Bottrop. Eine 20-jährige Sieglosserie sollte enden, doch es kam anders. Auch am Mittwoch verließ Rhenania Bottrop enttäuscht die Sportanlage Rheinbaben.
Es bleibt dabei. Rhenania Bottrop kann auf Rheinbaben einfach nicht gewinnen. Der Bezirksliga-Tabellenführer musste sich am Mittwoch im Viertelfinale des Kreispokals beim SV Fortuna Bottrop mit 0:1 (0:1) geschlagen geben. Die Sieglos-Serie auf Rheinbaben dauert seit März 2004 an, geht für die Blau-Weißen nun schon ins 21. Jahr.
„Derbysieger, Derbysieger, hey, hey!“ Während Fortunas Fußballer im Schunkelkreis den Einzug ins Halbfinale des Kreispokals feierten, schlichen sich abgekämpfte Rhenanen wortkarg vom Spielfeld. Auch Trainer Stefan Thiele stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Weil ihm seine Mannschaft nur wenig Anlass zur Kritik geboten hatte, suchte er den Grund für die 0:1-Niederlage beim Gegner: „Die Fortunen haben sich heute auf das beschränkt, was sie können.“
Fortuna Bottrop benötigt keine fußballerischen Glanzlichter
Natürlich schwang in seinen Worten ein Vorwurf mit. Und zu einem gewissen Grad hatte Rhenanias Trainer nicht Unrecht: Fortuna Bottrop hatte fußballerisch keine Glanzlichter gesetzt. Rhenania war die spielbestimmende Mannschaft, hatte deutlich mehr Ballbesitz. Das traf auf beide Spielhälften gleichermaßen zu.
Doch ganz so einfach war die Rechnung von Thiele nicht. Denn zur Wahrheit gehört auch: Der SV Fortuna lieferte eine grundsolide Leistung ab, verteidigte mit unbändigem Willen und nutzte seine Chance. Unter dem Strich, und das wollte auch Thiele nicht abstreiten - stand ein verdienter Erfolg.
Fortuna Bottrops Trainer Marco Hoffmann hätte lieber drei Bezirksliga-Punkte
Marco Hoffmann sah das ähnlich. Fortunas Trainer freute sich zwar sehr über die gute Leistung und den Sieg, gab nach dem Schlusspfiff aber unumwunden zu: „Das Kreispokal-Halbfinale würde ich liebend gerne gegen drei Bezirksligapunkte eintauschen.“ Hoffmann wird sich noch lange mit dem Pokalspiel beschäftigen.
Denn seine Mannschaft gab ihm am Mittwoch durchaus Rätsel auf. Die in der Liga zuletzt so enttäuschend schwache Mannschaft hatte im Duell mit dem Nachbarn ein komplett anderes Gesicht gezeigt. Fortuna spielte ein konsequentes Pressing, organisierte geschickt ihre Defensivreihen und nutzte eine der wenigen Chancen zum entscheidenden Treffer. Viel besser konnten es die Gastgeber gegen den spielerisch überlegenen Gegner eigentlich nicht machen. Und Marco Hoffmann fragte sich zu Recht: „Warum klappt das in der Liga so selten?“
Knapp 300 Zuschauer waren Zeuge der Pokalüberraschung, die in der ersten Halbzeit durchaus den erwarteten Verlauf nahm. Rhenania ergriff schnell die Initiative. Die Blau-Weißen erkämpften sich leichte Feldvorteile, die aber nicht ins Gewicht fielen, denn bis auf die Möglichkeit von Hannes Ostgathe (7.) und einen Freistoß von Niklas Wenderdel (42.) blieb es im Fortunen-Strafraum überraschend ruhig.
Lennart Jablonski schießt Fortuna Bottrop kurz vor der Pause in Führung
Fortuna ließ kaum etwas anbrennen, setzte der spielerischen Leichtigkeit des Gegners, Entschlossenheit und Einsatzfreude entgegen. Das wurde wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff belohnt. Fortuna überbrückte mit einem lang geschlagenen Ball die eigene Hälfte, ein Rhenane trat beim Abwehrversuch über den Ball und Lennart Jablonski schloss im Strafraum überlegt zum 1:0 ab.
Der Rückstand machte Rhenania noch keine Sorgen. Thiele war das aus der Liga schon gewohnt. Der Trainer brachte zur zweiten Halbzeit mit Alkan Celik und Dennis Terwiel neue Kräfte ins Spiel. Beide versuchten, das Offensivspiel anzukurbeln. Doch auch sie schafften es nicht, einen Weg durch die vielbeinige Abwehr aufzuzeigen.
