Bottrop. Nach Stationen in den Niederlanden und England hat sich Felix Passlack beim BVB wieder gefunden. Der Bottroper bleibt positiv.
Felix Passlack, der Fußballprofi des BVB, ist in Bottrop täglich zu sehen. Er bewegt sich allerdings nicht und ist für diese Jahreszeit zu dünn angezogen. Es ist natürlich nicht der 22 Jahre alte Mann selbst, denn der geht in Dortmund, St. Petersburg, Rom, Berlin und anderswo seiner schönen Arbeit nach. Doch am Sportplatz von Fortuna Bottrop im Stadtteil Eigen ziert ein Gemälde von ihm das Gebäude neben dem Haupteingang.
Auf der langen, bunt bemalten Hauswand prangt überlebensgroß eine Darstellung, die ihn darstellen soll, neben anderen Zeichnungen wie dem rot-weißen Vereinswappen der Fortuna, wie Graffitis, dem Tetraeder, einem Flutlichtmast und einem Zechenturm. Den blonden Fußballspieler mit blauen Augen und rotem Trikot mit weißen Applikationen hat es länger nicht mehr dorthin verschlagen – aus nachvollziehbarem Grund.
„Zum letzten Mal war ich vor Corona dort“, berichtet Felix Passlack. Der Bundesligaspieler lebt wegen des Virus unter noch deutlich strengeren Bedingungen als Normalbürgerinnen und -bürger.
Fußballprofis leben in einer kontrollierten Blase
Der Profifußball existiert in einer „Blase“ und beschränkt in diesen Monaten seine Kontakte noch mehr als andere Menschen. Fernsehstudios beispielsweise sind für Spieler tabu (deshalb sind dort fast nur Funktionäre zu sehen), Interviews werden nur virtuell oder allenfalls auf große Distanz geführt.
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Wenn ihn beispielsweise ZDF-Reporter Olli Schmidt befragt wie nach dem Spiel gegen Stuttgart im Dezember, ist Schmidt auf der Tribüne fast hundert Meter entfernt. Es gibt dort eine Sprechstelle und am Spielfeldrand Lautsprecher zur Übermittlung der Fragen.
In der Bundesliga hat Passlack Fuß gefasst, sechs Einsätze stehen bisher in dieser Saison in seiner Statistik, inklusive Supercup und Champions League zehn Pflichtspiele. „Viel besser, als es bisher gelaufen ist, hätte ich es mir kaum ausmalen können“, zitiert ihn das BVB-Magazin in einer zehnseitigen Geschichte im Dezember 2020.
Felix Passlack erhält viel Anerkennung von den Verantwortlichen beim BVB
„Er hat die Erwartungen übertroffen, auch seine“, meint Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspielerabteilung von Borussia Dortmund. „Da kann man, denke ich, sehr zufrieden sein – auch Felix.“ Passlack bestätigt das und ergänzt: „Ich bin sehr stolz darauf, dass ich mich so zurückgekämpft habe.“
Der Bottroper hatte als Jugendlicher und junger Erwachsener von 2010 bis 2017 viele Erfolge mit dem BVB gefeiert, war dann aber nach Hoffenheim, Norwich (England) und Sittard (Niederlande) verliehen worden, wo er nicht immer wirklich glücklich war. „Mir war schon vorher klar, dass es nicht immer bergauf gehen kann,“ sagt er dem BVB-Magazin. „Aber dass es so krass wurde, mit so wenig Spielzeit, mit so viel Leihen, dass ich weit weg von zu Hause im Ausland war, das habe ich so nicht erwartet.“ Es hat ihn nachdenklicher gemacht: „Ich war vorher jahrelang ein wichtiger Teil des Kaders. Von jetzt auf gleich war das anders. Damit musste ich erst einmal klarkommen. Dabei haben mir meine Freundin und meine Familie sehr geholfen.“
In der Ehrendivision wird der Bottroper zur Stammkraft
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Bei Fortuna Sittard in der Ehrendivision, der höchsten Liga im Nachbarland, wurde Passlack dann zur Stammkraft, bestritt 25 der 26 Spiele bis zum Saisonabbruch in den Niederlanden im Frühjahr 2020. Dort investierte er einiges in sein berufliches Fortkommen, heuerte gleich zwei persönliche Trainer an. Mit einem hat er „in Köln Läufe gemacht, an meiner Sprintgeschwindigkeit gearbeitet“, der andere ist auf Krafttraining und Beweglichkeit spezialisiert. Passlack: „Das konnte ich digital von zu Hause aus machen.“
So wagte der Mitelfeldmann vor einem halben Jahr den Schritt zurück nach Dortmund, wo er im luxuriös besetzten Kader der Borussia große Konkurrenz vorfand. „Es war ja keine einfache Situation“, analysiert Lizenzspielerchef Sebastian Kehl. „Felix hat von Anfang an gezeigt, dass er seine Chance sucht, und sich reingehängt. Er wurde mit Einsätzen belohnt. Das hat er gut gemacht.“
Verteidiger will weiter auf höchstem Niveau trainieren und sich entwickeln
Es sei dem 22 Jahre alten Bottroper „auch sehr wichtig, wieder auf sehr hohem Niveau zu trainieren“, ließ Passlack wissen – in einem Klub, in dem der inzwischen zweimal zum Welttrainer gekürte Jürgen Klopp bei seinem Abschied 2015 sagte: „Ich könnte heulen, dass ich diesen Jungen nicht mehr trainieren werde.“
Dieser Junge sitzt zum Saisonauftakt 2020/21 im DFB-Pokal beim 5:0 in Duisburg im September noch auf der Bank, in der Bundesliga gegen Mönchengladbach wird er eine Woche später beim 3:0-Sieg in der 19. Minute für den verletzten Thorgan Hazard eingewechselt und erhält viel Lob. Sportdirektor Michael Zorc z.B. gibt damals zu Protokoll: „Felix ist ein positiver Junge, der jeden Tag im Training Gas gibt. Der kann gerne bleiben.“
Gegen den FC Freiburg erzielt Felix Passlack sein erstes Bundesligator
„Felix hat seine Sache hervorragend gemacht, das freut mich sehr für ihn“, meint der damalige Trainer Lucien Favre und bringt ihn dann gleich für ein komplettes Spiel im Supercup gegen Bayern München. Es folgen ein Einsatz mit einem Tor in der Nachspielzeit beim 4:0 über den SC Freiburg, wieder 90 Minuten beim 1:0-Erfolg in Hoffenheim und ein Teilzeitjob beim 3:0 im Derby gegen Schalke.
