Grafenwald. Viel Energie, zwei Platzverweise und vier Tore. Was fehlte, war nur die Spannung: Kirchhellen setzt sich im Dorfderby unaufgeregt die Krone auf.

Ein wenig Sorgen gemacht hatte er sich schon. Das 1:1 vor sieben Tagen gegen Adler Ellinghorst hatte viele Fragen aufgeworfen, auf die Martin Stroetzel am Sonntag Antworten erwartete. Und der Trainer des VfB Kirchhellen wurde von seiner Mannschaft nicht enttäuscht. Auf die schwächste Saisonleistung folgte die beste.

Die Blau-Weißen waren in einem über weite Strecken ausgeglichenen Spiel, die schlauere und abgeklärtere Mannschaft. Sie behielten auch in den heißen Phasen einen kühlen Kopf und hatten immer die passenden Antworten auf die Aufgaben, die ihnen der Gegner stellte. Der 4:0-Sieg ging völlig in Ordnung, auch wenn die Grafenwälder am Ende nicht ganz zu unrecht monierten, dass das 4:0 nicht ganz das Kräfteverhältnis auf dem Platz wiedergab.

Ralf Lazar rang nach dem Schlusspfiff nach den passenden Worten. Der Co-Trainer des VfL Grafenwald, der an diesem Tag den urlaubenden Andre Nowak an der Seitenlinie vertreten hatte, wankte zwischen Enttäuschung und Stolz hin und her. Klar, die 0:4-Niederlage war schwer zu verdauen, auf der anderen Seite nutzte Grafenwald aber auch das Dorfderby, um zu zeigen, dass die Grün-Weißen in dieser Saison zu den Topteams der Liga gehören.

Mehr als 800 Zuschauer verfolgen das Dorfderby

Dass der Gastgeber am Sonntag vor mehr als 800 Zuschauern leer ausging, hatte nichts mit einer schwachen Leistung zu tun. Denn der VfL hatte alles in die Waagschale geworfen, war streckenweise die tonangebende Mannschaft, hatte der klinischen Präzision des Gegners am Ende aber nichts Entscheidendes entgegen zu setzen.

Der VfL Grafenwald unterliegt dem VfB Kirchhellen mit 0:4.
Der VfL Grafenwald unterliegt dem VfB Kirchhellen mit 0:4. © Felix Hoffmann

Schlimmer noch: Die Wöller ließen sich von der Emotionalität des Spiels mitreißen. Der schon ausgewechselte Jens Bergforth sah nach 44. Minuten wegen Reklamierens die Gelb-Rote Karte. In der 75. Minute erschwerte eine weitere Ampelkarte die Bemühungen, das Spiel zu drehen. Jonas Damann hatte Kirchhellens Jona Knipping unsanft von den Beinen geholt, 0:2 lag Grafenwald zu diesem Zeitpunkt zurück.

Dagegen wirkten die Kirchhellener wie Einser-Schüler. Fabian Mohs hatte schon die erste Möglichkeit des Spiels zur Führung genutzt (3.). Danach übernahmen zwar die Grafenwälder das Spiel und drückten mit hohem Einsatz auf den Ausgleich, doch bis auf den Pfostenschuss von Gino Pöschl (24.) sprang dabei nicht heraus.

Der VfB, der nach dem Führungstreffer in die Passivität gedrängt war, seine Defensivaufgaben aber hervorragend meisterte, nutzte dann seine zweite Chance zum zweiten Treffer. Ausgangspunkt war ein Stolperer von Grafenwalds Hendrik Bromkamp. Sascha Markmann nutzte den Raum, schloss nach 39 Minuten humorlos zum 2:0 ab.

Spiel verliert in der zweiten Halbzeit die Linie

Entschieden war die Partie damit noch nicht. Zwar hatte Kirchhellen nach dem Seitenwechsel die erste Möglichkeit durch einen Kopfball von Nils Marpe (48.), mehr vom Spiel hatte zunächst aber noch Grafenwald. In der 50. Minute stand ein zweites Mal der Pfosten im Weg. Der Schuss von Tobias Knipping prallte vom Aluminium ins Toraus.

Der VfL Grafenwald unterliegt dem VfB Kirchhellen mit 0:4.
Der VfL Grafenwald unterliegt dem VfB Kirchhellen mit 0:4. © FELx | Felix Hoffmann

Das Spiel verlor zunehmend die Linie. Beide Seiten rieben sich in Zweikämpfen auf, Bälle wurden unüberlegt und viel zu hastig ins Nichts gespielt. Schön anzusehen war die Partie bis in die Schlussphase nicht. Das änderte sich nach dem Platzverweis gegen Jonas Damann. In Überzahl ergaben sich für den VfB Kirchhellen gute Möglichkeiten: Nils Marpe markierte nach einem Eckball das 3:0 (86.) und Sascha Markmann setzte mit seinem Treffer in der letzten Szene des Spiels den Schlusspunkt.

Martin Stroetzels Fazit fiel entsprechend positiv aus: „Ich habe von der Mannschaft eine Reaktion erwartet und die Mannschaft hat geliefert. Unser Plan ist heute gut aufgegangen, wir haben unsere spielerische Qualitäten genutzt und können absolut zufrieden sein.“ Sein Gegenüber haderte mit den 90 Minuten, Ralf Lazar erklärte: „Was soll ich nach einem 0:4 sagen? Wenn wir unsere Chancen nicht nutzen, können wir auch nicht gewinnen.“

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