Bottrop. Das Niederrheinpokal-Finale war für ihn das letzte Spiel. Robin Delfs hat die Schiedsrichterei an den Nagel gehangen. Veränderungen stehen an.
Grobes Foulspiel, Kopfstoß, Rudelbildung, Rote Karte: Die letzten Sekunden seiner Karriere hatte sich Schiedsrichter Robin Delfs entspannter vorgestellt. Doch im Niederrheinpokal-Finale zwischen dem SV Straelen und dem Wuppertaler SV (1:0) brannten dem WSV-Akteur Kevin Pytlik in der Nachspielzeit die Sicherungen durch, sodass der Unparteiische alle Hände voll zu tun hatte. Anschließend gab es nicht nur den Abpfiff des Spiels, gleichzeitig ging damit Delfs letzte Partie als Spielleiter zu Ende. Der gebürtige Bottroper beendet seine aktive Karriere.
„Das hat in erste Linie mit einer beruflichen Veränderung und einem Wohnortwechsel nach Berlin zu tun“, sagt der 30-Jährige. „Es wäre schwierig geworden, noch weiter regelmäßig Regionalligaspiele zu pfeifen – Oberliga und darunter wäre kaum noch möglich gewesen.“ Schon zuvor wohnte er in den vergangenen Jahren in der Nähe von Bonn und kam als Vertreter des Kreises Oberhausen/Bottrop auf 45 Spiele in der Regionalliga.
Robin Delfs: Weg für neue Talente freimachen
„Ich hatte schon im Vorfeld mit dem Verbandsschiedsrichterausschuss über meine Zukunft gesprochen und angeboten, meinen Platz zur Verfügung zu stellen, damit andere junge Talente auch diese wunderbare Erfahrung machen können. Und es vielleicht auch noch etwas weiter schaffen als ich“, blickt Delfs zurück. „Dass ich dann zum Abschluss der Laufbahn das Niederrheinpokal-Finale leiten durfte, empfand ich als ungeheure Wertschätzung. Das zähle ich natürlich zu den Höhepunkten meiner Karriere.“
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Als weitere Highlights zählt er die Partie Aachen gegen Wattenscheid auf, die live bei Sport1 im Fernsehen übertragen wurde, das Revierderby in der U19-Bundesliga zwischen dem BVB und Schalke, als auch die Testspiele als Assistent bei den Partien Schalke gegen Florenz und Dortmund gegen Lazio Rom.
Im Duisburger Stadion waren neben mehreren VSA-Mitgliedern auch sein Bruder Leon und sein Vater Uwe, sein Bottroper Schiri-Kollege Cedric Gottschalk, der ebenfalls in der Regionalliga aktiv ist, sowie der Obmann des Kreis Oberhausen/Bottrop, Carlos Prada, anwesend. „Das hat mir viel bedeutet, so konnte man auch nach dem Schlusspfiff noch zusammen sitzen und gemeinsam anstoßen.“
Alles dafür tun, um eine Eskalation auf dem Platz zu verhindern
Doch bis es gemütlich genug war, folgten noch die angesprochenen wilden Szenen kurz vor dem Ende. „Es war eine klassische Szene, wie sie besonders in K.O.-Spielen häufig vorkommt. Die Mannschaft, die zurückliegt, versammelt sich noch mal komplett vorne, jedoch funktioniert der Angriff nicht und das führende Team will mit einem schnellen Umschaltspiel den Sack zumachen“, beschreibt Delfs die Schlusssequenz.
„Als der Spieler Pytlik dann Anlauf nahm, konnte man schon erahnen: Gleich knallt es. Er nahm dabei, wie es so schön heißt, die Verletzung seines Gegenspielers billigend in Kauf und dann kann es nur eine Karte geben. Nach dem Kopfstoß und mit Start der Rudelbildung habe ich nur noch versucht, ihn aus dem Trubel herauszuziehen, damit es nicht weiter eskaliert.“
Doch auch, wenn solche Szenen in Spielen immer mal wieder vorkommen, hat der Wahl-Berliner keine großen Konfrontationen auf den Plätzen erlebt. „Jedoch hat die Aggressivität in den Kreisligen subjektiv zugenommen. Davon sollten sich die Kollegen aber nicht abschrecken lassen“, sagt Delfs.
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Stattdessen hat er viele Momente, an die er sich gerne zurückerinnert – und die sind nicht alle auf den Spielfeldern passiert. „Schöne Erlebnisse waren immer die jeweiligen Mastersturniere, egal ob für die Jungschiedsrichter oder die Älteren, die anschließenden Partys oder die Auswahlkader in Duisburg-Wedau. Aber genauso sind einzelne Spiele, beispielsweise mal in der Landesliga in Meerbusch, im Gedächtnis geblieben, als ich einen Assistenten beim Abseits überstimmt und dadurch eine Noten-Aufwertung erhalten habe, die letztlich auch ein wichtiger Baustein zum Aufstieg in dieser war“, erinnert sich der Referee, der bisher für die Sportfreunde 08/21 gepfiffen hat.
In fünf Jahren Regionalliga hatte er auch immer mal das Gefühl, es könnte noch weiter nach oben gehen. „Allerdings sind verschiedene Punkte entscheidend. Die Möglichkeit war da, aber es hat nicht funktioniert. Jedoch bin ich mit dem Erreichen der A-Junioren-Bundesliga und der Regionalliga mehr als zufrieden. Hätte mir das jemand am Anfang der Karriere gesagt, hätte ich es nicht für möglich gehalten.“
In Zukunft in der zweiten Reihe
In Zukunft kann er sich vorstellen, im Berliner Verband eine Tätigkeit zu übernehmen – tendenziell aber eher im passiven Bereich, bspw. als Beobachter. „Ich habe immerhin den Vorteil, dass ich noch frisch aus der aktiven Zeit komme und auch nicht ganz abschließen möchte. Schauen wir mal“, so der Bottroper, der anfügt: „Insgesamt bin ich sehr froh über die vielen schönen Momente in der Schiedsrichterei. Nicht nur die Spiele, auch die Gemeinschaft ist wirklich toll. Mit dem Finale war es nun ein schöner Abschluss dieses Abschnittes.“
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