Zwei Wochen, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen: Die Corona-Pause zehrt an den Nerven der Amateurfußballer. Auch unsere 1911er sind wehmütig.
„Heute 19:15 Uhr Beginn“, schreibt Joey ironisch in die WhatsApp-Gruppe des SV 1911 Bottrop. Normalerweise ist das immer der übliche Satz, den Coach Carter schreibt, um seine Akteure nochmal daran zu erinnern, dass an dem jeweiligen Tag Training stattfindet und doch bitte alle pünktlich auf dem Platz erscheinen sollen. Doch dieses Mal gilt dieser Satz eher der Erinnerung an fast vergessene Zeiten.
An Zeiten, als noch trainiert werden konnte. An die Zeit vor Corona. Die Art der Formulierung suggeriert eine sehr lange Zwangspause des Trainings- und Spielbetriebs der 11er, dabei handelt es sich um nicht einmal zwei Wochen zum aktuellen Stand. Diese Pause wird zwar aller Voraussicht nach noch eine Weile andauern, doch schon jetzt fehlt im Alltag der Weywiesen-Akteure etwas: Fußball.
Meine Sporttasche tut mir fast schon Leid
Die vom Trainer geforderten Laufeinheiten sind - falls diese überhaupt von mehr als drei Spielern ernsthaft wahrgenommen werden - kein adäquater Ersatz. Da wird sich Übungsleiter Pietryszek eher um eine Erweiterung der Trikotsätze kümmern müssen, da sich nach einer solchen Pause die wenigsten Spieler über ein Trikot in Größe M oder L freuen werden.
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Selbst gegenüber der eigenen Sporttasche entwickelt man ein gewisses Schuldgefühl, da sie von den 11ern zurzeit mehr vernachlässigt wird, als die taktischen Anweisungen des Trainers während eines Spiels. Vielleicht liegt es aber auch an dem mittlerweile vorherrschenden Geruch, der aus der Tasche entweicht, da sich die nassen Sachen vom letzten Training immer noch in dieser befinden und im Laufe der Zeit fast ein gewisses Eigenleben entwickelt haben. Jetzt ist es eh zu spät. Gefühlt wird man diese Sachen sowieso nie wieder benötigen.
Fußball, wir vermissen dich!
Sehnsüchtig versucht man, sich an gewohnte Szenarien des Kreisligaalltags zu erinnern, um den Schmerz zu verdrängen. Die Spannung vor jeder Spielansprache des Trainers, welche elf Ascheathleten er dieses Mal aufs Feld schickt. Den Geruch der Pferdesalbe, die Ossa sich vor jedem Spiel auf seine mehr oder weniger muskulösen Beine reibt, da ja jede gute Maschine auch mal eingeschmiert werden muss.
Das akribische Suchen zweier lochfreier Stutzen, da man die große Kreisligabühne natürlich nicht ohne vollständig intaktes Equipment betreten kann. Das Torschusstraining, bei dem mehr Bälle in die oberen Etagen gehen, als Bewohner in einem Mehrfamilienhaus. Der Schmerz auf dem kalten Oberschenkel, nachdem ein satter Schuss mit dem betonartigen Lederball aus kürzester Distanz auf diesen abgefeuert wurde.
Selbst der Jubel von Paul, nachdem er ein Tor erzielt hat. Letzteres ist wahrlich kein gewohntes Szenario, aber in solch schweren Zeiten neigt man schon zu Wahnvorstellungen. Der Fußballalltag kann gar nicht schnell genug zurückkehren.
Lukas Schneider ist Bottroper und leidenschaftlicher Amateurfußballer. Der 24-Jährige ist Torhüter des SV 1911 Bottrop und teilt mit uns in seiner Kolumne „1911 Freunde“ den Blick auf das nicht selten skurril komische Innenleben des kleinsten Bottroper Kreisliga-Vereins. Immer dienstags nach den Spieltagen.
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