Bottrop. Bei den DJK Adler 07 Bottrop rumort es. Sebastian Wycichowski hat erneut sein Amt niedergelegt. Weitere Personen gehen. Es gibt eine Opposition.

In der Handballabteilung von Adler 07 Bottrop hängt der Haussegen schief. Vorläufiger Höhepunkt ist der Rücktritt von Sebastian Wycichowski als Trainer der Landesliga-Frauenmannschaft. Wycichowski war erst zu Saisonbeginn als Interimslösung für den geschassten Trainer Frank Meese eingesprungen. Wie es mit dem Landesliga-Team der Frauen weitergeht, ist noch unklar.

Auf der Homepage der Adler, die seit anderthalb Jahren nur noch sporadische Updates erhält, blickt Sebastian Wycichowski sowohl auf dem Mannschaftsfoto der Männer als auch bei den Frauen als verantwortlicher Trainer in die Kamera. Doch diese Zeit ist vorbei.

Wycichowski macht keinen Hehl daraus, dass er genervt ist. Und er fühlt sich an das Ende der vergangenen Saison erinnert, als er seinen Rücktritt als Trainer der Männermannschaft bekannt gab. Schon damals hatten massive Meinungsverschiedenheiten mit dem Vereinsvorstand zum Bruch geführt.

DJK Adler 07 Bottrops Frauen stehen erst einmal ohne Trainer da

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Wycichowski beklagte damals Perspektivlosigkeit und fehlende sportliche Ambitionen. Er erklärte seinen Rücktritt. Dass er wenige Wochen später als Trainer der Landesliga-Frauen wieder in Diensten des Klubs stand, begründete er mit seiner ungebrochenen Verbundenheit zum Klub.

Die Adler hatten sich kurz vor Saisonbeginn von Frank Meese getrennt und befanden sich in einer Notsituation, weil auf die Schnelle kein Ersatz gefunden werden konnte. Wycichowski ließ sich trotz inhaltlicher Differenzen vom Vorstand überzeugen, als Interimslösung einzuspringen. „Ich kann die Mädels nicht im Stich lassen“, erklärte er damals.

Unter seiner Regie trotzte das Frauenteam in der Landesliga seiner chronischen Personalschwäche und steht nach elf Spieltagen auf dem fünften Tabellenplatz. Die verbleibenden neun Spiele wird das Team nun ohne Wycichowski auskommen müssen. Denn Der Coach erklärte im Anschluss an die knappe 28:31-Niederlage im Spitzenspiel gegen den Tabellenführer SG Langenfeld seinen Rücktritt.

Das Vertrauensverhältnis zum Vorstand ist beschädigt

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„Für die Mannschaft tut es mir wirklich leid, ich habe allen Spielerinnen gesagt, dass es nicht an ihnen liegt“, erklärte Wycichowski am Montag. Das Vertrauensverhältnis zum Vorstand sei jedoch nachhaltig beschädigt, „so kann ich nicht weiterarbeiten“.

Ins Detail wollte Wycichowski mit seiner Kritik am Vorstand nicht gehen: „Schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit zu waschen, ist nicht meine Art. Der Verein liegt mir weiterhin sehr am Herzen.“ Der Adler-Vorstand steht durch den Rücktritt erneut vor einem Problem.

Denn eigentlich sollte längst ein dauerhafter Nachfolger für Frank Meese gefunden sein. Weil die Chemie zwischen Wycichowski und der Frauenmannschaft jedoch von Beginn an stimmte, sah der Vorstand keinen Handlungsbedarf und räumte der Suche nach einem Nachfolger keine hohe Priorität ein.

Sechs Rücktritte in kurzer Zeit

Der Rücktritt von Wycichowski ist nicht der einzige, der den Vorstand der Adler beschäftigt. Zuvor waren aus ähnlichen Gründen bereits Bernd Limper (Sportlicher Leiter Männer), Felix Geilich (Teammanager 1. Männer), Noah Tebarth (Organisation 1. Männer) und Svea Buchholz (Sportliche Leitung Frauen) und von ihren Ämtern zurückgetreten. Darüber hinaus hat Nico Maday den Vorstand darüber informiert, dass er nur noch bis zum Saisonende als Jugend-Koordinator zur Verfügung stehe.

Hier noch Seite an Seite – mittlerweile beide nicht mehr da: Sebastian Wycichowski (m.) und Bernd Limper (r.) haben die DJK Adler 07 Bottrop erst einmal verlassen.
Hier noch Seite an Seite – mittlerweile beide nicht mehr da: Sebastian Wycichowski (m.) und Bernd Limper (r.) haben die DJK Adler 07 Bottrop erst einmal verlassen. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Der Vorstand der Adler kann die Kritik an seiner Arbeit nicht nachvollziehen. „Wir haben im Verein eine positive Entwicklung“, verteidigt sich Sebastian Schubert. Der Abteilungsvorsitzende führt aus: „Vor allem in der Jungend haben wir wieder Zulauf. Die Abteilung ist trotz Corona und entgegen des allgemeinen Trends gewachsen.“

Dem Vorwurf, die Entwicklung der beiden Landesliga-Teams auszubremsen, begegnet Schubert mit Unverständnis: „Beide Teams spielen in ihren Ligen ganz oben mit.“ Die im Vergleich zu den Vorsaisons stark geschrumpften Zuschauerzahlen sieht er vor allem als Folge der mittlerweile zweijährigen Corona-Situation.

Vorstand wehrt sich gegen die Vorwürfe

Schubert bewertet die Lage des Männer-Teams positiv: „Für das Team haben mit wir mit Holger Kulinski einen guten Trainer gefunden. Die Mannschaft ist jung und benötigt noch Zeit, um ihr volles Potenzial zu entfalten.“

Sebastian Schubert sieht eine positive Entwicklung bei den DJK Adler 07 Bottrop – vor allem im Jugendbereich.
Sebastian Schubert sieht eine positive Entwicklung bei den DJK Adler 07 Bottrop – vor allem im Jugendbereich. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Was das Landesliga-Team der Frauen angeht, räumt Schubert ein: „Hier haben wir das Problem, dass der Kader personell ziemlich dünn besetzt ist. Wenn eine Leistungsträgerin ausfällt, können wir das nur ganz schwer kompensieren.“ Wer bis zum Saisonende die sportliche Verantwortung der Frauenmannschaft übernehmen wird, ist noch unklar. „Wir werden versuchen, zunächst eine vereinsinterne Interimslösung zu finden“, sagt Schubert.

Opposition macht sich für die Vorstandswahlen bereit

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Wenig begeistert von der aktuellen Entwicklung sind die Spielerinnen der Landesliga-Mannschaft, die den Abteilungsvorstand Anfang der Woche aufforderten, die Differenzen mit Wycichowski auszuräumen und den Trainer zum Verbleib zu bewegen. Doch das scheiterte. „Ich habe keine persönlichen Probleme mit den Verantwortlichen, aber unter dem jetzigen Vorstand werde ich nicht mehr als Trainer arbeiten“, stellte Wycichowski klar.

Dass sich im Verein mittlerweile eine Opposition gegen den aktuellen Vorstand bildet, hat Sebastian Schubert registriert, hält das für legitim: „Ehrenamtler zu finden, ist schwierig. Schön, wenn junge Leute Verantwortung übernehmen wollen.“

Mit Blick auf die Vorstandswahlen bei der kommenden Hauptversammlung gibt sich Schubert gelassen: „Das ist eine basisdemokratische Entscheidung. Die Mitglieder haben das Sagen.“

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