Bottrop. Bottrops Eurofighter Uwe Weidemann erinnert sich an den größten Erfolg der Schalker Vereinsgeschichte. Das Finale gab es für ihn nur im TV.

Auch Bottrop hat einen Eurofighter. Einer der 18 Fußballer, die Schalke 04 in den zwölf Spielen bis zum Uefa-Cup-Triumph in Mailand von 25 Jahren einsetzte, ist Uwe Weidemann, der damals schon hier wohnte. In den ersten beiden Runden wurde Weidemann jeweils eingewechselt, in Kerkrade für Olaf Thon, gegen Trabzonspor für Radek Latal und im Rückspiel in der Türkei für Youri Mulder. Der 58-jährige wechselte aber in der Winterpause 96 zu Hertha BSC Berlin und verfolgte den Coup dann im Fernsehen.

Wie war denn die Feier mit den Eurofightern am vorletzten Samstag?

Uwe Weidemann: Leider war ich nicht dabei. Als Olaf mich vor einem halben Jahr angesprochen hat, musste ich ihm wegen des 89. Geburtstages meines Schwiegervaters absagen. Das ist schade, aber es hat ja an diesem Abend mit dem Bundesliga-Aufstieg richtig gut geklappt. Und Olaf Thon war dann wegen eines positiven Coronabefundes ja auch nicht bei der Feier.

Wann haben Sie die Kollegen von damals zuletzt getroffen?

Weidemann: Zum 20-Jährigen vor fünf Jahren sind wir uns begegnet. Und einzelne Spieler treffe ich ja gelegentlich auf Fußballveranstaltungen oder Olaf auch in der Traditionsmannschaft.

Huub Stevens bezeichnete Mannschaft als eine Freunde-Truppe. Wie war das Mannschaftsklima?

Wir hatten schon einen engen Zusammenhalt. Erfolg schweißt bekanntlich zusammen (grinst).

Zehn Länderspiele

Uwe Weidemann (58) ist Jugendscout beim MSV Duisburg, für den er 1993 bis 1995 erstklassig spielte. Danach ging er zu Schalke 04, machte insgesamt 102 Bundesligaspiele (14 Tore). Der Thüringer begann bei Rot-Weiß Erfurt, wurde 94 Mal in der DDR-Oberliga (21 Tore) und zehn Mal in der DDR-Nationalelf eingesetzt. Er spielte außerdem in Leipzig, Nürnberg, Mannheim, bei Hertha BSC, in Gütersloh und Düsseldorf. Seit 1995 wohnt Weidemann in Bottrop.

Drei Spiele haben Sie in der Saison 1996/97 im Uefa-Pokal gemacht. Wie erinnern Sie sich an die Zeit der Eurofighter?

Das war eine tolle Geschichte. In der ersten Saison, in der ich bei Schalke war, haben wir ja im Frühjahr 1996 die Startberechtigung für den Uefa-Pokal erreicht. Im Jahr danach bin ich dreimal reingekommen und konnte so auch einen Teil beitragen. Es gab den Wechsel auf der Trainerposition und Huub Stevens (der Jörg Berger im Oktober ersetzte, d. Red.) hat mir nahegelegt, ob ich nicht was anderes machen möchte, und dann bin ich gewechselt.

Und welches der drei Spiele war das beste?

Das war in Trabzon, absolut – diese heißblütigen Fans.

Youri Mulder hat erzählt, diese türkischen Zuschauer hätten die Schalker Mannschaft mit Applaus in die Halbzeit verabschiedet. Stimmt das?

Das habe ich nicht so in Erinnerung. Wie wir dort vorgefahren sind, haben wir schon Respekt gehabt, ich zumindest. Naja, die ganze Atmosphäre war sehr laut. Die türkischen Fans sind richtige Südländer, laut und begeisterungsfähig, aber wir haben ihnen früh den Stecker gezogen, da sind sie gleich ruhiger geworden.

Mit den beiden Toren von Johan de Kock …

Ja genau. Am Ende haben wir 3:3 gespielt. Das Hinspiel hatten wir 1:0 gewonnen.

Uwe Weidemann
Uwe Weidemann © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Anders als im Europapokal lief es in der Bundesliga mit Platz zwölf nicht so gut. Haben sie sich nur auf den Uefa Cup konzentriert?

Mit den vielen Reisen war es für uns natürlich eine andere und zusätzliche Belastung. Das sieht auch an vielen anderen Teams, die nur selten international spielen. Dieser Rhythmus ist schon anstrengend. Wer das gut wegstecken kann, sind Bayern München und Borussia Dortmund, aber wir waren das eher nicht gewohnt.

Schalke hatte damals 19 Jahre nicht mehr im Europapokal gespielt …

Ich denke, dass es daran gelegen hat. Unser Fokus lag ja schon auf dem Uefa-Pokal; mit den Erfolgen sind wir da selbstbewusster geworden. Ich bin allerdings im Winter weg nach Berlin. Ohne Groll. Es waren gute Gespräche mit Huub Stevens.

Ging die Trennung allein von Stevens aus?

Nein. Ich kam aus einer Verletzung, war 33 Jahre alt und dann hab‘ ich mich dann rangekämpft. Er hat mir gute Trainingsleistungen bescheinigt. Aber in Brügge im November (beim Hinspiel im Achtelfinale, d. Red.) hat er mich aus dem Kader gestrichen. Ich habe mich aber noch so fit gefühlt und wollte mehr Spielzeit – da hat sich das dann mit Hertha ergeben.

Wie haben Sie den Uefa-Pokalsieg miterlebt?

Am Fernseher. Der eine oder andere hat gesagt, wenn du gewusst hättest, dass du ins Endspiel kommst und das gewinnst, wärst du dann geblieben? Aber so habe ich nicht gedacht. Ich wollte gerne spielen und mit Hertha BSC bin ich am Ende der Saison schließlich auch aufgestiegen in die Bundesliga. Es ist aber nicht so, dass ich mich nicht als Eurofighter fühle. Das war toll. Und im Spiel gegen St. Pauli hat man zuletzt wieder gesehen: Die Schalker Fans die sind schon eine Macht. Schalke ist schon etwas Besonderes.

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