Bottrop. Der Vertrag des Bottropers läuft bald aus. Felix Passlack würde gerne beim BVB bleiben, kann sich aber auch eine Veränderung vorstellen.

Die Mediathek des ZDF ist für junge Leute nicht die wichtigste Informationsquelle. Dass Felix Passlack dort eine Rolle spielt, hat er selbst daher gar nicht bemerkt: „Das geht an mir vorüber, so oft gucke ich nicht in die Mediathek.“

Das hat der 24-Jährige rücksichtsvoll formuliert. Denn die Plattform für ZDF-Beiträge nutzen vermutlich weder er noch seine Kumpels. Sie haben andere, schnellere Quellen und daher konnte ihn auch niemand darauf hinweisen.

Ein Foto mit ihm im Zweikampf mit Nicolas Nartey dominiert die Titelseite für den Bericht über Borussia Dortmunds 5:0-Sieg gegen Stuttgart, ausgesucht von einem Redakteur in Mainz, der sonntags unter Zeitdruck Videos aller 18 Spiele der beiden obersten Ligen mit einem Foto aus dem Stadion und einem kurzen Text ins Netz stellt. Dass der Bottroper Fußballspieler des BVB den Anreiz zum Klicken gibt, ist also eher Zufall. Passlack wurde in der 66. Minute für Mats Hummels eingewechselt und fiel nicht groß auf.

Saisondebüt beim 2:0-Pokalsieg in Hannover und Vorlage in Kopenhagen

Das war am 11. Spieltag vor gut drei Wochen; wenige Tage zuvor hatte der Bottroper sein Saisondebüt bei den Profis im Pokalspiel in Hannover gegeben. Er kam beim 2:0-Erfolg in der Schlussminute für Youssoufa Moukoko. Es sind aber für seinen Geschmack zu wenig Einsatzzeiten.

„Es ist natürlich schwer“, beschreibt Felix Passlack seine Situation. „Jeder Fußballer will natürlich Spiele machen. Aber zurzeit ist es halt so. Ich arbeite weiter hart an mir, dass ich dann halt auch wieder auf Minuten komme wie in den letzten Wochen.“ Beim 3:0 über Bochum spielte der Mann mit Rückennummer 30 ebenfalls, zuletzt in der Champions League sogar über die ganze Spielzeit.

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„Es war sehr anstrengend, wenn man bedenkt, dass mein letztes Spiel über 90 Minuten ein Freundschaftsspiel mit der U23 in der Länderspielpause Ende September war“, berichtet Passlack am Tag danach. Er hatte aber „Spaß auf jeden Fall“, schließlich bereitete er das Tor der Borussia beim 1:1 in Kopenhagen vor.

Einen langen Pass von Emre Can nahm er an der rechten Außenlinie geschickt mit – das Folgende schildert er so: „Als ich an dem Gegenspieler vorbei war, bin ich noch ein paar Meter bis zur Grundlinie gelaufen, hab‘ dann Thorgan Hazard am zweiten Pfosten gesehen und hab ihn reingeflankt.“ Hazard schoss ins Tor.

Bislang kommt Felix Passlack nur auf vier Saisoneinsätze

Auf vier Einsätze von 23 theoretisch möglichen kommt Felix Passlack bisher in dieser Spielserie, weniger als in der vorigen Saison zu diesem Zeitpunkt. In der vergangenen Vorrunde machte der Defensivmann neun der 26 Pflichtspiele für die Schwarzgelben und stand dabei mehr als sieben Stunden auf dem Platz. In diesem Herbst dagegen nur knapp zweieinhalb Stunden.

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„Der Trainer weiß, dass auf ihn und seine Professionalität stets Verlass ist, wenn er ihn bringt,“ urteilte damals Sportdirektor Michael Zorc, der allerdings inzwischen wie Fußballlehrer Marco Rose nicht mehr im Amt ist. Anders als Zorc 2021 verzichtet Nachfolger Kehl jetzt darauf, eine Lanze für Passlack zu brechen, da „Sebastian Kehl sich im Vorfeld eines Transferfensters grundsätzlich nicht zu Personalien äußert“, wie die Medienabteilung des BVB erklärt.

