Bottrop. Lukas Schneider ist leidenschaftlicher Amateurfußballer. Der 24-Jährige ist Torhüter des SV 1911 Bottrop und Autor unserer neuen Kolumne.
Donnerstag um 19.22 Uhr. Es ist dunkel. Und es schüttet wie aus Eimern. Der Ascheplatz an den Weywiesen ist mit den Wassermassen überforderter, als die meisten Spieler des SV 1911 Bottrop mit halbhohen Pässen. Trainer Daniel „Pedda“ Pietryszek schaltet die Flutlichtanlage ein und stellt die ersten Hütchen auf. In acht Minuten soll das Training beginnen. Er weiß aber jetzt schon, dass es mindestens zehn Minuten länger dauern wird, bis seine Spieler vollständig und umgezogen auf dem Platz erschienen sind.
Immerhin kostet ein Zuspätkommen Strafe. Und das bedeutet, dass die Bierkasse schneller gefüllt wird. Trotzdem spielt er mit dem Gedanken, die Bälle wieder in den verrosteten Ballschrank zu packen und seine Jungs Runden laufen zu lassen. Andererseits müssten die 11er aber auch mal wieder ein wenig Torabschlüsse trainieren, da nur Joey vor dem Tor Normalform hat. Paul ist bei Torchancen immer noch der Meinung, dass Lupfen ein probates Mittel ist. Matze schießt die Torhüter lediglich mit Mach 3 ins Koma und von Dennis, der mit seinem Bruder Joey leider nur den Nachnamen gleich hat, wollen wir gar nicht erst anfangen. Also Torschusstraining.
Der erste Spieler droht schon beim Warmmachen zu kollabieren
Ist eh witzig, da sich im Fünfmeterraum eine große Pfütze angesammelt hat und die Torhüter Schneider und Belitz so ordentlich nass werden. Passend zu den vorherrschenden Wassermassen hat Belitz auch wieder seine Taucherbrille auf, die dafür da ist, damit weiter als 15 Zentimeter gucken kann. Nachdem Ü30-Silberpfeil und Kapitän Marc seine Jungs durch das Warmmachen gezogen hat und Matze aufgrund mangelnder Fitness fast kollabiert ist, startet Co-Trainer Henne mit der ersten Spielform auf kleine Tore, während sich die Torhüter fürs Torschusstraining warm machen.
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Bei der Spielform zeigen sich gewohntermaßen die ersten technischen Defizite bei einer Vielzahl der Ascheathleten. Coach Carter - wie der Trainer von den 11ern auch genannt wird - muss dennoch elf dieser Spieler am Sonntag aufstellen. Da hilft am Samstagabend, bei der ein oder anderen Flasche Wein mit der Verlobten, auch mal Losen.
Im Abschlussspiel geben alle noch einmal Gas. Es geht ums Bier
Nächste Aufgabe BVO
Der SV 1911 Bottrop ist tatsächlich der kleinste Fußballverein der Stadt. Die einzige Mannschaft spielt in der Kreisliga B. Trainiert wird das Team von Daniel Pietryszek. Nach 18 Spielen stehen 19 Punkte auf dem Konto. Das reicht aktuell zu Platz 12 und der Gewissheit, dass auch zur neuen Saison auf dem Ascheplatz in den Weywiesen B-Liga-Fußball geboten wird. Am Sonntag muss das Team auswärts ran. Der Gegner heißt dann BV Osterfeld II.
Am Ende des Trainings folgt wie immer ein Abschlussspiel, in dem die ein oder andere Zusammenstellung der Mannschaft für den sonntäglichen Ernstfall in der Kreisliga B geprobt wird. Hier zeigen die 11er dann, dass sie neben all dem Spaß, aber auch sehr ambitioniert zu Werke gehen, denn hier will keiner als Verlierer vom Platz gehen. Vielleicht liegt es daran, dass hin und wieder die verlierende Mannschaft den Gewinnern ein hopfenhaltiges Kaltgetränk nach dem Training ausgeben muss.
Oder es liegt daran, dass Fußball für alle Weywiesen-Akteure die schönste Nebensache der Welt ist, der sie trotz der schwierigen Umstände so gerne nachgehen. Denn der SV 1911 Bottrop leistet in gallischer Art und Weise Widerstand: im Gegensatz zu manch anderem Verein nur eine einzige Mannschaft im Spielbetrieb angemeldet hat. Wir werden an dieser Stelle in den kommenden Wochen deutlich mehr über den alltäglichen Kreisliga-Wahnsinn bei den 11ern erfahren. Immer dienstags in unserer neuen Kolumne „1911 Freunde“.
Lukas Schneider ist Bottroper und leidenschaftlicher Amateurfußballer. Der 24-Jährige ist Torhüter des SV 1911 Bottrop und teilt mit uns in seiner Kolumne „1911 Freunde“ den Blick auf das nicht selten skurril komische Innenleben des kleinsten Bottroper Kreisliga-Vereins. Immer dienstags nach den Spieltagen.