Bottrop. Hinter dem VfB Bottrop liegen turbulente Monate. Vereinsboss Tubay spricht über die herausfordernde Personalplanungen und unsachliche Kritik.

Der VfB Bottrop geht am Samstag mit 19 neuen Spielern in die Saison. Der Landesliga-Aufsteiger hat einen erneuten personellen Umbruch hinter sich. In den Gesprächen mit potenziellen Verstärkungen standen nicht nur fußballerische Qualitäten auf dem Prüfstand.

Was ist für Sie ein Söldner, Herr Tubay?

Das ist ein Spieler, der für einen kurzen Zeitraum zu dir in den Verein kommt, der sich die Taschen voll macht und dann wieder verschwindet. Einem Söldner geht es immer nur um den persönlichen Vorteil, den persönlichen Profit. Ich habe schon gesehen, wie solche Spieler das Vereinswappen auf unserem Trikot geküsst haben. Wenn ich an diese Momente zurückdenke, kriege ich das Kotzen.

Sie haben nach der Aufstiegssaison gesagt, dass sie mit solchen Spielern nicht mehr zusammenarbeiten möchten, dass es beim VfB keine Söldner mehr geben soll. Seitdem sind 19 Spieler zum VfB gekommen. Und der VfB hat dafür auch Geld in die Hand genommen. In den sozialen Netzwerken wird deshalb reichlich gelästert. Wie begegnen Sie diesen Anfeindungen?

Eins vorweg: Ich bin Unternehmer und habe reichlich zu tun. Und dennoch verbrenne ich 70 Prozent meiner Freizeit für den VfB Bottrop. Alles ehrenamtlich. Mein Herz für den Verein ist so groß wie der Aufwand, den das nach sich zieht. Als Vorsitzender eines solchen Vereins wirst du für alles verantwortlich gemacht. Wenn du das alles im Hinterkopf hast und dann siehst, dass Spieler dich persönlich und den Verein nur ausnutzen, dann wirst du traurig.

Aus diesem Stress und aus dieser Wut heraus haben wir uns am Saisonende gesagt, dass wir solche Spieler nicht mehr haben wollen. Wir haben uns an eine Neuaufstellung gemacht. An diesem Punkt muss ich festhalten, dass nicht jeder Spieler, der uns verlassen hat, ein Söldner war. Eigentlich trifft diese Einordnung nur auf ganz wenige zu.

Meinen Optimismus habe ich jedoch bewahrt, ich versuche immer, das Gute im Menschen zu sehen. Das stand auch diesmal über jedem Gespräch mit potenziellen Neuzugängen. Jetzt, nach den abgeschlossenen Personalplanungen, habe ich den Eindruck, dass wir gute Arbeit geleistet haben. Wir haben keine Söldner mehr in unserer Mannschaft.

VfB Bottrop gegen SC 20 Oberhausen
Frederick Ansah gehört zu den neun Spielern, die dem VfB Bottrop nach dem Aufstieg die Treue halten. © WAZ | Felix Hoffmann

Wie können Sie sich da sicher sein?

Wir sind diesmal ganz anders in die Gespräche mit den Spielern gegangen. Unserem Sportlichen Leiter Philipp Drießen und mir, aber auch dem Trainerteam war es wichtig, die Jungs auch charakterlich einzuordnen. Passt der Spieler ins Team? Kann er seine Rolle ausfüllen und sich mit unseren Vorstellungen identifizieren?

Du kannst den Spielern nur vor den Kopf gucken, klar, aber ich habe schon den Eindruck, dass wir richtig gute Spieler für uns gewonnen haben. Man merkt das in den Gesprächen. Da sind Spieler dabei, denen es vorrangig um die Herausforderung und das gemeinsame Ziel geht.

