Bottrop. Die Partie war nichts für schwache Nerven. Die Rot-Weiß Welheimer Löwen lagen 0:2 zurück, führten 3:2 und 4:3 – und siegten im Elfmeterschießen.

Die Stimmung auf der Anlage an der Welheimer Straße war schon vor Anpfiff des Kreispokal-Viertelfinales zwischen B-Ligist Rot-Weiß Welheimer Löwen und Blau-Weiß Oberhausen aus der Bezirksliga gut.

Es war der große Nachbar, Schalke 04, der aufgrund seines 3:0-Sieges in der 2. Bundesliga über Holstein Kiel lautstark gefeiert wurde, ehe sich der Fokus auf die heimischen Hoffnungsträger richtete.

Die Favoritenrolle war klar verteilt – ein wenig Hoffnung hatte Welheims Trainer Ramazan Akyüz ob des schwachen Abschneidens der Oberhausener in den letzten beiden Bezirksliga-Spielzeiten aber schon. Gerade die Abwehr offenbare ab und an mangelnde Abstimmung, so Akyüz vor der Partie.

Rot-Weiß Welheimer Löwen kassieren schnellen Elfmeter

Kaum war das Spiel angepfiffen, war es aber seine eigene Hintermannschaft, die nicht sattelfest stand. Oberhausens Stanley Andrud zog bereits nach wenigen Sekunden aus rund 18 Metern ab und traf die Latte.

Den Abpraller verteidigten die Löwen, Kapitän Onur Karakas wollte den Ball aus dem Strafraum bugsieren, wurde dabei von den Beinen geholt. Die Pfeife des Schiedsrichters Fabian Sosna blieb allerdings stumm, nur um eine Sekunde später zu ertönen und Elfmeter für Oberhausen zu geben. Karakus hatte auf dem Boden liegend den Ball mit der Hand gespielt, den fälligen Strafstoß verwandelte Burak Ocak ohne Probleme.

Es war ein Schuss ins Mark der Welheimer Löwen, ein wegen der zumindest nicht ganz klar richtigen Entscheidung des Unparteiischen unglückliches Gegentor obendrein.

Nach dem 0:2 schien Blau-Weiß Oberhausen schon weiter zu sein

Die Welheimer Löwen schüttelten sich einmal, fanden aber schnell wieder in den Zweikampf-Modus zurück und wehrten sich mit Kräften. Offensiv suchten sie den Weg über lange Bälle auf die schnellen Abbas Jaafar, Senol Houssein und Daniel Galonska, die einen Sturm-Dreieck bildeten.

Das Bild täuscht. Eine Bruchlandung der Welheimer Löwen war es sicher nicht. Im Gegenteil. Daniel Galonska war meist nur per Foul zu stoppen
Das Bild täuscht. Eine Bruchlandung der Welheimer Löwen war es sicher nicht. Im Gegenteil. Daniel Galonska war meist nur per Foul zu stoppen © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Gefährliche Situationen sprangen dabei aber zunächst nicht heraus – anders als auf der Gegenseite. Nach einer flachen Ecke erhöhte BWO auf 2:0. Ein Zwei-Klassen-Unterschied und zwei Tore in Rückstand: Welheims Situation schien schon früh im Spiel aussichtslos.

Angeschlagen aber noch nicht ausgeknockt suchten die Löwen dennoch weiterhin ihre Chance und den Weg nach vorne und belohnten sich. Ein langer Ball erreichte Daniel Galonska, der auf der linken Seite seinem Gegenspieler entwischte, sich die Kugel einmal zurechtlegte und mit einer Mischung aus Picke und Außenrist ins lange Eck zum Anschluss traf.

Welheimer Löwen brennen ein Offensiv-Feuerwerk ab

Nur vier Minuten später hätte Galonska fast auf 2:2 gestellt, diesmal geriet sein Picken-Schuss aber zu zentral, zwei weitere Male wurde Welheims Mittelstürmer auf dem Weg zum Eins-gegen-Eins mit dem Oberhausener Torhüter nur doch einen Abseitspfiff ausgebremst. BWO lebte in dieser Phase rund um die 30. Minute gefährlich.

Der Bezirksligist war nun definitiv gewarnt, im Vorbeigehen würde es gegen die Bottroper nicht gehen. So legte auch BWO wieder einen Gang zu und forderte Welheims Torhüter Marvin Borow das eine oder andere Mal aus der Distanz. Bis zur Pause sollte jedoch trotz Chancen – die beste hatte erneut Galonska mit einem tiefen Flugkopfball – auf beiden Seiten kein Tor mehr fallen.

