Bottrop. Richard und Andreas Bortz wurde die Liebe zum Tischtennis vor die Haustür gelegt. Heute haben sie nicht nur den TSSV Bottrop und Olympia im Blick.

Zwei Brüder, zwei Sportler, zwei Vereinsvorsitzende. Andreas und Richard Bortz gehören zur heimischen Tischtennis-Szene wie die Halde Haniel zu Bottrop. Sie sind ein unverzichtbarer Teil der Sportlergemeinschaft, die die Klubs rund um den kleinen weißen Ball bilden. Einen Anteil daran hat durchaus auch die Stadt.

Denn das Tischtennis wurde Andreas und Richard Bortz zwar nicht in die Wiege gelegt, jedoch quasi direkt vor die Haustür gebaut: Nur einen Katzensprung vom Elternhaus an der Robert-Brenner-Straße, gerade einmal rund 70 Meter entfernt auf der gegenüberliegenden Seite der Fahrbahn, dort wo heute die Kita Rappelkiste steht, war damals die Heimat der DJK Olympia Bottrop – dem ersten Klub der beiden Bortz-Geschwister.

Die Heimat der DJK Olympia Bottrop direkt vor der Haustür

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„Wir waren sieben Tage in der Woche in der Halle, und unsere Eltern mussten sich daran gewöhnen, dass wir schon mal länger weg waren als erlaubt. Wir kannten den Hausmeister persönlich. Teilweise lag der Hallenschlüssel bei uns im Flur, und wir haben uns auch mal reingeschlichen“, erinnert sich Richard Bortz an den Beginn seiner Tischtennis-Karriere Anfang der 1970er-Jahre.

„Als Schüler haben wir auch zusammengespielt, Andreas an Brett eins, ich an Brett vier“, so der heute 56-Jährige, der im November – mit dann 57 Jahren und mittlerweile als Vereinsvorsitzender – sein 50-jähriges Jubiläum bei Olympia feiern wird.

Andreas Bortz war lange Leichtathlet

Während das Herz von Richard Bortz stets für die grün-weißen Farben und den Tischtennissport schlug und er von den Schülern über die Jugend bis zu den Herren beim Verein blieb, hat Andreas Bortz etwas weiter über den Tellerrand der Sportarten hinausgeblickt.

„Ich bin 1977 nach Sterkrade-Nord gegangen und habe da auch Landesliga, Verbandsliga und Oberliga gespielt. Allerdings war Tischtennis irgendwann bei mir die Sportart Nummer zwei. Ich war von Mitte der 80er bis in die 90er hauptsächlich in der Leichtathletik aktiv“, erinnert sich der ehemalige Mittel- und Langstreckenläufer des LAC Oberhausen.

Gemeinsam wollen die beiden Bortz-Brüder das Tischtennis in Bottrop vorantreiben und haben über die Fachschaft dabei alle fünf Klubs im Blick.
Gemeinsam wollen die beiden Bortz-Brüder das Tischtennis in Bottrop vorantreiben und haben über die Fachschaft dabei alle fünf Klubs im Blick. © Patrick Radtke

Bei dem Verein wurde Andreas Bortz 1999 auch Vorsitzender und blieb dies bis 2011. Er sammelte Erfahrungen, die er später in Bottrop nur allzu gut gebrauchen konnte – beim TSSV. Dort spielte Bortz seit 1983 zusätzlich zu seinem Engagement in der Leichtathletik Tischtennis.

Zwei Vorstandsposten parallel

„Dem Verein ging es in den 80ern und 90ern relativ gut. Wir waren in Bottrop auch vorne dabei. Allerdings haben sich dann einige verabschiedet. Und als die Sorgen immer größer wurden und der Verein quasi anfing, sich aufzulösen, war ich der letzte Strohhalm. Dadurch war ich dann einige Jahre in zwei Vereinen parallel Vorsitzender“, sagt Andreas Bortz.

Weil zwei Vorstandsposten nebeneinander aber enorm viel Kraft und Zeit kosten, musste sich der ältere der beiden Bortz-Brüder dann doch irgendwann entscheiden. Und das Pendel schlug in Richtung Bottrop aus. „Ich hatte hier einige Freundschaften geschlossen, und die Affinität war einfach höher. Ich habe mich für meine Heimatstadt entschieden“, so Andreas Bortz.

Mit Anfang 20 wurde Richard Bortz bereits Vorsitzender

Sein Bruder Richard war da bereits lange Vorsitzender bei der DJK Olympia. Schon mit 17 Jahren stieg er bei seinem Jugendklub als Mädchen- und Schülerwart in die Vereinsarbeit ein. Mit Anfang 20 gehörte er bereits zum Vorstand.

„Dann ist der damalige Vorsitzende Reinhold Bader verstorben und Erich Koziollek, quasi mein damaliger Mentor und heutiger Ehrenvorsitzender des Klubs, hat mich gefragt, ob ich nicht Vorsitzender werden möchte. Da habe ich einfach mal zugesagt“, so Richard Bortz. Quasi Seite an Seite, wenn auch durch ein paar Kilometer getrennt, verhalfen die beiden ihren jeweiligen Klubs zu einer nachhaltigen Entwicklung nach oben.