Während sich Rhenania im Angriff abrackerte, lauerten die Fortunen auf ihre Chancen. Die erste davon vergab Lennart Jablonski, der den Ball nach einem Freistoß von Luca Bergermann aus kurzer Distanz knapp über das Tor schoss (68.). Drei Minuten später hatte Fortuna erneut das 2:0 auf dem Fuß. Diesmal war es Bergermann, der einen Schuss knapp links neben das Tor setzte.
Rächen sollten sich die vergebenen Chancen nicht, weil Rhenania zwar bis in die vierte Minute der Nachspielzeit alles versuchte, dabei aber keine einzige zwingende Gelgenheit zum Ausgleich hatte. Lichtblick am Mittwoch: der Schiedsrichter! Nico Rosen hatte die Partie auch ohne Assistenten jederzeit im Griff, kam in einem fairen Spiel mit wenig Gesten und einer einzigen Gelben Karte aus.
Fortuna gegen Rhenania - So haben sie gespielt
Fortuna Bottrop - Rhenania Bottrop 1:0 (1:0)
Tor: 1:0 (44.) Jablonski. Fortuna: Lohe; Peltzer, Steinkusch, Jablonski (90. Michalik), Sommer, Bergermann, Schrödl, Nordmann, Pitkowski (85. Polak), Cumcu (75. Böhnke), Siwek. Rhenania: Schumacher; Larisch, Dietz, Dickmann (46. Terwiel), Temel, Mengenli, N. Wenderdel (46. Celik), Sakiz (63. Meder), Kahnert, Ostgathe (72. Jansen), Fischer. Schiedsrichter: Nico Rosen. Zuschauer: 300.
Fortuna gegen Rhenania: Der Liveticker zum Nachlesen
Fortuna Bottrop - Rhenania Bottrop 1:0 (1:0)
21.27 Uhr: das Spiel ist aus. Fortuna Bottrop gewinnt mit 1:0 und steht im Halbfinale des Kreispokals.
21.24 Uhr: die 90 Spielminuten sind vorüber. Es gibt 4 Minuten Nachspielzeit.
21.04 Uhr: noch eine ganz dicke Chance für Fortuna. Luca Bergermann schießt knapp daneben. Rhenania konzentriert sich auf die Offensive und ist zunehmend fehleranfällig in der Abwehr (71.).
21.01 Uhr: Fast das 2:0. Lennart Jablonski schießt nach Flanke von Luca Bergermann aus kurzer Distanz drüber (68.).
21.00 Uhr: Rhenania drängt auf den Ausgleich. Kaum noch Entlastung für Fortuna. Der Gastgeber verteidigt aber weiter intensiv und effektiv (67.).
20.38 Uhr: Rhenania geht die zweite Hälfte mit neuen Kräften an. Alkan Celik und Daniel Terwiel sind jetzt im Spiel.
20.38 Uhr: Das Spiel läuft wieder.
20.22 Uhr: Halbzeit. Fortuna führt überraschend, aber auch nicht ganz unverdient.
20.21 Uhr: 1:0 für Fortuna. Der Gastgeber überbrückt das Spielfeld mit einem langen Ball. Ein Rhenane tritt über den Ball und Lennart Jablonski erfolgreich ab (44.).
20.19 Uhr: Fortunas Lohe verhindert den Rückstand. Er pariert einen Freistoß von Wenderdel und klärt vor dem heranstürmenden Larisch (42.).
20.17 Uhr: Fortuna macht geschickt das Mittelfeldzentrum zu. Bei Rhenania macht sich das Fehlen von Alkan Celik bemerkbar. Die Blau-Weißen haben zwar mehr Offensivaktionen, kommen aber nicht durch. (40.).
20.06 Uhr: Lohe passt auf und unterbindet einen vielversprechenden Angriff der Rhenanen. Der Schlussmann sprintet aus der Box und kommt vor Niklas Wenderdel an den Ball (29.).
20.03 Uhr: Ausgeglichenes Spiel bislang. Beide Teams attackieren früh. Entsprechend häufig wechselt der Ballbesitz (26.).
19,54 Uhr: Möglichkeit für Fortuna. Jablonski profitiert von einem Fehler von Larisch, kommt aus spitzem Winkel zum Abschluss. Links vorbei (17.).