Als Paradebeispiel kann Raphael Steinmetz herhalten. Alle wissen, dass er schon für Alstaden alles gegeben hat, das wird bei uns nicht anders sein. Raphael ist ein Vollblutfußballer. Alle Spieler, die neu sind, haben diesen Eindruck in den Gesprächen hinterlassen. Ich denke, das sind alles feine Jungs. Sie werden mit den Spielern, die uns die Treue gehalten haben, eine gute Einheit bilden.

VfB Bottrop gegen SC 20 Oberhausen
Gündüz Tubay ist zufrieden mit der Neuaufstellung der Mannschaft. Der Vorsitzende des VfB Bottrop traut dem Team eine Menge zu. © WAZ | Felix Hoffmann

Die Kritiker lassen dennoch keine Gelegenheit aus, sich negativ über den VfB Bottrop zu äußern. Der Ton in den sozialen Netzwerken ist sogar ziemlich rau. Wie kommt das bei Ihnen an?

Da kann ich eigentlich nur noch mit dem Kopf schütteln. Anfangs habe ich das persönlich genommen, da haben mich solche Anfeindungen geärgert und verletzt. Mittlerweile ist mir das egal. Was mich aber weiterhin beschäftigt, ist die Frage nach dem Warum. Warum äußern sich die Leute so? Wenn ich einen dummen Kommentar lese, möchte ich gleich losschreiben und antworten. Doch dann ist mir schnell klar, dass eine Diskussion nur in einer Schlammschlacht enden würde. So etwas nutzt niemandem, deshalb äußere ich mich dazu auch nicht mehr.

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Können Sie nachvollziehen, dass der VfB Bottrop immer wieder Ziel spöttischer Kommentare ist?

Nein. Wir machen die ganze Arbeit ja nicht nur für den VfB, sondern für die ganze Stadt, für jeden Fußballfan in Bottrop. Diese Aussagen kommen ja auch nicht von unseren benachbarten Vereinen. Wir haben mit allen Fußballvereinen in Bottrop ein gutes Verhältnis. Fortuna, Rhenania und Co. sind nur auf dem Fußballplatz Gegner. Abseits unterstützen wir uns und helfen uns gegenseitig aus. Ich würde mir wünschen, dass wir in Bottrop in Zukunft noch viel enger zusammenrücken und noch besser zusammenhalten.

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich fair bin, dass ich kein Neider bin. Wer über den VfB herzieht, das sind Einzelpersonen. Sie wissen nicht, wie beim VfB gearbeitet wird und sie kennen uns auch nicht.

Die neue Saison beginnt. Am Samstag steht das erste Landesliga-Spiel an, der VfB empfängt um 16.30 Uhr Arminia Klosterhardt. Das Gesicht des VfB hat sich deutlich verändert. Wie bewerten Sie den personellen Umbruch abschließend?

Ich bin wirklich sehr, sehr zufrieden. Auf einer Skala von 1 bis 10 ist das eindeutig eine 10. Das fängt beim Trainerteam an. Mit Nico Andreadakis und Necip Eren hat Dusan Trebaljevac jetzt gleich zwei ausgezeichnete Co-Trainer an seiner Seite. Torwart-Trainer Eberhardt Fuchs ist schon länger ein ganz wichtiger Mann für uns. Wir haben eine tolle Mannschaft zusammen, fantastische Betreuer und auch der Vorstand ist mittlerweile richtig gut besetzt.

Wir sind wirklich sehr gut aufgestellt und das betrifft nicht nur die Landesliga-Mannschaft. Wir gehen mit einer bärenstarken A- und B-Jugend in die Saison, die C-Junioren werden in der Niederrheinliga spielen. Ich spüre, dass alle Spieler, aber auch die Funktionsträger hochmotiviert in die Saison gehen. Das macht mich auch ein wenig stolz. Jetzt, wo die Saison unmittelbar vor der Tür steht, spüre ich eine Leichtigkeit, wenn ich die Sportanlage betrete. Wir haben keine Baustellen mehr, die sind alle abgearbeitet. Ich freue mich riesig auf den Saisonstart.

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