Bottrop. Europapokalspiel in der Dieter-Renz-Halle. TSV Bayer 04 Leverkusen gegen AC Latsia Nikosia. Die Adler-Saisoneröffnung hatte einiges zu bieten.
Der kleineste gemeinsame Nenner ist 168 Zentimeter groß und gebürtig aus Bottrop. Anna Seidel war der Grund dafür, dass Handball-Bundesligist TSV Bayer 04 Leverkusen sein Europapokal-Hinspiel gegen den AC Latsia Nikosia im Rahmen der Saisoneröffnung von Adler 07 in der Bottroper Dieter-Renz-Halle austrug. Die 24-Jährige führte die Werkselfen am Samstagabend vor über 500 Zuschauern als Kapitänin auf die Platte und genoss ihren Auftritt an dem Ort, an dem sie den Handballsport erlernte. Bottrops „Handball-Export“ war mit fünf Toren am 40:5 (!)-Hinspielerfolg gegen ein völlig überfordertes Team aus Zypern beteiligt.
Der hochklassige Handball hat noch Vieles von dem, was Sport-Romantiker schon für ausgestorben halten. Dazu gehört ganz viel Charme und eine spürbare Nahbarkeit: Der TSV Bayer 04 Leverkusen hatte für die Fahrt nur einen einzigen Bus gebucht. In dem nahmen neben der eigenen Mannschaft auch die Spielerinnen des AC Latsia Nikosia und selbst die drei Schiedsrichter aus Litauen und Luxemburg Platz. „Die Stimmung während der Fahrt war schon besonders“, berichtete Leverkusens Teammanagerin Jutta Ehrmann-Wolf. Die Handballerinnen aus Zypern spielten über ihre Handys Musik, sangen und lachten. Von Anspannung war auf dem Weg nach Bottrop nichts zu spüren.
Erst tanzt Nikosia, dann Bayer 04 Leverkusen
Ganz ähnlich gaben sich die weit gereisten Gäste dann auch beim Warmmachen in der Dieter-Renz-Halle. Während Zorba“s Dance von Giorgos Zampetas aus den Lautsprechern dröhnte, wurden aus Dehnübungen schnell Tanzeinlagen. Das 500-köpfige Publikum hatte die Zyprioten schon vor dem Spiel in sein Herz geschlossen. Eins vorweg: Viel zu Feiern gab es für die Mannschaft nicht. Dem TSV Bayer 04 Leverkusen genügte eine schnörkellose Vorstellung, um sich überdeutlich durchzusetzen. Das Rückspiel, das heute in Leverkusen ausgetragen wird, wird einen ganz ähnlichen Verlauf nehmen. Daran gibt es keinen Zweifel, zu groß sind die Leistungsunterschiede zwischen dem deutschen Rekordmeister und dem siebenfachen zyprischen Cup-Gewinner.
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Als Höhepunkt des Saisonauftaktes von Adler 07 taugte das Spiel dennoch, denn das Publikum wurde bestens unterhalten und schaute vor allem auf eine Spielern: Anna Seidel. Die 24-Jährige hat ihren Weg über die DJK Adler und den TV Biefang in den Profisport geschafft, gehört bei den Leverkusenerinnen fraglos zu den Leistungsträgerinnen. Die Kapitänin der Werkselfen unterstrich das schon in der ersten Halbzeit mit fünf Treffern.
Gut möglich, dass Bottrops Handball-Anhänger Anna Seidel und den TSV Bayer 04 Leverkusen schon bald wiedersehen. Jutta Ehrmann-Wolf war zumindest schwer begeistert von dem, was die Adler für das Spiel auf die Beine gestellt hatten. Leverkusens Teammanagerin erklärte noch während des Spiels: „Vielleicht kommen wir ja auch in der zweiten Runde nach Bottrop.“ Die Frage blieb am Samstag noch offen, dafür aber versprach Ehrmann-Wolf ein Benefizspiel gegen die Bottroper Adler.