Bottrop. Weil die Sporthalle nicht den Namen eines verdienten Sportlers tragen soll, gibt es Unstimmigkeiten zwischen den Grünen, der CDU und der SPD.

Die Sporthalle Neustraße am Josef-Albers-Gymnasium soll künftig den Namen „Josef-Albers-Halle an der Neustraße“ tragen. Dies wurde am 11. Mai vom Betriebsausschuss für den Sport- und Bäderbetrieb auf den Weg gebracht. Die Entscheidung trifft im August nun die Bezirksvertretung Stadtmitte.

Mit der Namensgebung sind allerdings nicht alle Fraktionen einverstanden. Andrea Swoboda, die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, kritisiert, dass der Name der Sporthalle nicht den einer verdienten Sportlerin oder eines verdienten Sportlers der Stadt Bottrop tragen soll.

„Gebäude des Sports sollten an Menschen erinnern, die selber herausragende Bottroper Sportlerinnen oder Sportler waren oder für den Bottroper Sport und damit für die Stadt Herausragendes geleistet haben“, so die Grünen. Deshalb hätten Andrea Swoboda und die stellvertretende Vorsitzende Jessica Kühn sowie der Bottroper Sportbund in Person vom Vorsitzenden Peter Scheidgen den von der CDU eingereichten und schlussendlich durchgesetzten Namensvorschlag abgelehnt.

Bündnis 90/Die Grünen wollen Bürger und Schüler einbeziehen

„Ich bin glühende Verehrerin der Arbeit und des Wirkens von Josef Albers - als Bottroper Kind, Künstler, Mensch und Pädagoge. Das Josef-Albers-Museum, die Josef-Albers-Straße und auch das Josef-Albers-Gymnasium zollen diesem herausragenden Menschen Respekt und Anerkennung. Doch als Namensgeber für eine Turnhalle? Das erscheint mir nicht angemessen und banal“, so Swoboda.

Die Fraktion kritisiert zudem, dass sich SPD und CDU bereits vor der Sitzung auf den Namen geeinigt hätten und dass er dadurch anders als die übrigen Vorschläge – wie zum Beispiel die „Josef-Kaufmann-Halle“, die „Ernst-Löchelt-Halle“ oder die „Harald-Lubina-Halle" – nicht von den Fraktionen und Ratsgruppen beraten werden konnte. Die Grünen wollten außerdem die Bürger der Stadt und Schüler des Gymnasiums in die Namensgebung einbinden.

Bastian Hirschfelder wehrt sich gegen die Kritik

Im Sportausschuss sei allerdings direkt abgestimmt worden. Durch die Stimmen der CDU und der SPD setzte sich der Name „Josef-Albers-Halle an der Neustraße“ durch. Für die Grünen ist dies ein Name „gegen die Interessen des Sports“.

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Sie hoffen, dass vor der Bezirksvertretung im August noch einmal alle Argumente ausgetauscht werden. „Der Überraschungseffekt des Vorschlags wirkt dann ja zum Glück nicht mehr. Bis dahin können Meinungen und Stellungnahmen noch eingeholt werden. Sportstätten den Sportlern und Förderern des Sports zu widmen und Kulturstätten den Künstlern und Förderern der Kunst, das ist unser Motto“, so die Grünen.

Wenig Verständnis für die Kritik der Grünen-Fraktion hat Bastian Hirschfelder, der Vorsitzende der CDU-Fraktion. „Mich wundert es, dass solche Aussagen kommen. Es gab definitiv keinerlei Gespräche im Vorhinein. Wir hatten uns als CDU-Fraktion an sich auch für den Namen ,Halle an der Neustraße’ ausgesprochen. Denn irgendwen hinauszuheben, passte für uns nicht. Es ist ja auch immer ein subjektiver Eindruck, wer eine Benennung verdient hat“, so Hirschfelder.

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Die Idee des nun bestimmten Namens sei am Vorabend der Sitzung aufgekommen. Kurz vor der Sitzung habe er dann den Vorsitzenden des Ausschusses, Michael Gerdes (SPD), informiert, dass die CDU noch diesen Vorschlag habe. Hirschfelder: „Die Halle ist ja die Sporthalle des Josef-Albers-Gymnasiums. Wir haben uns gefragt, warum man sie nicht einfach so nennt, wenn die Schülerinnen und Schüler es als ihre Halle ansehen. Das haben wir in der Sitzung zur Diskussion gestellt und ich habe dabei auch noch einmal sehr deutlich gemacht, dass wir es als CDU-Fraktion an sich emotionslos sehen und es für uns überhaupt kein Streitthema ist.“

Auch Michael Gerdes bestreitet Absprachen

Auch die SPD verneint eine vorherige Absprache der Parteien. „Wir hatten überlegt, wie wir die Halle nennen können. Von der Verwaltung kam der Vorschlag ‘Halle an der Neustraße’. Da war uns aber quasi zu wenig Lack dran. Daraufhin gab es verschiedene Vorschläge, unter anderem auch den, die Halle nach Josef Kaufmann zu benennen“, sagt Michael Gerdes. Diesen Vorschlag hatte SPD-Ratsherr und der frühere Judoka beim JC Bottrop Jürgen Schajor ins Spiel gebracht. Kaufmann ist heute 84 Jahre alt und war mehrmaliger deutscher Marathon- und Ultramarathonsieger. Zudem Weltmeister im 100-Kilometer-Bahnenlauf und ist Ehrenmitglied bei der DJK Adler 07.

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„Nun haben wir Hallen aber bisher immer nur nach Verstorbenen genannt. Und wir wollen natürlich nicht, dass Josef Kaufmann stirbt, im Gegenteil. Er soll noch lange leben. Ich persönlich hätte mich auch mit dem Namen Ernst-Löchelt-Halle abfinden können, er hatte ja auch viel mit Sport zu tun. Da haben wir aber geglaubt, es gibt keine Mehrheit dafür“, so Gerdes.

Kurz vor der Sitzung sei der Partei dann auch der nun beschlossene Name zugetragen worden, die erste Diskussion darüber fand nach Gerdes aber definitiv erst in der Sitzung statt. „Der Vorschlag kam aus der Schullandschaft. Dass Josef Albers wenig mit Sport zu tun hat, ist uns klar. Aber wir haben uns dafür entscheiden, den Vorschlag zu unterstützen, wenn wir den Namen Josef-Kaufmann-Halle nicht durchbekommen. Wichtig ist, dass wir die Halle bekommen. Wie sie dann am Ende heißt, interessiert die Sportler glaube ich auch peripher.“

Die ÖDP hatte weitere Namensvorschläge unterbreitet, die allerdings keine Mehrheit fanden: Hilde Gröber, mehrfache Deutsche Tischtennismeisterin in den 50er und 60er-Jahren; Gretel Bergmann-Lambert, von den Nationalsozialisten diskriminierte Hochspringerin; Else Gieser, Lehrerin und Landtagsabgeordnete, von den Nationalsozialisten aus den Schuldienst entlassen. Die AfD schlug vor, einen Titelsponsor zu suchen.

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