Gladbeck. Der VfB ist im Kellerduell beim SV Zweckel mit einem blauen Auge davon gekommen. Herausgeboxt wurde er durch einen Joker in der Nachspielzeit.
Nicht immer ist der schöne Weg auch der intelligente. Der VfB Kirchhellen brauchte am Donnerstagabend eine geschlagene Dreiviertelstunde, um das zu erkennen. Gerade noch rechtzeitig, um nicht mit leeren Händen die Heimreise antreten zu müssen. Im Kellerduell beim SV Zweckel reichte es Dank eines späten Treffers von Stefan Kahnert zu einem 2:2-Unentschieden.
Er ist mit Abstand der Älteste im Team und spielte schon in der ersten Mannschaft, als ein Großteil seiner heutigen Mitspieler noch am Schnuller nuckelte. Stefan Kahnert wird nicht nur wegen seines akademischen Grades ehrfürchtig Doktor genannt, er ist der personifizierte VfB, ein Muster an Zuverlässigkeit und Bodenhaftung.
In der Nachspielzeit sticht Kirchhellens Joker
Der 38-Jährige hat das, was nur wenige haben. Einen verlässlichen Torriecher. Und der rettete den Blau-Weißen am Donnerstag die Haut. Kahnert kam in der 83. Minute ins Spiel und war nur neun Minuten später der gefeierte Mann. Nach einem Eckball nahm er den Ball gekonnt mit der Brust an, schoss aus der Drehung und traf vor 400 Zuschauern zum 2:2 ins linke Toreck. Das Tor in der Nachspielzeit war der Schlusspunkt eines aufreibenden Spiels, in dem vor allem die jungen Fußballer des VfB eine Menge dazu lernen konnten.
- Fußball: Verband legt fest: Keine Corona-Absagen im Amateurfußball
- Kolumne: Nach dem ersten Saisonsieg herrscht Carter-Stimmung
- Lauftagebuch: Mit dem Frühling kommen auch die kleinen Quälgeister
Dabei wäre der VfB Kirchhellen beinahe über den eigenen Anspruch gestolpert. Die Blau-Weißen benötigten viel zu lange, um zu erkennen, dass an der Dorstener Straße mit schönem Fußball nichts zu holen ist. Der holprige Rasen, der rustikale Gegner und die Ausgangslage beider Teams: Alles schrie geradezu nach einem Kampfspiel. Doch der VfB versuchte es mit Kunst. Und scheiterte. Zweckel hatte Kirchhellens Matchplan innerhalb weniger Minuten entschlüsselt und deshalb leichtes Spiel. Der Führung durch Sebastian Waldner nach 15 Minuten hätten bis zur Halbzeitpause noch zwei weitere Treffer folgen können. Kirchhellen hatte schon ziemliches Glück, dass nicht schon nach 45 Minuten die Luft raus war.
VfB schießt in der ersten Hälfte nur einmal aufs Tor
Dass Kirchhellen in der ersten Halbzeit nur einen einzigen Torschuss zustande bekam, lag aber keineswegs an einer massiven Zweckeler Verteidigung, sondern vielmehr daran, dass Blau-Weiß immer wieder um den heißen Brei herum spielte. Die Gladbecker räumten die Bälle regelmäßig mit leichtesten Mitteln ab. Gefahr vor dem Zweckeler Tor: Fehlanzeige. Zu notieren gab es lediglich einen Torschuss durch Maurice Schwandt, den Keeper Bünyamin Ertürk parierte.
Besser wurde das Kirchhellener Spiel erst nach dem Seitenwechsel. Jan Grove verdoppelte schon nach wenigen Sekunden die Torschuss-Quote, verfehlte den Kasten nur knapp. Wirklich gefährlich wurde der VfB aber nur dann, wenn er den Ball auch in den Strafraum brachte, und das war eigentlich nur bei Standards der Fall.
Ein Kopfball von Max Bertlich im Anschluss an einen Eckball konnte Zweckels Tristan Oben-Stintenberg noch auf der Torlinie klären (59.), ein weiterer Eckball brachte drei Minuten später den Ausgleich. Lars Josten wuchtete den Ball per Kopf über die Linie. Doch die Freude darüber währte nicht lange, denn Zweckel kam in der 71. Minute durch einen Konter zur erneuten Führung (Ahmet Cicek).
Marco Hoffmann mit dem goldenen Händchen
In der Schlussphase ging der VfB dann „all in“. Trainer Marco Hoffmann brachte erst Lars Jenke ins Spiel (79.), vier Minuten später dann auch Stefan Kahnert. Die Zeit lief den Kirchhellenern davon. Die Nachspielzeit war schon angelaufen, als der VfB noch einen Eckball herausholte. Es war der Moment, in dem ein 38-Jähriger zeigte, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört.
Marco Hoffmann war am Ende hochzufrieden mit dem einen Punkt. Kirchhellens Trainer stellte fest, „das Ergebnis ist gerecht“, musste aber auch zugeben, dass der Punktgewinn im Kellerduell glücklich zustande kam: „Hinten raus müssen wir mit dem 2:2 zufrieden sein. Wir müssen jetzt zusehen, dass wir diesen einen Punkt am Sonntag gegen Stuckenbusch mit einem Heimsieg vergolden.“
So haben sie gespielt
SV Zweckel - VfB Kirchhellen 2:2 (1:0)
Tore: 1:0 (16.) Waldner, 1:1 (63.) Josten, 2:1 (71.) Cicek, 2:2 (90+1) Kahnert. Zweckel: Ertürk; Gerfen, Boris, Wloch, Hagemeister, Ofiera, Schwers, Penka Kouesso (77. Lama), Cicek (90+3 Franzke), Waldner (72. Terzis), Oben-Stintenberg. Kirchhellen: Kemmann; Josten (90+3 Große-Venhaus), Bertlich, Isaias, Schmücker, Grove, Kretschmann, Schwandt (79. Jenke), Stratmann, Markmann, Graf (83. Kahnert). Schiedsrichter: Jan Hörsting. Zuschauer: 400.
Weitere Berichte aus dem Bottroper Sport