Bottrop. Der VfB Bottrop trauert einer verlorenen Saison nach, setzt aber auch in der neuen alles daran, die Meisterschaft und den Aufstieg zu schaffen.

Optimismus und Wehmut bestimmen die Gemüter beim VfB Bottrop. Nach langen sieben Monaten des Wartens und des Nichtstuns hat auch der Fußball-Bezirksligist aus dem Jahnstadion allmählich den Trainingsbetrieb wieder aufgenommen. Wie bei so vielen, überwiegt auch beim VfB die Freude darüber, dass der Ball endlich wieder über den Rasen rollen darf.

Zudem blickt der Bottroper Traditionsklub der neuen Spielzeit zuversichtlich entgegen. Doch VfB-Trainer Patrick Wojwod spricht auch von einem verlorenen Jahr. „Irgendwann ist es schwierig, die Jungs noch weiter zu motivieren. An den getroffenen Maßnahmen können ganze Vereine zugrunde gehen“, sagt Wojwod, richtet den Blick aber nach vorne und sieht den Verband in der Bringschuld.

Patrick Wojwod rechnet seiner Mannschaft gute Chancen aus

Der Coach des VfB zeigt sich auch nach der langen Zeit des Stillstands gewohnt selbstbewusst. So nimmt Wojwod kein Blatt vor den Mund und überträgt die zuletzt bekannten Ambitionen seiner Mannschaft unverblümt auf die neue Saison, die am 21./22. August starten soll. „Fakt ist: Wir wollen die Bezirksliga endlich hinter uns lassen und den Aufstieg realisieren“, äußert sich Wojwod, „und ich sehe gute Chancen, dass wir es schaffen können. Wir wollen die Konkurrenz in keiner Weise schmälern und werden jedem Gegner mit dem gebührenden Respekt gegenübertreten. Ich bin jedoch der Auffassung, dass der VfB im Aufstiegsrennen eine wesentliche Rolle einnehmen wird.“

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Die Erfahrung der frühzeitig abgebrochenen vergangenen Spielzeit könnte dem VfB-Trainer durchaus recht geben und seine Aussagen unterstützen. Denn bevor der Spielbetrieb der Saison 2020/21 im Herbst zunächst ausgesetzt und schließlich komplett eingestellt wurde, thronten die VfB-Kicker an der Spitze der Bezirksliga. „Im ersten Jahr wäre der Sprung in die Landesliga sicherlich noch zu früh gekommen, wir mussten schließlich ein ganz neues Team zusammenführen und formen. Jedoch glaube ich, dass wir in der letzten Saison den Aufstieg hätten schaffen können“, so Wojwod, „wir hatten einige dicke Brocken bereits aus dem Weg geräumt und uns auf Kurs befunden.“

Die größten Konkurrenten kommen aus der direkten Nachbarschaft

Doch der Saisonabbruch hat dem Bezirksligisten einen Strich durch die Rechnung gemacht und kurzzeitig für lange Gesichter im Rund des Jahnstadions gesorgt. „Natürlich freuen sich Klubs, die im Abstiegskampf steckten, darüber. Für diejenigen, die ganz oben mitgemischt haben, war der Abbruch dafür umso ärgerlicher.“ Neben den Lokalkonkurrenten des SV Rhenania und SV Fortuna zählte hierzu als Tabellenführer eben auch der VfB. So nimmt der Klub von der Parkstraße für das kommende Jahr erneut die Ligaspitze ins Visier: „Wir haben im Verein mittlerweile tolle Strukturen und mit dem Vorstand und engagierten Mitgliedern einiges bewegt. Da ist es nun an der Zeit, dass wir uns sportlich dafür belohnen. Die Herausforderung besteht natürlich darin, dass man nun nach dieser langen Pause wieder bei null beginnt.“

Patrick Woywod und der VfB Bottrop peilen in der neuen Saison den Aufstieg in die Landesliga an.
Patrick Woywod und der VfB Bottrop peilen in der neuen Saison den Aufstieg in die Landesliga an. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Im Kampf um Platz eins rechnet Patrick Wojwod vor allem mit Widerstand aus der unmittelbaren Nachbarschaft. „Die Staffeleinteilung war an sich ja keine Überraschung. Der Saisonverlauf könnte jedoch Spannung mit sich bringen. In meinen Augen gibt es gibt Mannschaften, die in der Zwischenzeit Federn gelassen haben und es gibt solche, die man auf dem Schirm haben muss. Fortuna vermag ich nicht einzuschätzen. Rhenania, Sterkrade 06/07 oder auch Alstaden räume ich Chancen ein“, so der Trainer. Doch Wojwod betont eben auch: „Mich interessieren die anderen Mannschaften nicht sonderlich. Am Ende richten wir den Fokus nur auf uns. Unsere Truppe muss ordentliche Leistungen auf dem Platz bringen, alles andere ist für mich zweitrangig.“