In der zweiten Hälfte entwischt immer wieder Daniel Galonska

Im zweiten Spielabschnitt bestätigte sich der Eindruck der ersten Hälfte. Der Bezirksligist hatte enorme Probleme mit den tiefen Bällen der Löwen, ganz egal, ob sie hoch oder flach gespielt waren. Drei Minuten nach Wiederanpfiff wurde wieder einmal Galonska steil geschickt. Er ging zunächst ins Laufduell, nahm dann das Tempo aus der Situation und wartete auf den hinterherkommenden Abbas Jaafar. Im perfekten Moment spielte Galonska Jafaar frei, der überlegt zum Ausgleich traf.

Lautstark feuerte Welheims Trainer Ramazan Karakus seine Spieler an – und am Ende auch erfolgreich.
Lautstark feuerte Welheims Trainer Ramazan Karakus seine Spieler an – und am Ende auch erfolgreich. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Wiederum nur drei Zeigerumdrehungen später wurde ein Schuss von Senol Houssein gerade noch so auf der Linie gerettet, dann missriet ein Querpass von Houssein auf Galonska, welcher nach einem Zweikampf zu Boden ging, aber vergeblich Elfmeter forderte. BWO musste dringend wieder mehr Ordnung in das eigene Spiel bekommen, sollte es noch für den Halbfinaleinzug für den Favoriten reichen.

Doch es waren weiterhin die Hausherren, die sich die gefährlichen Aktionen erspielte. Linksverteidiger Izzet Avci zog oder der 66. Minute nach innen und drosch den Ball gegen die Latte, direkt danach verpasste Houssein eine Hereingabe vom Anderen Außenverteidiger Jeremy -Can Pappenheimer nur um Haaresbreite. Die Führung für den B-Ligisten wäre anhand des deutlichen Chancenplus längst verdient gewesen.

Abbas Jafaar zirkelt einen Ball wunderschön in den Winkel

Die Hauptrolle bei der Herbeiführung dieser war dann Abbas Jaafar vergönnt. Galonska konnte bei einem Konter nur unfair gestoppt werden. Jafaar nahm sich der Sache an und platzierte den Ball aus 20 Metern perfekt in den Winkel – Oberhausens Torhüter war komplett chancenlos.

„Wir sind alle Welheimer Jungs“ schallte es über die Anlage, die große Überraschung war zum Greifen nah.

Doch dann schlug BWO zurück. Welheim lief nun selbst in einen Oberhausener Konter, Burak Ocak scheiterte zunächst an Borow, den Abpraller nutzte Birkan Bicer zum 3:3-Ausgleich bei noch 20 verbleibenden Spielminuten.

Die Spannung war groß, beide Mannschaften zeigten sich nun noch etwas konzentrierter als zuvor, was dazu führte, dass zunächst keine weiteren Torchancen heraussprangen – es ging in die Verlängerung.

In der Verlängerung geht Welheim erneut in Front

In dieser tauchte Oberhausens Ocak plötzlich frei vorm Bottroper Tor auf, seinen harten aber unplatzierten Schuss konnte Orow aber klären. Besser als Ocak machte es erneut Galonska. Wieder nutzte Welheims eines der Erfolgsrezepte der ersten Hälfte. Lang und weit bringt nicht nur Sicherheit sondern in diesem Fall auch Tore.

Galonska war auf und davon, versuchte zunächst Oberhausens Torhüter Mario Czech zu überlupfen, scheiterte, bekam aber die zweite Chance, die er sich nicht nehmen ließ – 4:3! Die Welheimer warfen sich nun in jeden Schuss wie eine Löwenmutter vor ihr Junges.

Allerdings waren sie stehend K.o, was BWO nutzte. Nach einer Hereingabe von links stand der unbewegliche aber schussstarke Baris Karacali frei und schoss den Ball ohne Kompromisse zum 4:4 ins Tor (105.), die Entscheidung des Spiels musste im Elfmeterschießen fallen.

Pyro nach dem Sieg im Elfmeterschießen

Dort versagten Oberhausens Stanley Andrud die Nerven. Er zielte zu hoch, die Löwen bissen zu.

Das Elfmeterschießen im Kreispokal-Viertelfinale zwischen den RW Welheimer Löwen und BW Oberhausen

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    „Es war sicher nicht unverdient, wir hätten das Spiel auch in den ersten 90 Minuten entscheiden können, waren da aber zu naiv. Wir hatten heute neun Ausfälle und ich habe vorher mit einer Klatsche gerechnet. Die Jungs haben aber wie die Löwen gekämpft, ich kann meiner Mannschaft nur gratulieren“, so der vom Glück überwältigte Welheimer Trainer Ramazan Karakus.

    Jubel der RW Welheimer Löwen nach dem Einzug ins Kreispokal-Halbfinale

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      Auf die Fortuna im Halbfinale freut er sich: „Ich freue mich immer gegen einen Bezirksligisten zu spielen. Da haben wir nichts zu verlieren, können nur gewinnen – wie in diesem Spiel.“

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