Bottrop. Seyit Ersoy erlebte gegen den MFC 97 eine Schrecksekunde. Untersuchungen stehen an an. Er sagt: „Der VfB Bottrop muss mindestens Oberliga spielen“

Nach knapp einer halben Stunde im zweiten Testspiel gegen den Mülheimer FC 97 hielten die Fans den VfB Bottrop den Atem an: Ein Spieler ging zu Boden, blieb auf dem Rasen des Jahnstadions liegen und musste danach an der Seitenlinie behandelt werden. Wer war es? Ausgerechnet Neuzugang Seyit Ersoy, den der Landesliga-Aufsteiger erst am Tag zuvor verpflichtet hatte. Nach dem Spiel Entwarnung: Nur der Kreislauf, alles halb so schlimm.

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„Ich hatte das noch nie. Mir wurde ein bisschen schlecht, alles hat sich gedreht“, erklärt Ersoy am Tag danach. Aber, es gehe ihm auf jeden Fall ein bisschen besser. Die ersten Tage der Vorbereitung waren kräftezehrend für den 36-Jährigen: Leistungstests, zwei Testspiele, Training. Auch Ersoy glaubt, dass es an dem frühen Stadium der Vorbereitung liegen könnte, weil der Körper erst einmal wieder in Form kommen muss.

VfB Bottrops Zugang Ersoy: „Bekomme jetzt keine Schwächeanfälle“

„Ich denke aber nicht, dass ich wegen des Alters jetzt Schwächeanfälle bekomme“, meint Ersoy schmunzelnd. Bereits am Montag war er beim Arzt zur Blutabnahme, lässt sich in dieser Woche durchchecken, wird sich vielleicht einem MRT unterziehen, weil er schon vorher Schmerzen im Nackenbereich hatte. Wann er wieder ins Training einsteigen kann? Noch unklar. „Der Arzt soll entscheiden, ob ich in dieser Woche schon wieder Sport machen darf“, erklärt Ersoy. „Ich muss jetzt natürlich auch ein bisschen auf meinen Körper achten. Ich hatte das noch nie.“

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Für den VfB wäre ein längerer Ausfall Ersoys ein empfindlicher Rückschlag in der Vorbereitung auf die Landesliga-Saison: Die Verantwortlichen haben große Erwartungen an den Angreifer, trauen ihm noch viel zu. „Er ist auch körperlich kein 36-Jähriger, der nur noch alibimäßig vorne steht, sondern macht viel und arbeitet ja auch eine Menge“, erklärt Philipp Drießen, der Sportliche Leiter des VfB.

Doch erst einmal steht der VfB wieder ohne Stürmer da. Denn auch Enes Bilgin, der vom Duisburger FV kam, ist noch angeschlagen und konnte noch nicht eingesetzt werden.

Seyit Ersoy trug schon die Trikots von zahlreichen Vereinen

Ersoy versuchte in der ersten halben Stunde gegen den MFC immer wieder, durch Laufwege Lücken zu reißen, suchte den Weg in die Tiefe – noch ohne Erfolg. Seine Aufgabe: Tore schießen. Beim 2:0-Sieg im ersten Testspiel gegen Stadtrivale Fortuna Bottrop knipste der Deutsch-Türke bereits einmal. Dass Stürmer an ihren Toren gemessen werden, weiß der gebürtige Gelsenkirchener.

Seyit Ersoy (Mitte) hier noch im Trikot von SW Wattenscheid 08. In der neuen Saison stürmt der Routinier für den VfB Bottrop.
Seyit Ersoy (Mitte) hier noch im Trikot von SW Wattenscheid 08. In der neuen Saison stürmt der Routinier für den VfB Bottrop. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

„Dafür bin ich gekommen“, sagt er. „Das hat ja zuletzt ganz gut geklappt in Wattenscheid. Hätte ich die Tore nicht gemacht, wären wir abgestiegen. Das ist Fakt.“ 27 Treffer verbuchte Ersoy in 29 Spielen für Landesligist SW Wattenscheid 08 und hatte damit in der Tat einen maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt der Bochumer.

Der Torjäger trug schon zahlreiche Trikots: Das des Erler SV, VfL Kemminghausen, der YEG Hassel, von Firtinaspor Herne, des SV Horst-Emscher, SuS Stadtlohn, SV Zweckel, von der SG Wattenscheid 09, des SV Schermbeck, VfB Hüls und der DJK Gladbeck.

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Immer wieder wollte Ersoy etwas Neues sehen oder musste jobbedingt wechseln, weil die Vereine die Versprechungen nicht erfüllen konnte, die sie ihm dahingehend gemacht hatten, erklärt der Spieler. Er wohnt in Gelsenkirchen-Buer. Warum jetzt der Schritt nach Bottrop? VfB-Neuzugang Aldin Klajic und Kapitän Emre Köksal, mit denen er bereits vor vielen Jahren in Wattenscheid zusammenspielte, erzählten ihm vom VfB, machten Ersoy einen Wechsel schmackhaft. Letztlich überzeugen konnte ihn der Vorsitzende Gündüz Tubay – dann ging es ganz schnell.

VfB-Neuzugang Ersoy möchte auch mal am Niederrhein spielen

Zumal Ersoy auch mal am Niederrhein spielen wollte, bislang war er stets in Westfalen aufgelaufen. „Sie haben hier was vor“, sagt der 36-Jährige. „Der Verein muss mit dem Stadion und Drumherum eigentlich mindestens in der Oberliga spielen.“ In der neuen Saison gehe es aber erst einmal darum, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. „Alles andere werden wir uns erarbeiten müssen“, sagt Ersoy.

Vorneweg gehen will er, mit seiner Erfahrung die Mannschaft so zusammenhalten, sagt er. Aufhören? Daran denkt der Routinier trotz des hohen Fußball-Alters noch lange nicht. „Ich will weiterspielen – auch mit 40. Wenn es klappt, auch mit 45, solange ich fit bin. Darauf muss man achten“, erklärt der Knipser. „Aber irgendwann reicht es natürlich, dann kommt die Zeit.“

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