Bottrop. Der mit vier Toren bislang erfolgreichste Angreifer des VfB Bottrop hat ein klares Erfolgsrezept: Wer viel investiert, wird auch belohnt.
- Der VfB Bottrop hat in neun Saisonspielen erst 13 Tore erzielt. Vier davon gehen auf das Konto von Enes Bilgin.
- Selbst Schlusslicht SpVgg Steele hat häufiger getroffen (18) als der Tabellenvierte.
- Allerdings: Kein anderes Team verteidigt bislang so gut wie der VfB.
- Die Schwarz-Weißen haben erst sieben Gegentreffer hinnehmen müssen.
Wie sind Sie beim VfB Bottrop angekommen, Enes Bilgin?
Relativ gut. Relativ, weil ich eine Verletzung mitgebracht habe, die mich in den ersten Wochen noch gebremst hat. Aber der Verein hat sich gut um mich gekümmert und hat alles getan, damit ich möglichst schnell fit werde. Mein erster Eindruck vom VfB war deshalb auch sehr positiv. Von den Menschen, die alles am Laufen halten, aber auch von der Mannschaft.
Gab es Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung?
Überhaupt keine. Ich habe mich sofort wohlgefühlt. Unseren Torhüter Joel Frenzel kannte ich noch aus unserer gemeinsamen Jugendzeit beim VfL Bochum. Fred Ansah kenne ich aus der Duisburger Bezirksliga. Und Nusret Miyanyedi kommt wie ich aus Gladbeck. Das hat mir die Eingewöhnung leicht gemacht.
Sie sind schon in der Jugend zwischen Westfalen und Niederrhein gewechselt, jetzt auch bei den Senioren. Gibt es Unterschiede in den beiden Verbänden?
Tatsächlich bin ich schon einige Male zwischen beiden Verbänden gewechselt. Meine erste Seniorenstation war bei Westfalia Herne in der Oberliga. Zuvor hatte ich in der A-Jugend von Rot-Weiß Oberhausen gespielt. In Westfalen gibt es eine Liga mehr. Die Verbandsliga gibt es am Niederrhein nicht. Das bedeutet, dass du von der Landesliga direkt in die Oberliga aufsteigen, kannst. Umgekehrt kannst du am Niederrhein auch tiefer abstürzen. Wenn ich die aktuelle Landesliga sehe, dann würde ich die vom Niveau schon mit der Westfalenliga gleichsetzen. Am Niederrhein gibt es eine ganze Menge an Vereinen, die schon Oberliga gespielt haben. Das ist in Westfalen etwas anders.
Gemessen an anderen Topteams der Liga fällt auf: Der VfB Bottrop hat bislang zu wenige Tore geschossen. Teilen Sie den Eindruck?
Definitiv. Das ist bislang zu wenig. Wir hätten in den letzten Spielen deutlich mehr Tore schießen müssen. Ich nehme mich da auch nicht heraus. Wir arbeiten im Team daran, das zu ändern.
Und woran liegt es?
Das ist tatsächlich schwer zu beantworten. Wir haben einen sehr überlegten Spielaufbau, spielen sehr diszipliniert. Das sorgt dafür, dass wir defensiv sicher stehen und nur wenige Gegentore kassieren. Allerdings sind wir offensiv ja auch nicht ungefährlich. Wir erarbeiten uns in jedem Spiel viele Möglichkeiten. Es gibt einfach Phasen, in denen das Tor wie vernagelt scheint. Das wird aber nicht immer so sein. Der Knoten wird platzen.
„Ich bin der Überzeugung, dass ein Spieler, der viel investiert, auch irgendwann automatisch belohnt wird. Das gehört zusammen.“
Ihre persönliche Quote kann sich mit vier Toren bislang sehen lassen? Sind Sie selbst mit sich zufrieden?
Unzufrieden bin ich nicht. Natürlich hätte ich schon mehr aus meinen Möglichkeiten machen können. Das fing ja schon im ersten Saisonspiel gegen Arminia Klosterhardt an. Da hätte ich schon nach acht Minuten das 1:0 machen müssen. In solchen Situationen hadere ich mit mir. Aber das bremst mich nicht. Ich versuche in jedem Spiel zu ackern und Gas zu geben. Mir persönlich ist es überhaupt nicht wichtig, wer die Tore schießt, sondern dass wir als Team erfolgreich sind. Das steht für mich klar im Vordergrund. Ich bin der Überzeugung, dass ein Spieler, der viel investiert, auch irgendwann automatisch belohnt wird. Das gehört zusammen.
Was trauen Sie der Mannschaft in dieser Saison zu?
Wir haben im Team schnell realisiert, dass mehr als der Klassenerhalt oder ein Platz im Mittelfeld drin ist. Die Mannschaft hat viel Qualität und Potenzial. In nahezu allen Spielen waren wir die tonangebende Mannschaft. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir bislang häufiger gegen die Teams aus der unteren Tabellenhälfte gespielt haben. Es steckt einiges drin in dieser Mannschaft, das Vermögen ist noch nicht ausgeschöpft. Was wirklich möglich ist, werden erst die kommenden Spiele zeigen. Am Sonntag kommt Frintrop, das ist schon ein richtiger Gradmesser.
Zur Person: Das ist Enes Bilgin
- Der im Sommer zum VfB Bottrop gewechselte Stürmer ist 23 Jahre alt. Enes Bilgin wohnt in Gladbeck, arbeitet als Angestellter für die Stadt Duisburg. In seiner Jugend spielte er in den Bundesliga-Teams des FC Schalke 04, VfL Bochum, von Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen.
- Enes Bilgin war für die türkische Nationalmannschaft bei der U17-Europameisterschaft 2018 in den Niederlanden im Einsatz. Nach Spielen gegen Italien, Niederlande und Island schied das Team als Gruppendritter aus.
- Bei RW Essen hatte er im Alter von 18 Jahren sogar einen Kurzeinsatz bei den Profis in der Regionalliga (1:1 gegen Fortuna Düsseldorf II).
- Sein erstes Seniorenjahr absolvierte er bei Westfalia Herne in der Oberliga. Vor seinem Wechsel zum VfB spielte Bilgin für den Bezirksligisten Duisburger FV 08.
- In der laufenden Saison hat Enes Bilgin bereits vier Tore erzielt. Beim 2:0 gegen den 1. FC Lintfort, beim 1:2 gegen den SV Budberg, beim 4:0 gegen den SV Scherpenberg und zuletzt am Sonntag beim 1:1 gegen die Sportfreunde Lowick.
Das ist der kommende Gegner des VfB Bottrop
- Am Sonntag muss der VfB Bottrop gegen eine Mannschaft antreten, die mit großen Ambitionen in die Saison gestartet ist. Die Schwarz-Weißen empfangen den Tabellensechsten DJK Adler Union Frintrop im Jahnstadion. Anstoß ist um 16 Uhr.
- Der Gegner aus Essen machte am vergangenen Sonntag mit einem 4:1-Erfolg gegen den GSV Moers auf sich aufmerksam. In der Bilanz von Frintrop stehen momentan fünf Siege und vier Niederlagen. Erfolgreichster Torschütze der Mannschaft ist Dominik Stukator. Der 28-Jährige hat schon sieben Mal getroffen.
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