Passlacks Vertrag bei Borussia Dortmund läuft noch acht Monate

In der Rückrunde 2021/22 stand der Bottroper in der Bundesliga sechsmal auf dem Feld, noch unter Rose – der neue Trainer Edin Terzic aber scheint von ihm nicht so überzeugt. Zwar sind die anderen Rechtsverteidiger Thomas Meunier und Mateu Morey langfristig verletzt, doch statt Passlack setzt der BVB-Coach auf positionsfremden Ersatz wie Innenverteidiger Niklas Süle oder Offensivmann Hazard. Dass im Spiel in Wolfsburg Marco Pasalic aus der U23 eingewechselt wurde, ebenfalls ein Rechtsverteidiger, verbessert Felix Passlacks Perspektive nicht.

Felix Passlack im Zweikampf mit Kölns Schaub.
Felix Passlack im Zweikampf mit Kölns Schaub. © Jürgen Fromme /firo Sportphoto | Jürgen Fromme

„Es geht nur darum, weiter hart an mir zu arbeiten. Das ist das einzige, das ich beeinflussen kann,“ wiederholt Felix Passlack, statt zu klagen. Aber er formuliert auch: „Ich möchte halt Fußballspielen. Beim BVB natürlich am liebsten, mein Vertrag läuft ja auch aus.“ Es sind noch acht Monate bis Ende Juni. „Wenn das nicht geht, muss man sich als Fußballer halt Gedanken machen. Das ist ja völlig normal.“

Vor zwei Monaten hatte er ein Angebot von Europa League-Teilnehmer Olympiakos Piräus, das Passlack aber ablehnte: „Es war am letzten Transfertag in Griechenland, die noch länger aufhatten als in Deutschland, aber das war zu kurzfristig.“ Die nächste Chance bietet sich im Winterwechselfenster.

Ob es denn die Priorität habe, in Dortmund die Saison durchzuziehen? „Das ist schwierig zu sagen“, erklärt der junge Sportler, der im Telefongespräch hörbar um die Formulierung ringt. „Denn wenn das Richtige kommt, macht man sich natürlich Gedanken. Dementsprechend warten wir die nächsten Wochen und Monate ab, um dann eine endgültige Entscheidung zu treffen. Im Fußball geht es ja schnell.“

In der WM-Pause geht es mit Borussia Dortmund nach Asien

Vorher unternimmt Passlack mit Borussia Dortmund erst einmal eine große Reise. In der WM-Pause treten die verblieben Profis mit Nachwuchsspielern vom nächsten Montag bis 1. Dezember in Singapur, Indonesien und Vietnam an. „Das wird, glaube ich, schön“, ist Felix Passlack ganz optimistisch. 2017 war er mit dem BVB bereits einmal in Asien, hofft auf Freizeit um „die Städte kennenzulernen und die Sehenswürdigkeiten anzusehen“.

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Trainer Terzic wird zu der PR-Reise mit Trainingseinheiten in einer Mitteilung des Klubs so zitiert: „Ich freue mich neben sportlich attraktiven Begegnungen auch darauf, möglichst viele schwarzgelbe Fans aus Ländern Südostasiens zu treffen und mit ihnen gemeinsam unsere Leidenschaft für unseren BVB zu feiern.“

Beim Feiern der Leidenschaft steht Felix Passlack in seinem Kader, wie in allen Spielen dieser Saison mit Ausnahme des Heimspieles gegen Bremen. Ob der Bottroper aber in der nächsten Champions League Runde Mitte Februar 2023 noch ein Borusse sein wird, wenn das ZDF einen Dreiminutenbericht vom Dortmunder Spiel gegen Chelsea in seine Mediathek stellen wird, ist derzeit unklar.

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