19.44 Uhr: Erste Chance Rhenania. Ostgathe scheitert mit seinem Schuss an Schlussmann Lohe (7.).
19.37 Uhr: Schiedsrichter Nico Rosen pfeift das Spiel mit Verspätung an.
19.15 Uhr: Die Aufstellungen sind da. Fortuna Bottrop startet mit: Lohe; Peltzer, Steinkusch, Jablonski, Sommer, Bergermann, Schrödl, Nordmann, Pitkowski, Cumcu, Siwek. Rhenania Bottrop: Schumacher; Larisch, Dietz, Dickmann, Temel, Mengenli, N. Wenderdel, Sakiz, Kahnert, Ostgathe, Fischer.
An den 14. März 2004 auf Rheinbaben erinnert sich kaum noch jemand. An diesem Sonntag setzte sich Rhenania Bottrop mit 3:1 beim SV Fortuna durch und läutete einen unnachahmlichen Saisonendspurt ein. Die Blau-Weißen holten in der Folge 25 von 27 möglichen Punkten, fingen den BSV Oberhausen vom zweiten Tabellenplatz ab und feierten den Aufstieg in die Bezirksliga.
Doch seit diesem Tag haben die Rhenanen kein einziges Spiel mehr auf Rheinbaben gewinnen können. Weder im Pokal, noch in der Meisterschaft. Die Sieglos-Serie hat am Mittwoch schon seit 20 Jahren, acht Monaten und sechs Tagen Bestand. In den Kadern beider Teams stehen aktuell 16 Spieler (zehn bei Rhenania, sechs bei Fortuna), die noch nie einen Rhenania-Sieg auf Rheinbaben erlebt haben, weil sie erst nach dem 14. März 2004 geboren wurden.
Rhenania Bottrops Trainer Stefan Thiele glaubt nicht an einen Fortuna-Fluch
Stefan Thiele stand Mitte März 2004 noch selbst auf dem Platz. Der damals 31-Jährige hatte seine Karriere eigentlich schon beendet, half seinem Heimatverein STV Horst-Emscher aber noch einmal im Abstiegskampf der Verbandsliga aus. „Das ist unheimlich lange her“, sagt der Trainer von Rhenania Bottrop und ergänzt mit Blick auf das Derby auf Rheinbaben: „es ist höchste Zeit, dass wir diese Serie beenden“.
An einen Fortuna-Fluch glaubt Thiele hingegen nicht: „Wenn ich schon seit 20 Jahren Trainer von Rhenania wäre, dann würde ich diesmal jemand anderen hinschicken. Aber so ist es ja nicht. Ich bin mir sicher, dass wir diesmal gewinnen können. Die Serie hätte ja schon im Punktspiel vor zwei Wochen reißen müssen. Beim 2:2 waren wir die klar bessere Mannschaft.“
Marco Hoffmann stand am 14. März 2004 als 23-jähriger Torhüter von Fortuna Bottrop auf dem Feld, erinnert sich aber nicht mehr an Einzelheiten, schon gar nicht an die drei Gegentore. Fortunas Trainer sieht sein Team in der Außenseiterrolle, glaubt aber auch an die Möglichkeit, neues Selbstvertrauen zu tanken: „Wir spielen momentan so launisch und wechselhaft, dass uns der Einzug ins Pokal-Halbfinale sicher sehr guttun würde.“
Alle Derbys auf Rheinbaben seit dem 14. März 2004
- 3. November 2024: Fortuna Bottrop - Rhenania Bottrop 2:2
- 12. Mai 2024: Fortuna Bottrop - Rhenania Bottrop 3:2
- 16. September 2022: Fortuna Bottrop - Rhenania Bottrop 2:2
- 28. November 2021: Fortuna Bottrop - Rhenania Bottrop 2:1
- 5. August 2015: Fortuna Bottrop - Rhenania Bottrop 4:2
- 14. September 2014: Fortuna Bottrop - Rhenania Bottrop 2:1
- 14. März 2004: Fortuna Bottrop - Rhenania Bottrop 1:3
Alle Spiele des Kreispokal-Viertelfinales
- SC 20 Oberhausen - Schwarz-Weiß Alstaden (Mittwoch, 19.30 Uhr)
- Fortuna Bottrop - Rhenania Bottrop (Mittwoch, 19.30 Uhr)
- 1 FC Hirschkamp - FC Sterkrade 72 (Donnerstag, 19.30 Uhr)
- Glück-Auf Sterkrade - Dostlukspor Bottrop (Donnerstag, 19.30 Uhr)
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