Bottrop. Fußball wird wegen der Corona-Pandemie nicht gespielt. Lukas Schneider vom SV 1911 Bottrop berichtet wieder aus dem Alltag der Weywiesen-Kicker.
Ostern ist nun auch schon wieder längst vorbei. Aufgrund der aktuellen Coronakrise mussten die Sozialkontakte auf ein Minimum reduziert werden. Natürlich wurden trotzdem einige Festmahle im kleinen regelkonformen Kreis abgehalten. Viel Bier, zünftiges Essen und kein Training. Was nach einem Erholungsurlaub von Waldemar Hartmann klingt, ist derzeit der Alltag für die Asche-Athleten von den Weywiesen.
Erinnerungen an die vergangene Wintervorbereitung
Ohne die gewohnte Bewegung dürfte sich das auf das Körpergewicht des einen oder anderen Kreisliga-Kickers auswirken. Wer also während der trainingsfreien Zeit kein sportliches Alternativprogramm findet, wird beim Trainingsauftakt umso mehr leiden. Da kommen die Erinnerungen an die vergangene Wintervorbereitung hoch.
Beim Umziehen stellt man fest, dass die Körper der Mitspieler verrücktere Formen angenommen haben als die aus dem damaligen Geometrieunterricht. Lediglich die wandelnden Kleiderständer Joey, Dennis und Louis besitzen weiterhin ihren niedrigen Körperfettanteil. Irgendwie unfair. „Heute werden wir acht Runden um den Fockenberg drehen“, beginnt Coach Carter das Training.
Das ist die schlechteste Ausrede des Jahres
Der Fockenberg. Seinen Namen verdankt er einem ehemaligen Trainer der Truppe, der ihn regelmäßig als probates Trainingsmittel ansah. Die Strecke besteht zur Hälfte aus einer Steigung mit gefühlten 80 Grad und besticht auch sonst mit nichts Positivem. „Acht Runden werde ich nicht schaffen“, hört man aus den Reihen der Spieler. „Ich bin heute Abend noch bei Bekannten meiner Freundin eingeladen. Das wird zeitlich zu knapp.“
Das Gesicht vom Trainer spricht Bände. Jeder weiß hier, dass das die schlechteste Ausrede des Jahres ist. „Wir laufen erst mal los und schauen dann“, knurrt Coach Carter.
Die Shisha- und Dönerenthusiasten laufen hinterher
Marc läuft voran. Das Tempo von ihm kann sowieso keiner mithalten. Vom Alter her könnte er der Vater der meisten Spieler sein. Von seiner Fitness her eher der Enkel. Die Abstände der vereinzelten Verfolger werden von Runde zu Runde größer. Dahinter folgt das Hauptfeld mit den Normalsterblichen, welche durch dauerhafte Gespräche während der Laufeinheit auffallen.
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Ganz am Ende finden sich die Shisha- und Dönerenthusiasten wieder, die lauter röcheln als eine französische Bulldogge mit Nasennebenhöhlenentzündung. Bei dieser Art Spieler tritt vermehrt das Phänomen der offenen Schnürsenkel auf. Der perfekte Grund für eine Pause. „Ich glaube, mein Oberschenkel macht gleich zu“, vernimmt Coach Carter aus dem Hauptfeld. „Noch drei Runden, und du hast es geschafft“, antwortet der Spielertrainer, der selbst nicht die komplette Laufeinheit mitmacht.
Manche werden sich nicht auf den Trainingsstart freuen
Viel lieber schaut er seiner röchelnden Trümmertruppe zu. „Für euch reicht es“, hört man ihn auf die Frage, warum er als Spielertrainer nicht selbst mitlaufen müsse, entgegnen. Marc hat Matze und Tristan mittlerweile das zweite Mal überrundet. Nahezu ungeschwitzt tritt er nach dieser Runde den Rückweg an. Nach knapp 20 Minuten erreichen auch die letzten Spieler die Kabinen. Während die ersten Akteure direkt ihre Bierflaschen öffnen, muss der eine oder andere Kreisliga-Kicker in die stabile Seitenlage gebracht werden. Manche werden sich dann vielleicht doch nicht so sehr auf den Trainingsstart nach Corona freuen.
Lukas Schneider ist Bottroper und leidenschaftlicher Amateurfußballer. Der 24-Jährige ist Torhüter des SV 1911 Bottrop und teilt mit uns in seiner Kolumne „1911 Freunde“ den Blick auf das nicht selten skurril komische Innenleben des kleinsten Bottroper Kreisliga-Vereins.