Bottrop. Die Partie zwischen dem TSV Feldhausen und dem FC Kickers Ückendorf endete mit einem Spielabbruch. Eine Beobachtung ohne Schuldzuweisung:

Wildes Geschrei, wütende Blicke und Handgreiflichkeiten. Die 69. Minute im Kreisliga-Duell zwischen dem TSV Feldhausen und dem FC Kickers Ückendorf II war die letzte des Spiels. Zwei Fußballer traktieren sich mit Faustschlägen, der Schiedsrichter zeigt Rote Karten und eine Mannschaft verlässt vorzeitig den Platz. Ein Spielabbruch, der sich abgezeichnet hatte.

Feldhausen am Sonntag kurz nach 14 Uhr. Der vom Regen noch feuchte Ascheplatz schimmert in der strahlenden Herbstsonne, am Spielfeldrand erwarten die wenigen Zuschauer den Beginn der C-Kreisliga-Partie zwischen dem TSV Feldhausen und den Kickers aus Ückendorf. Die Mannschaften betreten den Platz. Für den TSV ist es das erste Spiel seit dem 20. Oktober, die Fußballer brennen nach zwei spielfreien Wochenenden auf ihren Einsatz. Doch bevor es losgeht, reihen sich beide Teams am Mittelkreis auf, Spieler legen ihre Arme auf die Schultern ihrer Nebenmänner. Andächtige Stille. Beide Teams gedenken dem vor zehn Jahren verstorbenen Bundesliga-Torhüter Robert Enke.

Tiefstehende Sonne, schwere Sicht

Der Schiedsrichter bläst in seine Pfeife, das Spiel beginnt. Der junge Mann wird an diesem Mittag schnell alt aussehen, das zeichnet sich früh ab. Die Herbstsonne steht schon so tief, dass ein Blick nach Osten in den Augen schmerzt. Schon nach acht Minuten ist der Blick zum ersten Mal getrübt. Einwurf für Ückendorf, das sehen selbst die Gelsenkirchener anders und werfen den Ball zum Gegner zurück. Szenenapplaus. Keine Minute später das selbe Spiel, diesmal andersrum. „Jungs, das reicht jetzt aber. Das ist ja albern“, schreit ein Spieler.

Spiel auf ein Tor: Der TSV Feldhausen hatte sportlich alles im Griff. Emotional lief das Spiel dennoch aus dem Ruder.
Spiel auf ein Tor: Der TSV Feldhausen hatte sportlich alles im Griff. Emotional lief das Spiel dennoch aus dem Ruder. © FELx | Felix Hoffmann

Die Partie nimmt Fahrt auf, zunehmend in Richtung des Ückendorfer Tores. In der 14. Minute segelt eine Flanke in den Strafraum, ein Abwehrspieler berührt den Ball mit der Hand. Der ausbleibende Pfiff ist das unhörbare Kommando an Spieler, die sich benachteiligt fühlen. Sie rennen dem Schiedsrichter entgegen, um ihm die Handspiel-Regel zu erklären. Die kennt der Unparteiische schon. Er bleibt sachlich, reagiert gelassen. Er ist die Person, die entscheidet.

Nach dem 2:0 wird es zunehmend unübersichtlich

Nach 27 Spielminuten geht Feldhausen in Führung, legt schon im nächsten Angriff das 2:0 nach. „Fünf Meter Abseits“, brüllt ein Mann über den Platz, der Hund an seiner Leine zuckt zusammen, „Was ist das denn für eine Pfeife?“ Der End-Fünfziger hat nicht nur Fragen, sondern auch ein Mitteilungsbedürfnis. Die Zuschauer in seiner Nähe sehnen den Halbzeitpfiff herbei. Das unentwegte Gezeter geht ihnen auf die Nerven. Das Spiel auch. Der Hund ist süß.

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Feldhausen gibt auf dem Feld den Ton an. Ückendorfs Abwehrspieler sind überfordert, greifen in die Trickkiste. Dem Schiedsrichter bleibt der kleine Schubser verborgen, der Angreifer kommt ins Stolpern und revanchiert sich mit einem langen Schritt, der nicht der Fortbewegung dient. Jetzt wälzt sich der Abwehrspieler jammernd in einer Pfütze. Der Schiedsrichter fühlt mit, hat die Szene aber nicht gesehen. Der Mann mit Hund schreit „Blindmann“. Es folgt das 3:0 und schließlich der Halbzeitpfiff. Nicht nur Außenstehende äußern ihr Mitleid mit dem Schiedsrichter. Feldhausens Nr. 7 will dem Unparteiischen in der Pause eine Cola ausgeben: „Kannste bei mir aufschreiben lassen.“ Der Unparteiische lehnt dankend ab.

Auch das 5:0 bringt keine Ruhe ins Spiel

Die Treffer, die Feldhausen direkt nach Wiederanpfiff auf 5:0 davon ziehen lassen, wecken bei allen Beteiligten die Hoffnung auf ein wenig Frieden. Ückendorf wechselt den Torhüter. Der neue Keeper sieht in der 68. Minute einen Gegner auf sein Tor zulaufen. Das Geschrei nach Abseits wird abgelöst durch Geschrei nach Elfmeter, denn Torhüter und Gegenspieler sind zusammengerasselt. Ückendorf will den Ball nach vorne schlagen, Feldhausen will das verhindern. Weil zwischen beiden Kickern ein körperliches Ungleichgewicht herrscht, hat der Pressschlag einen Gewinner und einen Verlierer. Der Gewinner sieht Gelb, der Verlierer das Innere eines Krankenwagens (Fuß verdreht).

Die Situation auf dem Sportplatz wird unübersichtlich. Ein Knäuel aus wütenden Gesichtern, wilden Gesten, Geschrei und schlechter Kinderstube. Ein blaues Auge, eine Beule am Hinterkopf und zwei Rote Karten folgen. Ückendorf verlässt geschlossen das Spielfeld. Ein ganz normaler Spielabbruch.