Bottrop. Die Fußballer des SV 1911 Bottrop überbrücken die Spielpause mit dem Corona-Cup auf der Playstation. Das sieht richtig nach Fußball aus.
Schweiß tropft von der Stirn des Fußballers, auch seine Hände sind schwitzig. Der Puls ist mittlerweile schon leicht erhöht und die Atmung wird schwerer. Es läuft die 88. Minute und es steht 2:1 für den Hausherren, aber der Gast drückt auf den Ausgleich. Ein klassischer Sonntag in der Kreisliga. Dieses Mal aber nicht auf einem der Asche- oder Rasenplätze in Bottrop und Oberhausen, sondern auf einem virtuellen Rasenplatz.
Es läuft ein Fußballmatch des Konsolenspiels Fifa 20. Auch der Mannschaft des SV 1911 Bottrop bleibt die Zwangspause durch Covid-19 nicht erspart. Voraussichtlich bis zum 19. April werden die 11er weder Trainingseinheiten noch Spiele durchführen. Fünf Wochen ohne Fußball, das hält doch keiner aus. Deshalb beschlossen Coach Carter und seine Jungs, eine passende Alternative zu finden.
Der Corona-Cup hat 34 Spieltage wie die Bundesliga
Vom 15. März bis zum 11. April wird mannschaftsintern der Corona-Cup 2020 ausgetragen, bei dem sich 18 Spieler des Mannschaftskaders an der Konsole duellieren werden. Eine rege Teilnahme, von der das Trainergespann an Trainingstagen nur träumen kann. Hierbei müssen die Kreisligakicker ihre Prachtkörper allerdings nicht von der Couch loslösen.
Sie müssen lediglich ihre Playstation 4 anschalten und sich im Onlineportal anmelden. Denn auch den Spielern ist der Ernst der aktuellen Lage bewusst. Natürlich würden sich die Jungs lieber im Vereinsheim treffen, die Konsole an den Beamer anschließen, ein paar Bier zusammen trinken und im Kreise ihrer liebsten Fußballtruppe die virtuellen Spiele austragen. Doch in der Corona-Zeit sind die Bottroper froh, dass immerhin ein Online-Turnier ausgespielt werden kann.
Die Tabellenstände werden in der WhatsApp-Gruppe gepostet
Jeder spielt in einem Hin- und Rückspiel gegen jeden, d.h. es werden bundesligakonform 34 Spieltage stattfinden. Diese wurden in gewisse Zeitspannen gesetzt und somit terminiert. Innerhalb dieser Zeiträume müssen sich die Akteure absprechen, wann sie sich im Onlinebereich des Spiels einfinden werden, um anschließend zwei Halbzeiten zu je sechs Minuten gegeneinander auszutragen.
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In der dazugehörigen WhatsApp-Gruppe dürfen sich alle Teilnehmer an den schlechten Ausreden der Verlierer, den hämischen Kommentaren der Gewinner und den Ergebnissen, sowie Tabellenständen erfreuen. Klar, ist es nicht dasselbe wie ein Spiel auf der heiligen roten Asche in den Weywiesen, welche sich nach jeder Partie in kleinen Mengen in den blutüberströmten Knien der 11er wiederfindet.
Keiner brüllt, aber alle sehen sich nach dem richtigen Fußball
Kein Gebrüll vom Trainer, der sich lautstark darüber beschwert, warum zum Teufel ein Pass über zwei Meter wieder nur den gegnerischen Fuß findet. Auf der Konsole sieht es sogar annähernd nach richtigem Fußball aus. Ungewohnte Situation für alle Beteiligten. Aber zum Glück ist auch ein Ende dieser quarantäneartigen Zeit in Sicht. Bis dahin bleibt vernünftigerweise nur das Ausharren - mit adäquater Alternative zum „Reallife-Fußball“ - in den eigenen vier Wänden, um die Ausbreitung des Virus bestmöglich zu minimieren.
Lukas Schneider ist Bottroper und leidenschaftlicher Amateurfußballer. Der 24-Jährige ist Torhüter des SV 1911 Bottrop und teilt mit uns in seiner Kolumne „1911 Freunde“ den Blick auf das nicht selten skurril komische Innenleben des kleinsten Bottroper Kreisliga-Vereins. Immer dienstags nach den Spieltagen.