„Richard hatte schon einen schweren Job, weil es bei Olympia lange nicht so gut lief, was die Größe und die Spielklasse anbelangte“, sagt Andreas Bortz, und sein Bruder ergänzt: „So ein Verein hat Höhen und Tiefen. Wir sind von der Landesliga bis in die Bezirksklasse abgestiegen. Da war ich fünf Jahre da und es folgte ein Neuaufbau. In den Anfängen war es schon schwer.“

Die Trendumkehr gelang bei der DJK Olympia und beim TSSV Bottrop

Zwischenzeitlich waren von 120 Mitgliedern nur noch 55 übrig, davon rund 20 passiv. Aus acht Herrenmannschaften wurden drei, es sah düster aus. Doch dann folgte die Trendumkehr. Der Klub berappelte sich, schaffte es wieder in die Bezirksliga und profitierte von seinem starken Nachwuchs.

„Wir sind drei Mal in Serie aufgestiegen. Die Älteren haben versucht, eine halbwegs passable Liga zu halten, und der Nachwuchs hat sie nach oben gebracht. Bei so einem schnellen Sport wirst du alt und kannst irgendwann nun einmal nicht mehr mithalten“, gibt Richard Bortz zu.

Im Gleichschritt mit den Aufstiegen entwickelte sich auch der Breitensport bei Olympia wieder. Zurück in die Zukunft quasi. „Jetzt haben wir wieder sechs Herrenmannschaften. Im Moment sind wir eigentlich auf dem Höhepunkt. So hoch haben wir noch nie gespielt, da ist man schon stolz.“

Eine ähnliche Entwicklung nahm auch der TSSV Bottrop unter Andreas Bortz. „Der Verein lag damals am Boden. Wir hatten nur noch zwei Mannschaften und keinen Nachwuchs. Einige hatten schon ihre Demission angekündigt. Aber heute sind wir wieder bei sieben Herren-, einer Damen- und zwei Nachwuchsmannschaften. Wir stehen auf einer breiten Basis“, sagt Andreas Bortz.

In der Fachschaft Tischtennis kämpfen die Brüder für alle Bottroper Klubs

Die positive Entwicklung ihrer beiden Vereine würden Richard und Andreas Bortz auch gerne in der Bottroper Tischtennisszene sehen und setzen sich daher gemeinsam in der Fachschaft für die fünf Vereine – Olympia, TSSV, TTC 47, TTG und den VfB Kirchhellen - ein.

„Man kann versuchen, allein zu kämpfen. Gemeinsam ist es aber zielführender“, sagt Richard Bortz und sein Bruder ergänzt zustimmend: „Früher hatten wir noch acht Tischtennisvereine in Bottrop. Nun sind es fünf. Ich versuche alle Klubs nicht nur am Leben zu halten, sondern auch zu stärken.“ Ein Schritt in diese Richtung war die erstmalig gemeinsame Austragung der Stadtmeisterschaft 2019.

Die Jugendabteilungen sind das wichtigste Thema

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Ein weiterer Schritt wäre der Aufbau von größeren Jugendabteilungen in den Klubs. Denn die sind die Garanten der Zukunft – auf sportlicher und auch auf Funktionärsebene. „Ich habe zum Beispiel die Idee, dass es eine gemeinsame Jugendarbeit geben könnte. Wenn man da nichts macht, entsteht ein Problem. Wir haben beim TSSV gerade relativ viele Jugendliche, aber das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der eine oder andere Verein da schlecht aufgestellt ist“, sagt Andreas Bortz und sein Bruder wirft ein: „Es ist das wichtigste Thema überhaupt. Wir veralten sonst irgendwann. Da muss von unten was nachkommen.“

Die Bortz-Brüder strotzen also weiterhin nur so vor Tatendrang. Für ihre Vereine wie für die Sportler der Stadt Bottrop. Immer gemeinsam, immer brüderlich. Denn genau das ist es, was Tischtennis für die beiden ausmacht.

„Das Spiel hat eine Faszination, Geschicklichkeit, Schnelligkeit, Spannung. Als Leichtathlet bin ich oft an die Grenzen gegangen. Wenn du über 5000 Meter Vollgas gibst, bist du völlig am Ende. Das gibt es beim Tischtennis nicht. Aber dieses Unerwartete, das Kribbeln. Es ist an sich eine Individualsportart, aber das Salz in der Suppe ist die Mannschaft“, sagt Andreas Bortz, ehe sein Bruder zum Schlusswort ansetzt: „Ich war nie ein Mensch, der allein Sport machen wollte. Das ist das Schöne am Tischtennis. Wenn du am Samstagabend nach Hause kommst, ist nicht wichtig, dass du 2:0 gespielt hast. Wichtig ist, dass die Mannschaft neun hat.“