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In der Champions League steht Passlack in allen sechs Partien im Kader, kommt zweimal gegen Zenit St. Petersburg und einmal gegen den FC Brügge teilweise sogar von Beginn an aufs Feld.
Im Herbst kehrte Passlack in die U21-Nationalelf zurück
Sein bisher letztes Spiel ist im Dezember das 1:5 gegen den VfB Stuttgart, zum Jahresende und im Januar ist der Mittelfeldspieler, der meist auf den Außenbahnen ran darf, dreimal nicht im Spieltagsaufgebot. „Da ist er rausrotiert, aber das ist normal bei der Größe des Kaders“, sagt Lizenzspielerchef Kehl. Aber es kann auch damit zusammenhängen, dass der neue Trainer Edin Terzic, der nach der Stuttgart-Schlappe Lucien Favre abgelöst hat, sich mit ein paar Personalentscheidungen profilieren möchte.
Außer durch bisher zehn Pflichtspiele ist Felix Passlack auch mit der Rückkehr in die U21-Nationalelf im Herbst wieder ins Rampenlicht gerückt. „Ich hatte dazwischen viele Tiefs, durch die ich gehen musste. Jetzt bin ich umso glücklicher, dass ich da raus bin“, wird er im BVB-Magazin zitiert.
Vertrag mit Borussia Dortmund läuft im kommenden Sommer aus
Im Sommer läuft sein Vertrag bei Borussia Dortmund aus und Felix Passlack spielt derzeit quasi für einen neuen vor – vielleicht weiterhin bei den Schwarzgelben, aber eventuell auch anderswo. Damit beschäftigt er sich gerade nicht: „Für mich ist es wichtig, dass ich mich jetzt hier in Ruhe weiterentwickeln kann, dass ich auf meine Einsatzzeiten komme. Und der Rest ergibt sich dann. Da bin ich relativ entspannt.“
Sebastian Kehl legt sich bei der Frage nach Passlacks Zukunft auch nicht fest: „Felix ist einfach auch ein Dortmunder Junge, hat Lust sich reinzuhauen.“ Konkretes aber gebe es noch nicht: „Wir haben schon gesprochen. Es ist im Moment keine einfache Situation durch Corona, aber wir kennen uns über viele Jahre und haben ein Vertrauensverhältnis.“
Abstecher zur Fortuna machen momentan keinen Sinn
In der Bundesliga stehen die nächsten Spiele an nach der Minipause zu Weihnachten, in der angebliche „Dortmunder Junge“ nach langem mal wieder in seiner Heimatstadt Bottrop war, um seine und die Eltern seiner Freundin zu besuchen.
Ein Abstecher zu Fortuna in die Rheinbabenstraße war da weder möglich noch sinnvoll. Dort ist nichts los, wie der aktuelle Trainer Sebastian Stempel berichtet, der Felix Passlack übrigens noch nie getroffen hat: „Zur Mannschaft habe ich zurzeit wenig bis keinen Kontakt. Das ist halt so: die Uhren stehen still im Amateurfußball. Vor Weihnachten habe ich jeden angerufen und jedem gesagt, dass er was machen soll in der Pause. Keiner weiß ja, wie lang sie sein wird.“
Vertrauter Umgang mit den Freunden von früher
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Fortuna Bottrop bleibt für Felix Passlack trotz der schon längere dauernden Ferne vom dortigen Sportplatz ein Fixpunkt: „Da werde ich einfach nur als Felix gesehen, den alle schon kannten, als er noch ein kleiner Bub war – oder sagen wir besser junger Bub.“ Riesengroß ist er nämlich auch als Mann jetzt nicht. Dem 1,70 Meter großen Passlack, der „noch mit vielen Jungs dort“ den Kontakt hält, ist das wichtig: „Das gibt mir einfach ein Gefühl von Vertrautheit.“
Und für das Jahr 2021, das für seine sportliche Zukunft einige spannende Fragen offenhält, hat er nur einen Wunsch: „Gesundheit für meine Familie und mich!“
Zu Felix Passlack: Er begann mit dem Fußball bei Fortuna Bottrop. 2010 wechselte er als Zwölfjähriger zu Rot-Weiß Oberhausen, 2012 zu Borussia Dortmund. Mit einem Vertrag bis Juni 2021 ausgestattet, ging Passlack 2017 zur TSG Hoffenheim, später zu Norwich City (England) und Fortuna Sittard (Niederlande). Seit dieser Saison spielt er wieder für den BVB. Viermal war Passlack mit Dortmunds B- und A-Jugend Deutscher Meister. In seiner Statistik stehen (Stand: 6. 1. 2021) 65 Profispiele, davon 22 (1 Tor) in der Bundesliga, 25/2 in der niederländischen Ehrendivison, eins in der Championship (2. Liga England), 5/1 in der Champions und zwei in der Europa League.
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