Bottrop. Juliane Mogge startet zum zweiten Mal bei den Paralympics. Die Begegnung mit Sportlern aus aller Welt bedeutet ihr diesmal mehr als Edelmetall.

Am Dienstag wurden im Olympia-Stadion von Tokio feierlich die Paralympics eröffnet. Mit dabei und für Deutschland im Kugelstoßen am Start ist Juliane Mogge (31) aus Bottrop. Es sind ihre zweiten Paralympischen Spiele, 2016 in Rio de Janeiro verpasste sie mit Platz vier nur knapp die Bronzemedaille.

Juliane Mogge tritt an im Kugelstoßen stehend, ihr Handicap ist eine Cerebralparese. Ihre sportliche Vita ist gespickt mit großen Erfolgen. Zwei dritte Plätze bei den Europameisterschaften 2016 und 2018, einmal Zweite (2017) und zwei vierte Plätze bei den Weltmeisterschaften 2015 und 2019 lassen Hoffnungen auf paralympisches Edelmetall keimen.

Vorbereitet hat sich Juliane Mogge akribisch mit viel Trainingseifer, an jedem Wochentag traf man sie auf dem Gelände des Olympiastützpunktes Wattenscheid, wo sie an ihrer Stoßtechnik und dem Kraftaufbau arbeitete. Bei all den großen Erfolgen stellt sich da natürlich die Frage nach den diesjährigen Ambitionen und Zielen. Juliane Mogge gibt sich da jedoch zurückhaltend: „Ich habe mir dieses Jahr noch gar keine ganz konkreten Ziele gesetzt. Es ist für mich diesmal eher eine Überraschung, dass ich nominiert worden bin. Ich hatte im Vorfeld längere Zeit gesundheitliche Probleme und habe deshalb erst sehr spät mit der Vorbereitung für Tokio anfangen können. Ich habe dann relativ viele Wettkämpfe gemacht, um die Qualifikationsnorm zu schaffen, was nicht ganz so gut lief. Vielleicht habe ich mir da etwas zu viel Druck gemacht. Jedenfalls habe ich die Qualifikationsnorm nicht so ganz geschafft.“

Dass Mogge in Tokio dabei ist, hat aber dennoch Gründe: „Glücklicherweise hatte ich die Norm schon durch die Weltmeisterschaften 2019 in Dubai, so dass die Chance bestand, nominiert zu werden und glücklicherweise ist es auch so gekommen.“

So kommt es, dass die erfahrene und erfolgreiche Athletin zum ersten Mal seit langer Zeit nicht als Mitfavoritin in den Wettbewerb geht. „Das ist in diesem Jahr für mich eine kleine Wundertüte, aktuell stehe ich auf Platz fünf der Weltrangliste, also wäre es schon toll, wenn am Ende ein Platz unter den ersten Sechs rauskommt. Das wäre auf jeden Fall ein Erfolg.“

Mogge ist gespannt auf das ganze Drumherum

Aber die Paralympics bedeuten nicht nur Höchstleistungen und Wettbewerb, sondern eben auch ein Come Together der Sportlerinnen und Sportler aus der gesamten Welt. Darauf freut sich Mogge ganz besonders: „Gespannt bin ich auf das ganze Drumherum. Da kommen so viele Sportler verschiedener Nationen zusammen, die ganzen anderen Sportarten mitzubekommen, das hat seinen eigenen Reiz“, schaut die Kugelstoßerin nach vorne, gibt aber zu bedenken, dass es durch Corona wohl leider nicht so sein kann, wie das sonst auf großen Wettbewerben der Fall ist. „Wegen Corona können wir dieses Mal leider keine anderen Wettbewerbe besuchen, auch Sightseeing ist leider nicht möglich. Wir sind da an das paralympische Dorf gebunden.“

Trotzdem findet Juliane Mogge es richtig, die Paralympics durchzuführen und nicht noch ein weiteres Jahr zu verschieben: „Man trainiert ja auf dieses große Ereignis hin und freut sich schon vier Jahre darauf. Auf der anderen Seite: die gesundheitliche Situation ist nicht ohne und es ist schwierig, dann unter so strengen Vorkehrungen so einen großen Wettkampf zu machen. Aber für manche ist es vielleicht die einzige Chance, einmal bei den Paralympics zu starten, deshalb ist es schon gut, dass es stattfindet.“

Mogge selbst verschwendet jedoch keinen Gedanken an das Aufhören. „In Paris 2024 möchte ich gerne noch mal dabei sein. Das ist dann quasi in der Nachbarschaft im Vergleich zu Rio und Tokio“, gibt die sympathische Bottroperin lachend zum Besten. Die Daumen für Juliane Mogge sind jedenfalls ganz fest gedrückt und der Wecker wird gestellt, wenn sie am 4. September in der Nacht von Freitag auf Samstag im Olympiastadion auf die Kugelstoß-Kampfbahn tritt.

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