Bottrop. Für das Testspiel bei Adler Ellinghorst musste der SV 1911 Bottrop reichlich improvisieren und erwies sich in diesem Fach als wahrer Meister.
Freitagnachmittag, der 9. Juli. Feierabend. Endlich Wochenende. Aber heute hat Coach Carter den 11ern echt noch ein Spiel reingedrückt. Auswärts in Gladbeck bei Adler Ellinghorst um 19.30 Uhr. Naja, immerhin ist im Anschluss das ganze Wochenende frei.
Beim Treffpunkt am gegnerischen Platz wandern die einzelnen Blicke verwirrt durch die eigenen Reihen. 13 Spieler. Sehr dezimiertes Aufgebot von der Weywiesen-Truppe. „Hast du deinen Personalausweis dabei? Wir haben deinen Spielerpass nicht dabei“, begrüßt Coach Carter Mikey, der eigentlich nur donnerstags bei den Alten Herren den Ball über den Platz kickt. Aha, also immerhin 14 Spieler.
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In der Kabine legt sich auch der Trainer höchstselbst ein Trikot mit seiner geliebten Rückennummer 19 an seinen Platz. Noch eine Alternative mehr im Kader. Die fehlende Fitness dürfte er im Notfall mit seiner Erfahrung ausgleichen.
Auch Herr Rudawski darf wieder gegen den Ball treten
Zwei Debütanten sind heute auch noch dabei. Rudy, der immerhin jahrelang guten Fußball gespielt hat, dafür aber altersbedingt von den Jungspunden im Team „Herr Rudawski“ genannt wird. Der zweite Neuzugang ist Tillman. Seit der C-Jugend hat er nicht mehr im Verein gepöhlt. Zu seiner Verteidigung: Viele Totalausfälle in der Kreisliga haben pausenlos im Verein gespielt.
Einen neuen alten Torwart haben die 11er auch. Matze und Schneider tauschen ihre Positionen. Letzterer wird in Zukunft seinen Rücken schonen und im Sturm aushelfen, während Matze es erneut zwischen den Pfosten im Tor versucht.
Bottrop kontert den Gladbecker Ballbesitzfußball aus
Anpfiff. Heute kann nur eine geschlossene Mannschaftsleistung Erfolg gegen die höherklassigen Gladbecker bringen. Defensiv steht die Pietryszek-Truppe diesmal ziemlich sicher. Erwartungsgemäß haben die Kicker von Adler Ellinghorst mehr Ballbesitz, wissen aber gegen die kämpfenden B-Kreisliga-Kicker nicht viel damit anzufangen. Und so kommt es, dass die Bottroper Gäste einen mustergültigen Konter fahren und Lippi den Ball auf Schinke zum 1:0 vorlegt.
Schwer atmende 11er werden in der zweiten Halbzeit von ihrem ehemaligen Torwart auf dem Feld unterstützt. Ob ein jahrelang als Schnapper eingesetzter Spieler die ohnehin fehlende Ausdauer ausgleichen kann, darf in Frage gestellt werden. So kommt es, dass die Gastgeber ihren Druck zunehmend erhöhen und schließlich auch zum verdienten Ausgleich treffen.
Die 11er sind in diesem Jahr noch ungeschlagen
Nahezu im direkten Gegenzug, 15 Minuten vor Schluss, folgt die passende Antwort der Bottroper. Marc, der Silberne, schlägt eine Ecke per Bogenlampe in den Strafraum. „Ui, da liegt Schnee drauf“, hört man einen Adler-Verteidiger rufen. Dennoch landet der Ball hinterm zweiten Pfosten, wo Tadda lauert und den Ball sehenswert und gekonnt per Kopf querlegt. Schneider (es ist immer wieder schön in der dritten Person von sich schreiben zu dürfen) köpft den Ball in der Mitte zum Siegtreffer ein. Jubel. Ungläubige Gesichter. Coach Carter küsst die verschwitzte Stirn seines Neu-Stürmers. Ein salzig schmeckender Fehler.
Diese Führung bringen seine Ascheathleten mit Mann und Maus nach Hause, sodass das Wochenende zwar später als gewohnt, aber immerhin gut gelaunt eingeläutet werden kann. Zwei Spiele, zwei Siege und dazu ungeschlagen im Jahr 2021. Wahnsinn.
Lukas Schneider ist Bottroper und leidenschaftlicher Amateurfußballer. Der 25-Jährige ist Spieler des SV 1911 Bottrop und teilt mit uns in seiner Kolumne „1911 Freunde“ den Blick auf das nicht selten skurril komische Innenleben des kleinsten Bottroper Kreisliga-Vereins.
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