vier Spielen drei Punkte geholt, Nürnberg nur zwei. Und sie sind Tabellenzweiter. Dieses Jahr ist die Liga verrückt. Jeder kann jeden schlagen.
Woran liegt es, dass der MSV in so ein Loch gefallen ist?
Gruev: Einer der Gründe ist das permanente Umstellen in der Viererkette durch Krankheit oder Gelb-Sperren. Da brauchst du mehr Stabilität und mehr Abläufe. Wenn man außerdem sieht, wie wir Tore bekommen haben, zeigt sich: Wir waren gedanklich eher offensiv ausgerichtet statt defensiv. Nach unerwarteten Ballverlusten waren wir offen und unvorbereitet, statt dicht zu stehen.
Hat sich die Mannschaft von der Euphorie und der Hoffnung, auf einen Relegationsplatz springen zu können, mitreißen lassen?
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Gruev: Wenn du gut punktest, wenn du über den Erwartungen liegst, wenn dich alle loben und glücklich sind, dann kommt diese Euphorie. Da denkt ein Spieler schnell: Wir sind richtig gut, wir schießen Tore und können nach vorne spielen. Aber die Mannschaft muss erst mal verteidigen. Nicht, weil der Trainer das will, sondern, weil wir davon überzeugt sind. Wenn du zu Null spielst, nimmst du einen Punkt mit. Und wir machen auch fast immer ein Tor. Von den zehn Siegen haben wir sieben zu null gewonnen. Nur einmal haben wir nach einer Führung noch verloren. Wir nutzen jetzt die Länderspielpause, um dieses Gefühl wieder zu vermitteln.
Wie wichtig ist das Spiel gegen Kaiserslautern, um die Trendwende herbeizuführen?
Gruev: Natürlich ist das Spiel wichtig. Wir brauchen wieder ein Erfolgserlebnis, müssen zurück zur Stabilität finden. Aber ich will nicht so einen Druck empfinden, dass wir denken, dass das ein Endspiel ist.
Rauscht es nach den Niederlagen hinter den Kulissen?
Gruev: Nein, Präsident Ingo Wald, Geschäftsführer Peter Mohnhaupt, Sportdirektor Ivo Grlic und ich, wir wissen, was wir zu tun haben. Unser Ziel war immer der Klassenerhalt. Nichts spricht dagegen, dass wir das schaffen. Wir haben nie geträumt wie der eine oder andere Fan. Was jetzt wichtig ist, dass wir bis zum Ende kontinuierlich punkten.
Trotz dieser schlechten Phase – die Bilanz ist positiv. Gibt es bereits Anfragen an den Trainer Ilia Gruev?
Gruev: Konkrete Anfragen gibt es nicht. Ich fühle mich hier beim MSV sehr gut und bin sehr glücklich. Es ist ein Privileg, für seinen Herzensverein arbeiten zu dürfen. Ich wohne in der Stadt. Ich bin Duisburger. Es gibt ja gute Beispiele für mich: Torsten Lieberknecht in Braunschweig oder Frank Schmidt in Heidenheim, die sind seit Jahren bei ihren Klubs. Das sind überragende Geschichten.
Wie empfinden Sie die Arbeit beim MSV?
Gruev: Ich genieße die Zeit beim MSV. Seit ich hier bin, habe ich mehr positive und erfolgreiche Momente. Nimmt man mal die beiden Phasen in der Hinrunde und gerade jetzt aus, dann haben wir bislang eine Saison ohne Sorgen gespielt. Aber eine wirklich gute Saison ist es erst, wenn wir sie erfolgreich und seriös zum Ende bringen.
Wie sieht der Blick auf die neue Spielzeit aus?
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Gruev: Ich will, dass wir diese Schwankungen rausbekommen. Dass wir gegen Düsseldorf, Nürnberg und Kiel in sechs Spielen 22 Tore bekommen, in dieser Saison aber auch schon acht Mal zu Null gespielt haben. Diese Balance will ich finden, dass wir kontinuierlich gut in der Defensive stehen.
Was weit sind Sie mit den Planungen für den Kader?
Gruev: Wir planen bereits sehr intensiv und haben mit John Verhoek bereits einen sehr guten Stürmer geholt. Er hat sich ganz bewusst für uns entschieden. Das ist ein Zeichen für unsere Arbeit in diesem Jahr. Wir haben jetzt die Möglichkeit, Spieler zu holen, die vor der Saison nicht zu uns gekommen wären.
Test am Samstag gegen die A-Junioren
Der MSV Duisburg probt während der Länderspielpause nur einmal den Ernstfall. Und auch das lediglich hausintern. Am Samstag um 13 Uhr testet Ilia Gruev an der Westender Straße gegen die eigenen A-Junioren sein Personal. Trotz der drei Niederlagen in Folge werden Kiebitze keine aufregenden taktischen Umstellungen erleben. Das sagt Trainer Ilia Gruev. „Wenn ein System und eine Spielweise grundsätzlich erfolgreich war, dann muss man nicht groß umstellen“, so der MSV-Coach. Heute geht es mehr um Details. Im Blickpunkt steht dabei die defensive Arbeit. Gruev: „Es geht darum, dass wir wieder verteidigen wollen. Das sollte auch beim Test zu sehen sein.“ Darüber hinaus bietet das Spiel gegen den Nachwuchs Cauly Oliveira Souza weitere Spielpraxis. Der Mittelfeldmann hatte seit Januar mit einer Virusinfektion zu kämpfen und kam erst in der zweiten Halbzeit beim 2:3 in Braunschweig zu seinen ersten Wettkampfminuten in diesem Jahr.