Bottrop. Hinter den Adlern liegt die erfolgreichste Saison der Klubgeschichte. Und vor ihnen das Abenteuer Landesliga. Der Klub hat sich gut gerüstet.

Nach 19 Siegen in 19 Spielen hatte niemand mehr damit gerechnet, dass die Saison noch zur Zitterpartie werden würde. Doch dann kam Corona und versetzte den Verein in Schrecken. Die Pandemie konnte den Weg der DJK Adler 07 Bottrop in die Landesliga zwar nicht stoppen, doch das Virus stahl den Handballern bedeutend mehr als die Chance auf eine perfekte Saison.

Als der Handballverband am 21. April die Entscheidung fällte, fielen Sebastian Wycichowski Steine vom Herzen. „Angst hatte ich nicht, aber eine gewisse Anspannung kann ich nicht leugnen“, sagt der Trainer von Adler 07. Die Entscheidung, dass seine Mannschaft trotz abgebrochener Saison in die Landesliga aufsteigen darf, hält Wycichowski für richtig: „Alles andere wäre nicht fair gewesen. Wir haben alle Saisonspiele gewonnen und in 19 Partien eine Tordifferenz von 258 Toren herausgeworfen. Wir hatten einen grandiosen Lauf und ich bin mir ziemlich sicher, dass es im gesamten Handballverband keine zweite Mannschaft gibt, die so souverän gespielt hat.“

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Und auch wenn der Super-Gau ausblieb, zählen die Siegertypen aus der Dieter-Renz-Halle auch zu den Verlierern der „Corona-Saison“. „Wir hätten nur noch zwei Siege zur vorzeitigen Meisterschaft gebraucht. Alles lief darauf hinaus, dass wir im Heimspiel gegen unseren Verfolger Sterkrade die Sache klar machen könnten. Alles war schon vorbereitet. Wir freuten uns auf ein volles Haus und eine würdige Meisterfeier im Anschluss“, berichtet Wycichowski. Nicht nur das: Weil zur Eindämmung der Pandemie Reisen ins Ausland verboten wurden, musste das Team die geplante Mannschaftsfahrt absagen.

Corona war die Euphoriebremse

Umstände, über die sich Wycichowski ärgert: „Wenn wir in ein paar Wochen unser erstes Landesligaspiel bestreiten, wird ein wenig Euphorie fehlen, die Aufsteiger sonst auszeichnet. Die Freude über den Aufstieg am Grünen Tisch kann die Enttäuschung über die abgebrochene Saison nicht ganz ausgleichen.“ Dennoch ist Bottrops Trainer davon überzeugt, dass sich seine Mannschaft in der neuen Liga behaupten wird. Auch, weil schon lange feststeht, welche Neuzugänge zur Mannschaft stoßen. Auf der Suche nach punktuellen Verstärkungen setzten Wycichowski und Co. auf Talent. Drei der vier neuen Spieler sind noch Teenager. „Wir wollten keine Alt-Internationalen, sondern Spieler, die ein möglichst großes Potenzial mitbringen, die menschlich zum Team passen und die sich mit uns zusammen entwickeln wollen“, sagt Wycichowski.

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Fündig wurden die Adler in der Nachbarschaft. Vom Nachbarn SC Bottrop kommt Luca Wiese. Der 19-Jährige spielte in der vergangenen Saison nicht nur für den SCB in der Landesliga, sondern auch für die A-Junioren der SG Überruhr in der Niederrheinliga. Wycichowski beschreibt den Rückraumspieler als dynamisch mit guter Physis und großem Spielverständnis. Eigenschaften, die auch der zweite Neuzugang mitbringt. Henry Nagel (19) kommt vom Landesligisten SV Schermbeck. „Man muss ihn nur spielen sehen, um zu verstehen, warum wir ihn unbedingt in unserer Mannschaft haben wollten“, sagt Wycichowski. Nagel hatte sich schon als A-Jugendlicher bei den Adlern vorgestellt. „Damals war er noch nicht ganz soweit. Heute ist er genau der Spielertyp, der unsere Mannschaft verstärkt.“

Großes Potenzial sieht Wycichowski auch in Simon Strangemann, der von der TSG Kirchhellen zu den Adlern wechselt. „Ich habe mir den Jungen genau angeschaut, er hat großes Potenzial und wird sich bei uns sicher gut entwickeln“, sagt der Adler-Coach und erinnert an das letzte Duell mit der TSG, in dem Strangemann eine starke Leistung ablieferte und sich mehrfach in die Torschützenliste eintrug. Komplattiert wird der Bottroper Kader durch einen Torhüter. Lukas Banner kommt vom HC Sterkrade und wird dafür sorgen, dass die Bottroper auch zwischen den Torpfosten flexibler aufgestellt sind.

Die Meistermannschaft der DJK Adler 07 Bottrop.
Die Meistermannschaft der DJK Adler 07 Bottrop. © Fremdbild | Adler

Adler wollen neue Strukturen

Die Adler peilen in der Landesliga eine Saison ohne Abstiegssorgen an. „Wir wollen den Erfolg, müssen dafür aber auch im Verein die nötigen Strukturen schaffen“, sagt Wycichowski. Ein Vorhaben, mit dem die Bottroper schon in der vergangenen Saison begonnen haben: „Wir benötigen viele Menschen, die sich für den Verein engagieren und wichtige Aufgaben übernehmen.“ Erste Erfolge ließen sich zuletzt bereits ablesen. Die Heimspiele in der Dieter-Renz-Halle gehörten ligaweit zu den bestbesuchten. „250 bis 300 Zuschauer, das überträgt sich schnell auch auf das Spielfeld. Selbst bei dem eigentlich wertlosen Pokalspiel gegen den Regionalligisten Wölfe Nordrhein hatten wir eine sehr ordentliche Kulisse“, sagt Wycichowski und verspricht: „Wir werden auch in der neuen Saison alles daran setzen, unser Publikum zu unterhalten.“

Landesligadebüt gegen ein Spitzenteam

Sollte die Corona-Pandemie den pünktlichen Beginn der neuen Handball-Saison zulassen, werden die Bottroper Adler Anfang September ihr erstes Landesligaspiel bestreiten. Zum Auftakt (5./6. September) kommt mit dem TV Biefang eine Mannschaft in die Dieter-Renz-Halle, die Sebastian Wycichowski im oberen Tabellendrittel verortet: „Die Oberhausener haben sich auf einigen Positionen namhaft verstärkt. Das wird für uns gleich der erste Härtetest.“

Rot angestrichen haben sich die Adler auch den 5. Dezember. Dann soll in der Sporthalle der Berufsschule an der Gladbecker Straße das Lokalderby gegen den SC Bottrop ausgetragen werden.

In der Landesliga 3 bekommen es die Adler mit folgenden Mannschaften zu tun: Turnerschaft Grefrath, TuS Xanten, TV Biefang, SV Straelen, HSG Hiesfeld/Aldenrade II, TV Vorst II, TuS Lintfort, TV Borken, MTV Rheinwacht Dinslaken II, TB Oberhausen, TV Issum, SC Bottrop, VfB Homberg II.