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In Sachen Qualität sieht der Übungsleiter der Schwarz-Weißen seine Schützlinge bereits gut aufgestellt. Abgeschlossen ist die Kaderplanung noch nicht, sehr positiv wurde aber bereits der Zuwachs in Form von Torwarttrainer Eberhard Fuchs aufgefasst, der vom VfB Hüls ins Jahnstadion wechselt. „Mit ihm gewinnt das Team eine erfahrene Kraft hinzu, unsere Torhüter werden sehr davon profitieren“, so Wojwod. Zudem wird sich der Kader in Teilen verändern – fünf Abgänge sind bislang zu verzeichnen. So verlassen Sercan Istek, Marcel Brenne, Adrian Figielek, Serkan Güney und Merdan Senyüz den VfB. „Ich kann verstehen, dass die Jungs noch einmal woanders ihr Glück suchen und wünsche ihnen hierfür alles erdenklich Gute“, betont Wojwod.

Erster Test gegen Hiesfeld am Sonntag

Dem gegenüber stehen bislang die Zugänge von Damiano Schirru (TV Jahn Hiesfeld), Devin Müller (SSV Buer) und Patrick Drechsler (RuWa Dellwig). Müller und Drechsler sind bereits altbekannte Gesichter und können auf eine VfB-Vergangenheit zurückblicken. „Durch diese Verstärkungen gewinnen wir noch einmal enorm an Erfahrung und Qualität hinzu.“ Weitere Verstärkungen halten sich die VfB-Verantwortlichen offen. Die Akteure könnten bereits am 27. Juni erstmals seit vielen Monaten wieder das VfB-Trikot überstreifen – an diesem Tag wird die Wojwod-Elf um 14 Uhr im Jahnstadion gegen den TV Jahn Hiesfeld das erste Testspiel bestreiten. Die offizielle Saisonvorbereitung des Bezirksligisten beginnt am 1. Juli.

Patrick Wojwod: Eine Saisonwertung muss möglich sein

Der vorzeitige Saisonabbruch in der zurückliegenden Spielzeit ist auf breites Verständnis und Zustimmung gestoßen. Die Gesundheit der Sportler und Zuschauer sollte geschützt werden – daran hatten auch die VfB-Verantwortlichen nichts zu bemängeln. Doch eine weitere „Nullrunde“ sollte nach Ansicht von Patrick Wojwod tunlichst vermieden werden.

„Man muss hier Lösungen schaffen, um allen Beteiligten in einer Form gerecht zu werden“, so der VfB-Trainer. „Es werden wieder die Wintermonate kommen, die möglicherweise Einfluss auf den Spielbetrieb nehmen könnten. Auf diese Fälle muss der Verband vorbereitet sein, auch wenn es schwierig ist, das künftige Geschehen zu prognostizieren.“ So hofft Wojwod darauf, dass der Verband „seine Hausaufgaben gemacht und aus den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt hat. Es muss nach meiner Ansicht die Möglichkeit geschaffen werden, ein solches Konstrukt zu entwickeln, dass schließlich eine sportliche Saisonwertung ermöglicht wird.“

Klare Forderungen an den Fußballverband

Nach Ansicht des VfB-Coaches hätten insbesondere die Sommermonate hierfür besser genutzt werden können. „Warum beharrlich an den alten Strukturen festgehalten wird, erschließt sich mir nicht. Einem früheren Saisonstart stünde vermutlich kaum etwas im Weg. Alle haben Lust darauf, endlich wieder zu spielen. Und viele Teams – nicht nur wir als VfB – sind daran interessiert, sich zu entwickeln. Dazu gehört eben auch eine sportliche Wertung.“

Denn sollte sich das Szenario des vergangenen Jahres wiederholen, so sieht Wojwod Probleme auf den Amateursport zukommen: „Jugendspielern wird wertvolle Zeit genommen und auch im Seniorenbereich fällt es irgendwann schwer, die Jungs bei Laune zu halten. Schlimmstenfalls können ganze Vereine daran zugrunde gehen. Der Verband muss klare Strukturen schaffen und sich auf alle Eventualitäten vorbereiten.“

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