Bottrop. Freude und Enttäuschung lagen am Sonntag ganz dicht beieinander: Nach einem spektakulären Relegationsspiel steht Rhenania als Aufsteiger fest.
Die U23 von Rhenania Bottrop spielt in der kommenden Saison in der Kreisliga A. Die Blau-Weißen setzten sich am Sonntag in einem dramatischen Relegationsspiel mit 6:4 bei den Welheimer Löwen durch. Während Rhenania jubelte, sammelten die Welheimer aus jeder Himmelsrichtung Glückwünsche zu einer couragierten Leistung ein. Die Löwen hatten großen Sportsgeist bewiesen.
„Die Stimmung ist natürlich am Nullpunkt“, erklärte Ramazan Karakus vor dem Spiel. Welheims Trainer hatte nach der 3:5-Niederlage gegen Sterkrade-Nord II und dem damit verbundenen Abstieg, mit Ach und Krach elf Spieler und einen Torhüter für das letzte Relegationsspiel zusammenkratzen können. Das für Welheim bedeutungslose Spiel abschenken, kam für die Löwen aber nicht in Frage.
„Wir werden noch einmal alles raushauen“, versprach Karakus. Am Ende mussten das nicht nur knapp 300 Zuschauer und Gegner Rhenania Bottrop anerkennen, sondern auch das Team von Sterkrade-Nord II, das sich unter die Zuschauer gemischt hatte und den Löwen natürlich die Daumen drückte. Als nach dem Spiel klar war, dass Welheim absteigen, Sterkrade in der Kreisliga B bleiben und Rhenania aufsteigen würde, munterten enttäuschte Oberhausener abgekämpfte Löwen auf. Ein tolles Bild.
Ibrahim Tug bringt die Welheimer Löwen in Führung
Vorangegangen war ein Spiel, das jeden Besucher von der ersten Minute an mitriss. Mit dem besseren Beginn für die Löwen. Denn die Welheimer machten trotz ihrer Notelf gleich klar, dass sie gewinnen wollten. Schon in den ersten drei Minuten verzeichnete der Gastgeber gute Torabschlüsse.
Rhenania war damit vorgewarnt. Trainer Stefan Thiele konnte auf eine Elf bauen, aus der nahezu jeder Spieler in diesem Jahr schon Bezirksliga-Luft geschnuppert hat. Rhenania kombinierte stark, spielte mutig nach vorn, machte aber auch den ersten Fehler. Nutznießer war Ibrahim Tug, der nach 24 Minuten zur Welheimer Führung traf und damit nicht nur die eigenen Zuschauer, sondern auch den Sterkrade-Block jubeln ließ.
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Das Hochgefühl der Gastgeber ebbte vier Minuten später aber ziemlich heftig ab. Abdussamed Sert warf sich in einen Kopfball von Luca Rüdel, traf den Ball unglücklich am Arm. Schiedsrichter Pascal Spittek zückte den Roten Karton und entschied auf Handelfmeter, den Cem Sakiz zum 1:1 verwandelte.
Die Löwen spielten also fortan in Unterzahl. Umso beeindruckender war die Reaktion der Hausherren. Zwar fingen sich die Welheimer in der 32. und 34. Minute weitere Gegentore durch Christian Jusik (herrlicher Schlenzer) und Luca Rüdel, doch die Köpfe gingen keinesfalls nach unten. Nach einem Eckball verkürzten die Löwen kurz vor der Halbzeit auf 2:3. Torschütze erneut: Ibrahim Tug.
Die erste Halbzeit war schon spektakulär, die zweite sollte das sogar noch toppen. Nach fünf Minuten gelang den Welheimer Löwen der Ausgleich durch Nabil Mawas. Rhenania intensivierte ihre Offensivbemühungen, scheiterte aber immer wieder am prächtig aufgelegten Löwen-Keeper Marvin Burow. Steffen Bux brauchte einen platzierten und harten Schuss aus spitzem Winkel, um Burow in der 57. Minute zu überwinden. Der Treffer zum 4:3 ließ die Blau-Weißen wieder auf den Aufstieg hoffen.
Auf dem Platz wurde es zunehmend Hektischer. In der 64. Minute gerieten sich Youssef Melouk (Welheim) und Steffen Bux (Rhenania) in die Haare, Spittek zeigte Melouk die Ampelkarte, Bux wegen einer Tätlichkeit glatt Rot. Torwart Burow, der einen Rhenania-Freistoß mit einem traumhaften Reflex an die Latte lenkte (65.) läutete eine spektakuläre Schlussphase ein, in der Rhenania alles nach vorne warf und sich zunächst auch belohnte.
Welheimer Löwen erzielen insgesamt drei Treffer in Unterzahl
Niklas Pech traf in der 72. Minute zum 5:3 und damit zu dem Ergebnis, das nach Spielschluss ein Wiederholungsspiel gegen Sterkrade-Nord II nach sich gezogen hätte. Doch nur drei Minuten später jubelten die Welheimer Löwen und mit ihnen die Kicker aus Oberhausen: Lhasan Mohamed hatte zum 4:5 getroffen. Der Jubel war noch nicht ganz verhallt, als Rhenania der sechste Treffer gelang. Luca Rüdel drückte den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. Das Spiel war gelaufen.
Stolz auf die Leistungen ihrer Teams durften am Ende beide Trainer sein, auch wenn es Stefan Thiele leichter fiel ein Fazit zu ziehen: „Die Jungs haben heute ein tolles Spiel abgeliefert. Dass sie dabei so viele Chancen ausgelassen haben, liegt sicher auch daran, dass ihnen noch Erfahrung fehlt.“ Ramazan Karakus war enttäuscht, nicht von seinen Jungs, denen er ein großes Lob für die großartige kämpferische Leistung aussprach, sondern vom puren Ergebnis: „Das heutige Spiel war ein Spiegel der kompletten Saison. Wir lassen zu viele Chancen aus und kassieren zu viele Gegentore.“